Rund 6.000 Einsätze täglich: Rotes Kreuz OÖ zieht Bilanz
OÖ. Herausfordernd. Ereignisreich. Erfolgreich. So lässt sich das Jahr 2021 für das OÖ. Rote Kreuz zusammenfassen. Es zeigte: Um Krisen bestmöglich zu bewältigen, braucht es Menschen, die sich freiwillig für andere engagieren. Sie helfen rund 6.000 Mal pro Tag und ermöglichen notwendige Leistungen, die es sonst nicht gäbe. Beispiele sind der Einsatz in der Corona-Pandemie, das Engagement in Bildung und Chancengleichheit sowie die vielen weiteren Herausforderungen im sozialen Zusammenleben.
Eine alte Frau sitzt alleine auf einer Parkbank. Sie fühlt sich einsam und wünscht sich, jemanden zum Reden. Eine junge Mutter steigt mit ihren zwei Kindern aus dem Zug. Die Gewalt in der Ukraine zwang die Familie, ihre Heimat zu verlassen. Sie findet Zuflucht in einem Notquartier des OÖ. Roten Kreuzes, um Kraft für die Weiterreise zu tanken. Ein Mann stürzte mit dem Fahrrad. Mit einer tiefen Wunde am Knie liegt er auf der Straße. Passanten leisten Erste Hilfe und warten mit ihm auf die alarmierten Rettungskräfte. Alleine in Oberösterreich ist das Rote Kreuz rund 6.000 Mal pro Tag im Einsatz, um Menschen zu helfen.
Die immensen Herausforderungen des vergangenen Jahres zeigen – das Rote Kreuz wird immer mehr gebraucht: Rund drei Millionen freiwillige Stunden leisteten die 22.590 freiwilligen Rotkreuz-Mitarbeiter im Vorjahr – den Großteil (2,3 Millionen Stunden oder 76 Prozent) im Rettungsdienst. Mit ihrem Engagement stellen sie notwendige Leistungen sicher, die es sonst nicht gäbe: Etwa 40 Prozent aller Rettungs- und Krankentransporte werden von Freiwilligen erbracht. Eine Tätigkeit die bereichert, aber auch anstrengend und herausfordernd sein kann.
„Freiwillige sind das Herzstück unserer humanitären Hilfsorganisation und Leistungsträger unserer Gesellschaft. Ihr Engagement ist systemrelevant aber alles andere als selbstverständlich“, meint OÖ. Rotkreuz-Präsident Walter Aichinger und erinnert an die laufend neuen Aufgaben, die das OÖ. Rote Kreuz wahrnimmt. „Unsere Mitarbeiter sind besonders in Krisen- und Ausnahmesituationen eine verlässliche und unverzichtbare Stütze. Sie riskieren während der Pandemie ihre Gesundheit, um anderen zu helfen. Die überwiegend freiwilligen Mitarbeiter sind es auch, die sich um Geflüchtete aus dem Ukraine-Konflikt kümmern, die täglich in Oberösterreich ankommen“, erklärt der OÖ. Rotkreuz-Präsident.
Zivilgesellschaftliches Engagement ist der beste Krisenmanager
Die Mitarbeiter waren an mehr als 1,1 Millionen Corona-Schutzimpfungen beteiligt und transportierten seit März 2020 rund 36.000 möglicherweise oder tatsächlich an Covid-19 erkrankte Patienten sicher ins nächste Spital. Mehr als 100 sind auch jetzt noch täglich an den behördlichen Test- und Impfstandorten im Einsatz. Die Mitarbeiter der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 nahmen 1,2 Millionen Anrufe an.
Um die hohe Qualität der Leistungen des OÖ. Roten Kreuzes langfristig zu sichern, gilt es, das Ansehen des freiwilligen Engagements sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Hier gibt es noch einiges zu tun. „Wer sich freiwillig für unsere Gesellschaft engagiert, darf keine persönlichen Nachteile erfahren“, bringt es Aichinger auf den Punkt.
Gesellschaftswandel bringt neue Herausforderungen
Beinahe komplett von Freiwilligen betrieben werden Dienste wie Essen auf Rädern, Betreutes Reisen oder der Besuchsdienst. 352.957 Stunden leisteten die rund 5.100 Mitarbeiter der freiwilligen sozialen Dienste im Jahr 2021. Damit stieg die Zahl der freiwillig geleisteten Stunden im Vergleich zu 2020 um rund 20.000 an.
