Haberlander zum Welt-Aids-Tag: Bewusstsein für Ansteckungsgefahr schärfen
OÖ. Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Im Jahr 2020 wurden in Österreich insgesamt 332 HIV-positive Neudiagnosen registriert, davon 38 in Oberösterreich. Mittlerweile ist HIV gut behandelbar. Weltweit leben 38 Millionen Menschen mit Aids, 690.000 Menschen sind 2019 an Aids verstorben. Da viele ihre Erstinfektion gar nicht mitbekommen, sollte man sich beim Hausarzt testen lassen, rät die Ärztekammer Oberösterreich.
„HIV/Aids konnte genau 40 Jahre nach seiner erstmaligen Entdeckung in eine chronische und gut behandelbare Erkrankung verwandelt werden. Trotz der enormen Fortschritte in der Therapie ist Aids aber immer noch eine medizinisch unheilbare Krankheit. Die Diagnose HIV bedeutet für jeden betroffenen Menschen einen tiefgreifenden Einschnitt in seine Lebensplanung und -perspektive“, so Gesundheitsreferentin LH-Stellvertreterin Christine Haberlander. „HIV-infizierte Menschen sind nach wie vor Anfeindungen und Diskriminierungen ausgesetzt. Mit dem jährlichen Welt-Aids-Tag am 1. Dezember geht es unter anderem darum, das Bewusstsein gegenüber der Krankheit und der Gefahr der Ansteckung zu schärfen, aber auch, Zeichen gegen Ausgrenzung und für Solidarität mit den Betroffenen zu setzen.“ “Es gibt mittlerweile eine sehr gute medizinische Betreuung von HIV-Patientinnen und –Patienten. Schlimm wirkt aber noch immer die Stigmatisierung der Betroffenen“, sagt Wolfgang Ziegler, stellvertretender Kurienobmann der Ärztekammer für Oberösterreich.
Seit vielen Jahren ist die Zahl der HIV-positiv bestätigten Personen in Österreich mit 400 bis 500 pro Jahr relativ stabil. Weil die Diagnose oft erst Jahre nach der Infektion erfolgt, spiegeln die Neudiagnosezahlen nicht nur die Infektionen des aktuellen Jahres, sondern auch jene der vorangegangenen Jahre wider. Im Jahr 2020 wurden in Österreich insgesamt 332 HIV-positive Neudiagnosen registriert, davon 38 in OÖ- ein Rückgang der neu diagnostizierten Fälle im Vergleich zu den Vorjahren. Insbesondere während und nach der ersten Covid-Infektionswelle ist die Zahl der Neudiagnosen gesunken. Der beobachtete Rückgang der HIV-Fälle ist möglicherweise zum Teil darauf zurückzuführen, dass weniger Menschen getestet wurden.
„Jede Neuerkrankung ist eine zu viel und Prävention der einzige wirksame Schutz zur Infektionsvermeidung. Denn nach wie vor stehen uns medizinische Vorsorgemaßnahmen wie Impfungen nicht zur Verfügung. Einerseits müssen umfassende Informations- und Aufklärungsangebote vorhanden sein. Andererseits sollen durch einen niederschwelligen Zugang zur HIV-Testung infizierte Personen frühzeitig erkannt werden und in Therapie kommen. Die Behandlung erfolgt in Oberösterreich auch während der Covid-Krise wie immer. Da gibt es keine Einschränkungen“, betont Haberlander. Zudem verfügt das Kepler Universitätsklinikum mit der HIV-Ambulanz über eine spezielle Einrichtung zur Behandlung von Aids.
Frühzeitige Erkennung bringt mehr Lebensjahre
„Eine HIV-Infektion ist medizinisch gut behandelbar. Unter optimaler Therapie ist es bei HIV-positiven Menschen gelungen, die Nachweisgrenze so zu reduzieren, dass ein Ansteckungsrisiko als ausgeschlossen gilt. Voraussetzung für diesen Schutz durch Therapie sind das Wissen um die eigene Infektion, die tägliche Einnahme der HIV-Medikamente und regelmäßige medizinische Kontrollen“, erläutert Wolfram Hötzenecker, Vorstand der HIV-Ambulanz sowie ärztlicher Referent der Aidshilfe Oberösterreich.
Eine frühe Diagnose ermöglicht einen rechtzeitigen Therapiestart, und dieser bringt mitunter mehr Lebensjahre mit besserer Lebensqualität. Eine erfolgreiche medikamentöse Behandlung wiederum bewirkt, dass die Virenlast nicht mehr nachweisbar ist. So können HIV-positive Menschen, deren Virenlast durch die Medikamente unter der Nachweisgrenze ist, das HI-Virus nicht mehr weitergeben.
Wie wird HIV übertragen?
Übertragen wird das HIV durch bestimmte Körperflüssigkeiten in ausreichender Menge: Blut, Sperma, Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut oder Vaginalsekret. Nicht ansteckend sind HIV-Infizierte über den Speichel, Schweiß, Harn, Stuhl oder die Tränenflüssigkeit. Auch Hautkontakt, Küsse, Husten, Niesen sowie auch Insektenstiche sind nicht in der Lage, das HIV weiterzureichen.
Wer sich erstinfiziert hat, bemerkt oft nicht die sehr unspezifischen Symptome, wie etwa Fieber, akute Lymphknotenschwellung, Hautausschlag, Durchfall oder Schluckbeschwerden. Auf diese akuten Phasen können Phasen völliger oder weitgehender Beschwerdefreiheit folgen. Aids ist die Folge der HIV-bedingten Immunschwäche.
Präventionsarbeit
Wichtiger Teil der Präventionsstrategie in Oberösterreich ist die Prävention von HIV und sexuell übertragbaren Krankheiten vor allem bei Jugendlichen. Informationen erhalten sie im Biologieunterricht, über die Schulärzte oder bei Informationsveranstaltungen und Projekten gemeinsam mit der Aidshilfe OÖ.
Geschützter Sex zählt zum besten Schutz. Denn Geschlechtsverkehr sowie die Verwendung des gleichen Spritzbestecks beim intravenösen Drogenkonsum, zählen zu den Hauptansteckungsformen. Daneben ist auch das Wissen über die eigene Erkrankung relevant. Daher ist es sinnvoll, eine mögliche Infektion beim Hausarzt/bei der Hausärztin kontrollieren zu lassen – auch wenn Sie gar keine Symptome aufweisen.
In Zusammenarbeit mit dem Jugendrotkreuz werden in OÖ von der Aidshilfe jährlich an die 100 Jugendliche zu sogenannten Aids Peers ausgebildet. So kann die Information zu HIV direkt von den jungen Menschen in die Schulen getragen werden.
Die Aidshilfe OÖ bietet neben allen bereits erwähnten Leistungen auch Präventionsmaßnahmen für Erwachsene sowie kostenlose HIV-Testung, Beratung und Betreuung von Betroffenen an.
„Mit ihren Aktivitäten zählt die Aidshilfe zu den Eckpfeilern im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit AIDS und leistet einen wichtigen Beitrag zur Prävention von HIV und anderen Geschlechtskrankheiten in Oberösterreich. Ich danke allen angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr großes Engagement“, so Haberlander.
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