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Die Bedeutung von Schulbau und Architektur für moderne Wissensvermittlung wird von Bildungslandesrätin Christine Haberlander in den Fokus gerückt. Künftig ist für Um-, Aus- und Neubauten von oberösterreichischen Schulen auch ein pädagogisches Konzept vorgeschrieben.Ein neu geschaffenes „strategisches Management“ soll dafür als Anlaufstelle dienen. 

Bildungsdirektor Alfred Klampfer "hängt" mit den Schülern der VS Angedair im "Lesenetz"
  1 / 7   Bildungsdirektor Alfred Klampfer "hängt" mit den Schülern der VS Angedair im "Lesenetz"

„Wir haben eine Reise zu sehr innovativen und modernen Standorten hinter uns“, so Haberlander nach einer Tour zu besonderen Schulen in Tirol, Südtirol und Salzburg.Mit einer Gruppe von Bildungsexperten informierte sich die Bildungslandesrätin über neue Möglichkeiten durch besondere architektonische Konzepte im Schulbau.

Nebenbei Gesamtschule - Schulzentrum Neustift

„Natürlich ist auch in einem alten Gebäude gute Pädagogik möglich, aber wir wissen auch, wie Räume auf Menschen wirken“, erklärt Architektin Ursula Spannberg bei einem Besuch des erst vor wenigen Wochen eröffneten Schulzentrums Neustift.

Volksschule, NMS, Ski-Mittelschule und Internat befinden sich hier unter einem Dach.

Besonderer Wert wurde bei der Konzeption auf Offenheit und Durchsicht gelegt. Oft finden sich Leseecken und kleine Arbeitsbereiche außerhalb der Klassen, selbst die Bibliothek ist frei zugänglich.

Die Volksschule liegt im ersten Stock des Eingangsbereiches etwas abgelegen ist aber mit allen anderen Schulbereiche durch einen terrassierten Indoor-Campus verbunden, der, dem Gelände folgend, nach unten bis zum Internat führt. Entlang des Campus sind immer mehrer Klassen in „Clustern“ angeordnet die neben den Klassen immer auch Lern- und Aufenthaltsbereich umfassen.

Der Bau schafft die Voraussetzungen für „offenes Lernen“. Viele frei zugängliche Flächen erlauben es den Schülern gemeinsam an Projekten zu arbeiten oder sich in eine ruhige Ecke zurückzuziehen.Nebenbei kann man dadurch, dass man alle unterschiedlichen Schulen unter einem Dach hat, auch Synergien nutzen. Räume wie die Lehrküche, die Werkräume oder der Musikraum, können so gut ausgelastet werden.

Da die Schule einen sehr guten Ruf genießt und das nächste Gymnasium recht weit entfernt liegt, besuchen fast alle einheimischen Kinder das Schulzentrum Neustift – die Idee einer Gesamtschule wird also nebenbei, durch das gute Angebot, verwirklicht.

Alles ist Lernraum

Im modernen Unterricht gibt es einen Trend hin dazu, das Lernen und Erarbeiten aus der Klasse in offen zugängliche Bereiche zu holen.So etwa auch in der Volksschule Angedair (Tirol). Hier wurde ein beinahe 120 Jahre altes Schulhaus so adaptiert, dass es die Unterrichtsmethode und die Arbeitsweise gut unterstützt. Die Gänge wurden zu Aufenthalts- und Lernzonen, in denen sich allenthalben frei zugängliche Lernunterlagen finden.

„Kinder werden nicht als Objekte, sondern in ihrem Mensch sein wahrgenommen. Schulen sollen Orte sein, an denen Gelingen ermöglicht wird, anstatt Orte zu haben, an denen Misserfolg dokumentiert wird“, so Bernhard Frischmann Schulqualitätsmanager der Bildungsregion Landeck.

Besonderer Wert wurde auf eine offene Gestaltung gelegt, bei der man von jedem Raum nach draußen sehen kann. Oft erarbeiten die Schüler alleine oder in kleinen Gruppen ihre Aufgaben, die sie zuvor mit der Lehrkraft besprochen haben. Dazu ist es natürlich notwendig, sehr individuell auf die Schüler einzugehen. In manchen Klassen wird sogar die Hausübung individuell für und mit den Schülern abgestimmt.

Mehrstufige Klassen

Mehr als die Hälfte der Klassen wird in der Volksschule Angedair mehrstufig geführt. Es arbeiten also Kinder von sechs bis zehn Jahren in einer Klasse oder in Gruppen zusammen. Dieses System hat für alle Kinder der Klasse Vorteile. Jüngere Kinder können bei Interesse mit den „älteren“ mitarbeiten, Kinder die langsamer Fortschritte erzielen, können sich in der gemischten Klasse leichter Erfolgsmomente und Selbstvertrauen erarbeiten.

„Die Kinder sind zu Hause unterschiedlich alt, sie werden im Berufsleben unterschiedlich alt sein, nur in der Schule sollen sie alle gleich alt sein“, wundert sich Direktorin Daniela Lehmann.

Ideen aus Südtirol

„Jede Schule hat ihr eigenes Gesicht“, erklärt Josef Watschinger, der im Schulsprengel Welsberg (Südtirol) als Direktor fünf Volksschulen und einer NMS vorsteht.

In der Volksschule Welsberg konnte im Zuge eines Neubaues auf die Anforderungen des neuen Lernens eingegangen werden, doch auch an den anderen Schulen konnte durch kostengünstige Eingriffe auf die Anforderungen der Zeit eingegangen werden.Auch in Watschingers Schulen steht offenes Lernen im Mittelpunkt. Mit Schülern werden auch individuelle Ziele und Projekte vereinbart, die dann gemeinsam umgesetzt werden.

Durch die Schulautonomie hat Watschinger auch die Möglichkeit, sein Team, etwa durch eine Schauspiellehrerin, zu erweitern, wodurch interessante Impulse gesetzt werden können. „Früher wurde die Schule von oben gestaltet, heute entwickelt sie sich heraus und im Dialog mit dem Umfeld“, so Watschinger.

Ein Bauernhof aus dem 15. Jhdt.

Ein außerordentliches Projekt ist in Südtirol mit dem Burgerhof im Entstehen. Ein Bauernhof aus dem 15. Jhdt. wird aufwendig saniert und dient Kindern und Jugendlichen als Ort zu lernen, sich zu erfahren und zu entwickeln.

Junge Menschen bleiben einige Tage oder Wochen im historischen Gebäude und haben Gelegenheit, in einem sowohl architektonisch als auch pädagogisch ungewöhnlichen Umfeld neue Erfahrungen zu machen.

Chancen nutzen

„Ein Konzept zu entwickeln und das dann allgemein durchzuziehen ist im 21. Jhdt. nicht angebracht. Wenn man aber einen Tipp geben muss, dann rate ich – sucht euch einen Leerstand und zieht dort ein“, so Michael Zinner von der Kunstuni Linz über die Schule der Zukunft.

Um Chancen, die sich durch Umbauten ergeben, zu nutzen, sollen diese künftig mit Rücksicht auf deren pädagogisches Wirken hin geplant werden. Doch auch Ideen kleinerer Adaptierungen aus dem System heraus, etwa durch Lehrer, sollen künftig besser genutzt werden. „Man muss bedenken, dass man auch mit kleinen Dingen schon viel bewirken kann“, so Landesrätin Haberlander. Als Anlaufstelle für Gemeinden, aber auch für Ideen aus den Schulen, wird dafür ein strategisches Schulbaumanagement etabliert.

 


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