Erste Kinder-Primärversorgungseinheit in OÖ: "Kinderärzte am Domplatz" in Linz
LINZ. Bereits im Jänner wurde in Linz das oö-weit erste Kinder-Primärversorgungszentrum „Kinderärzte am Domplatz“ eröffnet. Vier Ärzte und fast 30 Experten aus Gesundheits- und Sozialberufen bieten eine Rundumversorgung unter einem Dach für Patienten von Null bis 18 Jahre aus ganz Linz.
An die 1.000 Patienten wurden im ersten Monat behandelt, 200 Schwangere haben bereits ihre Neugeborenen angemeldet und die Logopäden sind über 60 Prozent ausgelastet - und das ohne groß an die Öffentlichkeit gegangen zu sein. „Wir sehen erst jetzt, wie groß der Bedarf wirklich war. Wir haben Kinder mit ein, zwei Jahren, die noch keine einzige Mutter-Kind-Pass-Untersuchung hatten“, betont Kinderfachärztin Melanie Tamesberger, die mit ihren Kollegen Christina Kiblböck, Christina Schweiger und Alexander Springer die „Kinderärzte am Domplatz“ leitet.
Gemeinsam mit einem Team von fast 30 Experten aus den Bereichen Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie, Psychologie, Diätologie und Sozialarbeit sowie zwei Konsiliarärztinnen für Neuropädiatrie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie wird eine „qualitativ hochwertige, umfassende Grundversorgung für Kinder und Jugendliche unter einem Dach angeboten“. Von der Vorsorge, angefangen beim Mutter-Kind-Pass, bis zur Behandlung von akuten bzw. chronischen Erkrankungen. Etwa 2,8 Millionen Euro an Personalkosten werden dafür pro Jahr von der Österreichischen Gesundheitskasse mit Unterstützung des Landes OÖ investiert.
Eine weitere Besonderheit: Alle Leistungen sind Kassenleistungen. „Es ist für uns eine Genugtuung, dass wir Kindern aus allen Schichten eine gute medizinische und therapeutische Betreuung anbieten können“, so Tamesberger.
Standort im Gesundheitspark der Barmherzigen Schwestern
Dafür braucht es Platz, der im Gesundheitspark der Barmherzigen Schwestern in der Stifterstraße neben dem Mariendom gefunden wurde. Auf 1.000 Quadratmetern im zweiten Stock befinden sich sechs Ordinationen, eine Infektordination und neun Therapeutenräume. Jeder Raum ist bis zu 50 Stunden pro Woche belegt. „Die Infektordination ist über eine Schleuse direkt vom Foyer erreichbar, damit Patienten zum Beispiel mit Windpocken gar nicht zur Anmeldung müssen. Für die Therapien haben wir einen Selbst-Check-In mittels eCard“, erzählt Tamesberger.
So breit gefächert wie die vertretenen Fachbereiche, werden auch die Öffnungszeiten gehalten. So hat das Primärversorgungszentrum zweimal die Woche bereits ab 7 Uhr geöffnet und zweimal bis 18 Uhr. „Freitagnachmittag sind wir bis 16 Uhr da, da sind wir die einzigen in Linz“, so Tamesberger. Auch gibt es keine Urlaubsschließung. „Wir haben immer offen und vertreten uns gegenseitig.“ Zwar hat jeder Patient einen hauptbetreuenden Arzt, dank gemeinsamer Datenaufzeichnung hat aber jeder die Vorinformation über einen Patienten, die er braucht.
Die Terminvereinbarung erfolgt telefonisch unter 0732 239934. Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen können auch online vereinbart werden.
Erstes Primärversorgungszentrum für Kinder in OÖ
Die Kinderärzte am Domplatz sind das erste Primärversorgungszentrum für Kinder in OÖ und das erste außerhalb von Wien. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie können nicht mitbetreut werden, sondern brauchen eigens für sie geschulte Professionisten“, betont Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander.
Kinderarzt-Kassenstellen in Linz
Vier markante Kinderarzt-Kassenstellen waren zuletzt in Linz unbesetzt. Drei davon werden nun von den vier Kinderärzten am Domplatz als drei Vollzeitäquivalente abgedeckt. Auch Ersatz für Kinderarzt Wolfgang Tiefenthaller in Urfahr ist in Sicht. Der Mediziner ging mit 1. Jänner nach 31 Jahren in Pension. Trotz monatelanger Ausschreibung konnte zeitgerecht keine Nachfolge gefunden werden.
„Nennen wir das Kind beim Namen, wir hatten in Linz zuletzt wirklich ein Problem mit der Besetzung von Kinderarztstellen“, so Albert Maringer, der stv. ÖGK-Landesstellenausschussvorsitzende.
Die Verschlechterung hatte schon vor etwa neun Jahren ihren Ursprung. „Damals ging ein Kinderarzt in Urfahr in Pension, der pro Quartal etwa 2.600 Patienten betreut hat und die sich dann auf die Linzer Kinderärzte verteilt haben“, erzählt Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich. „Dann ist als nächstes eine Ärztin im Linzer Süden in Pension gegangen und dann wurde es knapp mit einer guten Kinderversorgung.“ 22 Mal sei die Kinderarztstelle im Süden in den vergangenen Jahren ausgeschrieben worden, ohne Erfolg. „Warum sich niemand gefunden hat, kann man lange diskutieren. Man kann niemanden zwingen und besser im Zentrum als nirgends“, so Niedermoser.
Wobei ein Primärversorgungszentrum im Süden noch nicht vom Tisch ist. „Wir arbeiten weiter an der medizinischen Versorgung im Süden, die Stelle wird weiter ausgeschrieben“, so Maringer.
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