Initiative "Teach For Austria": Quereinsteiger machen Unterschied an Schulen
OÖ. Unterstützung bekommt das oberösterreichische Bildungssystem von der Bildungsinitiative „Teach For Austria“. Engagierte Akademiker und Young Professionals werden dabei als Fellows an Brennpunktschulen im Zentralraum, Wels und Steyr eingesetzt, um dort mit neuen Ideen und Ansätzen zu unterstützen und vor allem Kindern aus bildungsfernen Schichten eine gute Bildung zu ermöglichen. Das erfolgreiche Programm befindet sich in Oberösterreich im zweiten Jahr.
„Wir dürfen Bildung nicht in starren Systemen denken, sondern müssen neue Chancen sehen. Es ist kein entweder oder, sondern ein 'Und'“, so Bildungsreferentin, LH-Stellvertreterin Christine Haberlander. „Die Fellows sind als Unterstützung an herausfordernden Schulen eine wertvolle Ergänzung. Sie sollen die Lehrerinnen und Lehrer keineswegs ersetzen, sondern durch ihren neuen Zugang auch neue Möglichkeiten und neue Ansätze liefern.“
Dieses Jahr sind bereits 21 Fellows an elf Schulen in Oberösterreich im Einsatz. So sind unter anderem an der NMS6 in Wels vier Fellows, an der NMS17 in Linz drei und in Haid und Traun je zwei. „Teach For Austria“ wählt die Fellows nach strengen Kriterien aus, in einem mehrstufigen Verfahren. „Wir wählen geeignete Persönlichkeiten aus, die einen Unterschied für benachteiligte Kinder und Jugendliche bewirken wollen. Sie zeichnen sich durch hohe Motivation, Empathie und eine steile Lernkurve aus“, erläutert der Regionalleiter von „Teach For Austria“ Oberösterreich, Bernhard Reingruber.
Um die Fellows auf ihre Aufgaben an der Schule vorzubereiten, durchlaufen sie eine Ausbildung und werden auch während ihrer „Schulzeit“ intensiv begleitet. Das Programm ist speziell für Quereinsteiger konzipiert.
„Bildungsgerechtigkeit ist mir sehr wichtig“
Eine von elf neuen Fellows in Oberösterreich ist die Vöcklabruckerin Stefanie Hiptmair. Sie ist seit etwas mehr als 100 Tagen als Fellow an der NMS 17 in Linz im Einsatz und unterrichtet Mathematik, Physik und Chemie. Hiptmair studierte Molekulare Mikrobiologie in Graz, war dann in diesem Bereich auch tätig. Ihre Motivation, das Follow-Programm zu absolvieren und damit in einer Schule zu unterrichten: „Ich durfte acht Jahre lang das Bundesgymnasium in Vöcklabruck besuchen. Das war für mich ganz selbstverständlich. Erst als ich in das Thema eingetaucht bin, wurde mir bewusst, dass mein Bildungsweg alles andere als fraglos war. Durch meinen Einsatz will ich meine Schüler unterstützen, ihre ganz eigenen Lebenswege zu gehen, unabhängig von Bildung und sozioökonomischem Status der Eltern. Die Bildungsgerechtigkeit ist mehr sehr wichtig.“
Schon im zweiten Jahr Fellow ist Marco Lieperth an der NMS6 in Wels. „Lehrer zu sein ist sehr fordernd, es gibt aber viele kleine Erfolge. Richtig cool war ein Rap-Workshop, an dem Schüler freiwillig in ihrer unterrichtsfreien Zeit ein Semester lang teilgenommen haben. Dort konnten die Kinder über das Medium Hip Hop an ihren Deutsch-Kompetenzen feilen und kreatives Schreiben, aufmerksamen Zuhören und das Sprechen vor Publikum üben. Einige kommen immer noch und zeigen mir ihre Texte“, so Lieperth, der sich bereits entschieden hat, auch nach den zwei Jahren des Programms Lehrer bleiben zu wollen.
Partner aus der Wirtschaft
Unterstützt wird „Teach For Austria“ von Partnern aus der Wirtschaft, darunter das Familienunternehmen Greiner mit Sitz in Kremsmünster oder auch die Miba AG mit Sitz in Laakirchen die seit drei Jahren Goldpartner von „Teach For Austria“ ist.
„Es ist wichtig zu verstehen, dass Bildung und Wirtschaft nicht alleine stehen“, so Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender von Greiner. Auch Miba-Vorständin Therese Niss erläutert: „Als Familienunternehmen setzen wir einen Schwerpunkt auf Bildung und Chancengerechtigkeit. 'Teach For Austria' ist deswegen eine so exzellente Initiative, weil es vier Gewinner gibt: Die Schüler, die Fellows selbst, Partner wie die Miba und das Schulsystem an sich.“
Die Firmen unterstützen die Initiative finanziell, durch Mentoring der Fellows, sie gehen selbst an die Schulen und bieten auch inhaltliche Themen.
Enge Abstimmung mit der Bildungsdirektion
Welche Fächer die Fellows an welchen Schulen unterrichten, wird in enger Abstimmung mit der Bildungsdirektion Oberösterreich und den Schulen selbst gewählt.
Die Fellows sind als Sondervertrags-Lehrer für zwei Jahre angestellt, können – um später eine dienstrechtliche Gleichstellung zu erlangen - einen zusätzlichen Lehrgang absolvieren. „Etwa 60 bis 70 Prozent bleiben“, so Bernhard Reingruber von Teach For Austria. Andere entscheiden sich etwa für den Weg zurück in die Wirtschaft – mit einem Schatz an vielen neuen Erfahrungen und Kompetenzen, die sie durch das Programm bekommen haben.
Bewerben
Noch bis Mai 2020 werden wieder engagierte Fellows gesucht, nächste Deadline: 26. Jänner 2020. Infos unter www.teachforaustria.at
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