Breitbandinitiative: 1,7 Milliarden alleine für Oberösterreich nötig
LINZ/BAD ZELL/OÖ. Eine Breitbandmilliarde sei zu wenig, mindestens 1,7 Milliarden Euro alleine für Oberösterreich brauche es an Investitionen aus öffentlicher und privater Hand für Breitband. Das fordern Bundesminister Harald Mahrer und Wirtschaftsbund-Obfrau und Wirtschaftskammer-Präsidentin Doris Hummer. Das sei das „Gebot der Stunde“. Vor allem der ländliche Raum müsse besser versorgt werden.
Schneller Internetzugang wird aufgrund der stetig wachsenden Vernetzung immer wichtiger. Das Internet durchdringt inzwischen beinahe alle Lebensbereiche. Dies gilt für Privathaushalte aber vor allem auch für die Wirtschaft. Mit der zunehmenden Digitalisierung verdoppelt sich das transferierte Datenvolumen zurzeit alle 12 Monate.
Ultraschnelles Internet soll Realität werden
Für die Wirtschaftsbetriebe aller Branchen ist eine gute und schnelle Internetanbindung mit 100 Mbit/sec dringend notwendig. Bis 2022 soll mit Hilfe von Förderungen speziell in ländlichen Regionen ultraschnelles, flächendeckendes Breitband-Internet Realität werden.
Breitbandatlas entspricht nicht den Fakten
Die Errichtung der notwendigen Infrastruktur erfordert laut Schätzung ein Finanzierungsvolumen von 1,7 Milliarden Euro – alleine in Oberösterreich. Laut einer Studie der FH Hagenberg liegt der derzeitige Stand der Netze weit hinter dem Digitalisierungsplan. Das steht im Widerspruch mit dem Breitbandatlas des Bundes. Lediglich in den Ballungsräumen fühlen sich derzeit rund 80 Prozent der Betriebe gut versorgt.
Ländlicher Raum besonders betroffen
Die Unternehmer im ländlichen Raum sind besonders betroffen, denn dort gibt es viele Regionen die gar keinen oder nur unzureichenden Breitbandanschluss haben. „Breitband darf keine Schmalspur bleiben. Der Breitbandatlas entspricht nicht den Fakten,“ so Wirtschaftsbund-Obfrau Doris Hummer. „In 70 Prozent der Fälle wird nur die Hälfte der laut Breitbandatlas angegebenen Bandbreite erreicht,“ so Hummer weiter.
Breitbandmilliarde ist zu wenig
„Die digitale Infrastruktur ist absolute Grundvoraussetzung für alle Zukunftstechnologien und damit ein entscheidender Standortfaktor. Bei der Netzabdeckung im ländlichen Raum hinkt Österreich im internationalen Vergleich hinterher, das ist eine Frage der Teilhabegerechtigkeit und entscheidet darüber, ob Unternehmen im ländlichen Raum bestehen und sich ansiedeln können oder ob junge Leute wegziehen müssen“, so der Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Harald Mahrer.
Vorreiterrolle bei 5G-Standard werden
Mahrer will die Chancen nutzen und Vorreiter werden. „Wenn Österreich etwa Pilotland beim Ausrollen des 5G-Mobilfunkstandards wird, bringt uns das bis 2027 etwa 30 bis 40 Milliarden Euro mehr Bruttowertschöpfung und 30.000 bis 40.000 Jobs. Die Breitbandmilliarde ist daher wichtig, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Zudem sollten vor allem bürokratische Hürden abgebaut werden, um als Pilotland viel attraktiver zu werden.
Vorzeigebeispiel: Es geht auch anders
Den Beweiss, dass auch im ländlichen Raum superschnelles Internet geht, liefert IT-Unternehmer und Landwirt Harald Gruber aus Bad Zell im Bezirk Freistadt. Er hat - da er den ländlichen Raum nicht verlassen und den elterlichen Hof weiterführen wollte - auf dem Bauernhof ein Media- und IT Zentrum eingerichtet. Auf Grubers Initiative hin wurde 2010 im noch weitgehend unerschlossen Mühlviertler Hochland eine eigene Glasfaserleitung verlegt.
Im Hof sind weitere IT- und andere Unternehmen eingemietet. Insgesamt arbeiten dort zwölf Menschen. „Die müssen nicht mehr pendeln, bleiben in der Region und sparen Ressourcen“, so Gruber.
Viel Eigenleistung
Damit es aber soweit gekommen ist, musste viel investiert werden. „Unser Projekt und die Verlegung des Glasfaserkabels wurde mit sehr viel Eigenleistung realisiert“, so Gruber. So hat er selbst gebaggert, finanziert wurde die 70.000 Euro-Investition von ihm selbst.
Letztendlich könne der Ausbau aber nur über die Gemeinden realisiert werden, so Gruber, „denn die Gemeinden wissen genau wo Breitband-Infrastruktur-Maßnahmen vorgenommen werden müssen. Die Praxis zeigt leider auch, dass man nur dann eine Umsetzung schafft, wenn man laut genug darauf aufmerksam macht.“
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