Armut, soziale Isolation und Einsamkeit sind die großen Herausforderungen der Zukunft. Deren Folgen stellen in manchen Fällen auch ein Gesundheitsrisiko dar. „Corona führte uns alle vor Augen, wie wichtig soziale Kontakte sind“, erklärt Aichinger. Die Mitarbeiter des Besuchsdienstes sind da, wenn Menschen einsam sind und niemanden zum Reden haben. Trotz pandemiebedingter Hygiene- und Abstandsregeln waren sie oberösterreichweit rund 33.000 Stunden im Einsatz, um Klienten Zeit zu schenken.
Mehr als 918.700 Portionen lieferten die freiwilligen Essen auf Räder-Mitarbeiter alleine im Vorjahr in Oberösterreich aus.
Hilfe für Menschen in möglichst vielen Lebenslagen
Immer mehr Menschen sind auf Hilfe angewiesen, um ihren Alltag bewältigen zu können. Statistiken belegen, dass die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Oberösterreich von derzeit mehr als 80.000 bis 2040 auf knapp 126.000 steigen wird. Diese demografische Entwicklung fordert Hilfsorganisationen wie das OÖ. Rote Kreuz, das mit der Mobilen Pflege rund 14.000 Klienten in Oberösterreich betreut. Insgesamt absolvierten sie 838.000 Hausbesuche.
Um möglichst lange selbstständig leben zu können, bietet das OÖ. Rote Kreuz das Rufhilfe-System an. Die Zahl der Teilnehmer steigt seit der Einführung kontinuierlich an und liegt derzeit bei 15.642. Egal, ob Akuterkrankung, Sturz oder ein Unfall. Mit einem Druck auf das Rufhilfearmband können Menschen rasch Alarm schlagen.
Betreutes Reisen startet wieder durch
Seit mehr als 20 Jahren bietet das OÖ. Rote Kreuz das Betreute Reisen an, um jenen Menschen Urlaubsfreuden zu ermöglichen, die alleine nicht mehr verreisen können. Mit Aufkommen der Corona-Erkrankungen musste das OÖ. Rote Kreuz diese Dienstleistung jedoch vorübergehend einstellen.Mit Herbst 2021 ging es jedoch wieder sicher in den Urlaub. 251 Personen genossen 2021 betreute Entspannung, Erholung und einen oft notwendigen Tapetenwechsel. „Wir erarbeiteten ein Sicherheitskonzept für unbeschwerte Reisen“, erklärt der OÖ. Rotkreuz-Präsident.
Jeder siebte Oberösterreicher unterstützt das OÖ. Rote Kreuz
Nach dem ersten Corona-Jahr nahmen 2021 die an Rotkreuz-Dienststellen angebotenen Erste-Hilfe-Kurse wieder Fahrt auf. Die Zahl der Teilnehmer erhöhte sich von 26.700 auf 32.100. Jeder siebte Oberösterreicher entschied sich, das OÖ. Rote Kreuz mit einer Geld-, Zeit- oder Blutspende zu unterstützen.
Mehr Engagement in Bildung und bessere Rahmenbedingen für Freiwilligkeit
Neue Schwerpunkte setzt das OÖ. Rote Kreuz im Engagement für mehr Bildung und Chancengerechtigkeit. Um junge Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen und Potentiale zu heben, plant man den Ausbau von ALPHA. MEINE CHANCE. Deshalb werden heuer 85 zusätzliche ALPHA-Lesecoaches ausgebildet.
Um die Kraft der Zivilgesellschaft zu unterstützen, gilt es auch, die Rahmenbedingungen für freiwilliges Engagement weiter zu verbessern. Das organisationsübergreifende Freiwilligen-Manifest oberösterreichischer Rettungs- und Hilfsorganisationen war der Startschuss für Gespräche mit gesellschaftlichen Entscheidungsträgern. „Dank der Unterstützung unserer Zeit-, Geld- und Blutspender können wir Verantwortung übernehmen und zur Stelle sein, wenn andere Menschen Hilfe brauchen“, meint Aichinger.
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