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Endiorass Kingley: Vom Lausbuben zum österreichischen Aushängeschild im Dreisprung

Baumgartner Anna, 07.11.2025 13:29

LINZ. Was als Schulstrafaktion begann, führte zu einer erfolgreichen Leichtathletik-Karriere. „Ich war früher ein bisschen ein Lausbub“, erzählt Dreispringer Endiorass Kingley (TGW Zehnkampfunion). Weil er so viel Energie gehabt habe, meldeten ihn seine Lehrer im Jahr 2017 zum Juniormarathon an – „eigentlich als Bestrafung“. Doch ausgerechnet dort fiel er seinem späteren Trainer Roland Werthner auf. Mittlerweile darf sich der erst 23-Jährige österreichischer Rekordhalter im Dreisprung nennen.

Endiorass Kingley bei den Weltmeisterschaften 2025 in Tokio. (Foto: ÖLV/Sonia Maleterova)
  1 / 4   Endiorass Kingley bei den Weltmeisterschaften 2025 in Tokio. (Foto: ÖLV/Sonia Maleterova)

Der Dreisprung sei momentan in Österreich leider ein wenig ausgestorben, so der Leichtathlet Endiorass Kingley (TGW Zehnkampfunion) im Gespräch mit Tips. Auch der 23-Jährige habe nicht daran gedacht, professioneller Sportler zu werden, zumindest bis zum Jahr 2017 nicht.

Anfänge beim Juniormarathon

Roland Werthner, Obmann der TGW Zehnkampfunion, Präsident des Oberösterreichischen Leichtathletikverbands und Bruder des Olympia-Zehnkämpfers Georg Werthner, erkannte Kingleys Potenzial sofort – „in meiner Physik und Körpergröße“, wie Kingley heute schmunzelt. Nach anfänglicher Skepsis fand er über diesen schließlich den Weg in die Leichtathletik.

„Roland Werthner hat mich gar nicht laufen gesehen, sondern mich einfach angesprochen und gesagt, er würde mich gern zum Training einladen, zum Probetraining für die Leichtathletik. Davor habe ich nichts von der Leichtathletik gewusst, was es ist oder was man für Disziplinen macht. Er hat mir halt eine Nummer gegeben.Ich habe eigentlich nie zurück angerufen. Aber der Roland war dann eine Woche später in meiner Schule, der NMS 17 in Linz“, so Kingley zu seinen Anfängen. 

Bei seinem ersten Probetraining seien dann 150-Meter-Läufe auf dem Programm gestanden. „Das erste Mal bin ich 70 Meter gesprintet. Dann hab ich mir gedacht, ich kann nicht mehr. Währenddessen bin ich einfach stehen geblieben. Richtiger Sportgeist“, so der Dreispringer lachend. 

Internationale Großereignisse

Nach mehreren Disziplinen im Mehrkampf entdeckte Kingley 2020 seine Leidenschaft für den Dreisprung: „Ich habe Philipp Kronsteiner springen gesehen – das war das erste Mal, dass ich den Dreisprung live gesehen habe. Da habe ich mir gedacht, das schaut schon cool aus.“ 

Seine Entwicklung verlief rasant: Bei der U20-EM 2021 in Tallinn wurde er Vierter, ebenso bei der U20-WM in Nairobi. 2023 folgte der Sprung in die Eliteklasse. Bei der Team-EM in Maribor stellte er in diesem Jahr mit 16,85 Metern sogar einen neuen österreichischen Rekord auf.

Die rasante Steigerung kam dabei durchaus unerwartet. Im Mai 2024 erlitt der Linzer einen Riss im Oberschenkelmuskel. Der Muskel sei komplett abgerissen. Eine Operation und eine einmonatige Bettruhe folgten. „Das war schon ein Tiefpunkt“, so Kingley.

Doch an Aufgeben dachte er nie: „Ich habe meinem Trainer und Therapeuten gesagt, ich will nächstes Jahr zur Hallen-EM und zur WM.“

2025 erreichte er bei der Hallen-EM Platz neun – „ganz knapp am Finale vorbei“ – und wurde später bei der Weltmeisterschaft in Tokio Neunter im Finale: „Ich bin als Dreißigster hingekommen und bin Neunter geworden – pure Freude.“

Training mit Olympiasieger

Heute arbeitet Kingley mit seinen Trainern Roland und Georg Werthner sowie Christian Taylor, 2011, 2015, 2017 und 2019 Weltmeister sowie 2012 und 2016 Olympiasieger im Dreisprung, zusammen.

Sein Alltag ist als Heeressportler durchgetaktet. Kingley pendelt zwischen Kraftkammer, der Leichtathletikanlage auf dem Areal der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz am Freinberg und der Kornspitzhalle in Keferfeld hin und her.

„Am Montag habe ich in der Früh Massage, Nachmittag Sprungtraining. Dienstag Krafttraining und Läufe, Mittwoch frei und wieder Sprünge, Donnerstag Krafttraining und abends Läufe im Bauernpark. Am Freitag steht wieder ein spezifisches Training am Programm. Am Sonntag ein Basistraining mit der ganzen Gruppe.“

Das Ziel ist klar definiert: „Wir haben jetzt einen Dreijahresplan bis zu Olympia. Jedes Jahr soll die Leistung steigen.“ Für 2026 will er „die 17 Meter knacken“, langfristig peilt er Olympia 2028 an – und eine Medaille: „Es ist von jedem Sportler ein Ziel, eine Medaille zu schaffen.“


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