Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Fast jeder zweite Krebspatient wird mit Bestrahlungen behandelt

Wurzer Katharina, 17.02.2021 18:09

LINZ/OÖ. Obwohl fast jeder zweite Krebspatient hierzulande mit Bestrahlungen behandelt wird, ist wenig Hintergrundwissen dazu vorhanden. Das berichtet die Ärztekammer für Oberösterreich, die daher über das Behandlungsspektrum, den Ablauf und Nebenwirkungen informiert.

Eine einzelne Bestrahlung bei Krebspatienten dauert nur wenige Minuten. Insgesamt sind bis zu 38 Sitzungen nötig (Symbolbild). (Foto: Pressmaster/Shutterstock.com)

Nachdem eine Tumorerkrankung festgestellt wurde, wird im sogenannten multidisziplinären Tumorboard ein Behandlungskonzept festgelegt, das eine oder mehrere Therapieformen beinhalten kann. Dazu zählen vor allem Operationen und medikamentöse Therapie, aber auch Strahlentherapie. Bei letzterer werden vor der Behandlung das zu bestrahlende Volumen, die tägliche Bestrahlungsdosis sowie die Gesamtdosis festgelegt. Dieser Vorgang mittels Computertomografie kann mehrere Stunden bis Tage dauern. Je nach Art der Erkrankung können unterschiedliche Pläne notwendig sein. Üblicherweise wird fünf Mal pro Woche bestrahlt, die Zahl der Sitzungen variiert zwischen eins und 38, informiert die Ärztekammer für Oberösterreich.

Ein Bestrahlungsvorgang dauert nur wenige Minuten

Eine einzelne Bestrahlung dauert nur wenige Minuten und ist schmerzfrei, da Menschen ionisierende Strahlen weder sehen noch fühlen können. Konkret werden Krebszellen mithilfe dieser Strahlen oder Teilchenstrahlen zerstört. Die Strahlung schädigt die Erbsubstanz der Zellen, sodass die Zellteilung aufhört und Zellen zugrunde gehen. Dadurch werden Tumore kleiner oder verschwinden komplett. Angewendet wird die Strahlentherapie zum Beispiel bei Hirntumoren, Mamma (=Brustkrebs, Anm.)- und Prostatakarzinom (=Prostatakrebs, Anm.) sowie Enddarmtumoren. „Die Strahlentherapie spielt eine zentrale Rolle in der Heilung vieler Tumore. Sie ermöglicht zudem bei vielen Patientinnen und Patienten ein organerhaltendes Vorgehen. Das heißt, dass in diesen Fällen das Organ oder Gewebe, in dem sich der Tumor entwickelt hat, nicht radikal operativ entfernt werden muss, sondern dass Teile oder auch das Organ als Ganzes erhalten bleiben können“, sagt Hans Geinitz, Facharzt für Strahlentherapie und Radioonkologie sowie Fachgruppenvertreter für Strahlentherapie - Radioonkologie der Ärztekammer für Oberösterreich.

Organerhalt bei Brustkrebs

Ein Beispiel für den Organerhalt ist die Behandlung von Brustkrebs. Bei mehr als 70 Prozent der betroffenen Frauen ist heutzutage eine lokale Entfernung des Tumors möglich, wodurch eine Brustamputation vermieden werden kann. Die Rückfallraten sind niedrig, sofern nach der Operation eine Strahlentherapie angewandt wird. Damit die Strahlen die Erbsubstanz der Tumorzelle präzise treffen, arbeiten in der Radioonkologie viele Berufsgruppen mit. Darunter sind Ärzte, Pflegepersonal, medizinische Physiker und Radiologietechnologen. „Auch der technische Aufwand in der Radioonkologie ist nicht unerheblich. Letztendlich ermöglichen uns die enormen technischen Fortschritte auf diesem Gebiet unsere Patientinnen und Patienten jedes Jahr ein bisschen besser zu behandeln“, hält Geinitz fest. Die Patienten in der Radioonkologie gehören allen Altersklassen vom Kleinkind bis zum Senior an. 50 bis 60 Prozent aller Krebspatienten in Oberösterreich werden im Laufe ihrer Erkrankung bestrahlt. Bei 50 Prozent aller dauerhaften Heilungen ist die Strahlentherapie beteiligt oder die alleinige Behandlungsart.

Verhalten und Nebenwirkungen

Im Verlauf der Behandlung können allerdings Nebenwirkungen auftreten, ergänzt die Ärztekammer für OÖ. „Die Art und Schwere der Nebenwirkungen hängt davon ab, wo bestrahlt wird, welche Einzel- und Gesamtdosis appliziert wird und ob eine Kombination mit einer Chemotherapie erfolgt. Die meisten Patienten haben keine oder geringe Nebenwirkungen. Stärkere Nebenwirkungen, insbesondere chronische Nebenwirkungen, sind selten“, führt Geinitz aus. In Einzelfällen müsse dann geprüft werden, ob die Strahlentherapie ursächlich für die Symptome verantwortlich sei.

Während der Behandlung sind ein paar Verhaltensregeln zu beachten. So sollen Tätigkeiten, die psychische oder überfordernde körperliche Belastungen darstellen, vermieden werden. Bis auf wenige Ausnahmen sind rasches Spazierengehen oder Sport während der Strahlentherapie aber empfohlen. Außerdem kann eine Schmerz- und Ernährungstherapie nötig sein.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden