JKU-Studie: Lockdowns kosten Einzelhandel 8,5 Milliarden Euro
LINZ. Rund 8,5 Milliarden Euro Umsatzentgang bedeuten die drei bisherigen Lockdowns mit den Schließungen der Non-Food-Branchen im heimischen Handel, zeigen Berechnungen der Linzer Johannes Kepler Uni (JKU). Durch die mittel- und langfristigen Folgen sei ein „Aderlass“ im stationären Handel zu befürchten.
Lockdown 1 und Lockdown 2 haben zu Umsatzverlusten in Höhe von 6 Milliarden Euro im Non-Food-Einzelhandel geführt, der aktuelle dritte Lockdown noch einmal 1,9 Milliarden Euro, berechnet bis 18. Jänner, so die Zahlen des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der JKU.
Bis 24. Jänner ist der aktuelle dritte Lockdown in Österreich angesetzt, aufgrund der Absage des „Freitestens“ wird auch der Handel zumindest so lange geschlossen bleiben. Alleine diese weitere Woche der längeren Schließung verursache laut JKU einen zusätzlichen Umsatzentgang von etwa 600 Millionen Euro brutto. Bei einer weiteren Verlängerung des Lockdowns bis Ende Jänner würde sich der Verlust auf gesamt 9,1 Milliarden Euro erhöhen.
Gewöhnungseffekt bei den Konsumenten
Die beiden Studienautoren Ernst Gittenberger und Christoph Teller vom Institut für Handel, Absatz und Marketing weisen darauf hin, dass sich durch die Lockdowns Trends fortsetzen, die sich negativ auf den heimischen stationären Handel auswirken könnten: Die Sparquote erhöhe sich, der (internationale) Onlinehandel gewinne weitere Marktanteile dazu und damit einhergehe, dass sich die Konsumenten hinsichtlich dem stationären Einkauf „entwöhnen“. Zudem würde die Entwicklungen der unterschiedlichen Branchen (Lebensmittel vs. modische Branchen) bzw. Sektoren (Online vs. Offline) weiter auseinanderklaffen.
Mittel- und langfristige Folgen: „Aderlass“ zu befürchten
„Tatsächlich zeigen unsere Zahlen nur den unmittelbaren Schaden für den Non-Food-Einzelhandel und die mittelfristigen sowie langfristigen Folgen bleiben vielen verdeckt. Für die nächsten Jahre ist zu befürchten, dass der Aderlass im stationären Einzelhandel durch den vermehrten Austritt von Unternehmen aus dem Markt die Einzelhandelsstruktur Österreichs nachhaltig verändern wird und Österreich insbesondere im ruralen Raum (nicht nur im Bereich der kleinen Lebensmittelgeschäfte) Nahversorgungslücken drohen“, resümieren die beiden JKU-Forscher.
Auch die Abwärtsspirale von urbanen Handelsstandorten (Stichwort Niedergang der Einkaufsstraßen, vor allem der weniger frequentierten B- und C-Lagen) werde sich beschleunigt fortsetzen, so der negative Ausblick der Studie. „Es stellt sich für den Einzelhandel insgesamt die Frage, ob die Neben- und Wechselwirkungen sowie die Gewöhnungseffekte der verabreichten bitteren Medizin (Anmerkung Lockdown) mittlerweile nicht größer sind, als die heilende Wirkung.“
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