Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Onlineberatung: Emotionale Nähe trotz räumlicher Distanz

Nora Heindl, 06.10.2022 13:18

LINZ. Die TelefonSeelsorge – Notruf 142 – unterstützt Menschen in Krisenzeiten. Seit zehn Jahren bietet sie auch kostenlose, anonyme Beratung per E-Mail und Chat an, die vor allem von jüngeren Menschen gern in Anspruch genommen wird.

Vor allem abends greifen Jugendliche zur Chatberatung. (Foto: pololia/stock.adobe.com)
Vor allem abends greifen Jugendliche zur Chatberatung. (Foto: pololia/stock.adobe.com)

Unter der Nummer 142 haben die Mitarbeiter der TelefonSeelsorge ein offenes Ohr für alle möglichen Anliegen und Nöte. Sie erleichtern Menschen in Krisenzeiten das Durchhalten und stehen ihnen beratend zur Seite. Doch nicht jeder will telefonieren, gerade bei heiklen Angelegenheiten bevorzugen oftmals Jüngere Trost und Hilfe via Chat oder E-Mail.

Gerade in den späteren Abendstunden steigt die Nachfrage nach Chatberatungen. Thematisch stehen psychische Erkrankungen oder Symptome wie etwa Selbstverletzung, Beziehungsprobleme oder quälende Suizidgedanken im Vordergrund. „Gerade jetzt in den ersten Wochen eines neuen Schuljahres wenden sich auch vermehrt Jugendliche mit Schulangst bei uns“, erzählt Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ.

Schon das Schreiben bringt eine erste Entlastung

Während für die Mailberatung eine einmalige Registrierung mit (anonymisierter) Mailadresse und Passwort notwendig ist, kann beim Chat ohne Anmeldung mit Beratern gechattet werden, täglich von 16 bis 23 Uhr.

Die Unterhaltung findet online und auf schriftlichem Wege statt. Belastungen, Sorgen und Probleme werden niedergeschrieben und von den Beratern beantwortet. Sie bieten Entlastung, unterstützen beim „Sich-Sortieren“ und helfen bei der Suche nach Wegen zur Angstreduktion. „Unsere Berater bieten ein menschliches Gegenüber, Kontakt und Unterstützung bei der Suche nach Gestaltungsmöglichkeiten oder Lösungsideen“, so Breitwieser.

Oft bringt das Schreiben über das, was beschäftigt, schon eine erste Entlastung, wie Breitwieser betont: „Im Schutz der Anonymität öffnen sich Jugendliche häufig leichter und schneller, so dass auch schambesetzte Themen wie selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken, Missbrauch oder Suchtproblematiken angesprochen werden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Beratungen über das Internet trotz der räumlichen Distanz sehr emotional sein können. Paradoxerweise entsteht gerade durch die Niederschwelligkeit der Chatberatung eine oft sehr große Nähe.“

Zukunftsmodell Onlineberatung

Viele Beratungs- und Therapieeinrichtungen haben mit Beginn der Corona-Pandemie neben der klassischen Face-to-face-Beratung Telefon- und Onlineberatung in ihr Angebotsspektrum aufgenommen. Wie selbstverständlich wurde in der Krise am Telefon und im Videochat beraten, behandelt und therapiert. Die Krise hat bewirkt, dass Onlineberatung in der medialen Wahrnehmung nicht nur endlich angekommen ist, sondern auf breite Akzeptanz gestoßen ist.

Die Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ betont: „Wir sehen es als wichtige Entwicklung, dass im Zeitalter der digitalen Transformation auch die psychosoziale Beratung auf eine breite Basis gestellt wird. Wichtig wird es sicherlich sein, Onlineberatungsangebote im Rahmen etablierter Qualitätsstandards zu entwickeln. Berater müssen qualifiziert und die nötigen technologischen Voraussetzungen geschaffen werden. Sind Datenschutz und Beratungsqualität gewährleistet, zeigt sich in diversen Studien, dass Onlineberatung und -therapie wirksam sein können.“

Die Onlineberatung hat sich als wertvolle Ergänzung zum telefonischen Angebot der TelefonSeelsorge erwiesen. „Die Onlineberatung gibt der Telefonseelsorge ein ‚Gesicht mit Zukunft‘“, ist Breitwieser überzeugt. Auch an der Einbindung weiterer Kanäle werde derzeit gearbeitet. „Gerade entwickeln wir ein Konzept, wie wir eine sichere Messenger-Beratung anbieten können“, verrät sie.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden