"Klimakrise ist da und real": Erste Regionalklimaanalyse des Landes OÖ liegt vor
OÖ. Mit der ersten Regionalklimaanalyse hat das Land OÖ eine umfassende wissenschaftliche Grundlage für eine rücksichtsvolle Klimaraumplanung geschaffen.
„Die Klimakrise ist wohl die größte Herausforderung unserer Zeit, die letzten drei Monate waren zwar im Schnitt zu kühl – das ist selten – aber auch dieser Frühling war wieder zu trocken, obwohl man das Gefühl hatte, das es jeden Tag regnet. Gerade im März und April gab es 25 Prozent weniger Niederschlag. Wir sehen: Die Klimakrise ist da, sie ist real“, so Klima-Landesrat Stefan Kaineder (Grüne).
Um Entscheidungen auf politischer Ebene treffen zu können, brauche es belastbare Daten. Daher wurde nun im Auftrag des Landes OÖ/Abteilung Umweltschutz von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) die Regionalklimaanalyse für Oberösterreich durchgeführt – im Bundesländervergleich einzigartig, so Kaineder. Die Klimaanalyse dient als Grundlage für die Klimaraumplanung der Zukunft.
Hauptfokus auf Zentralraum
Der Hauptfokus liegt zunächst beim klimatisch wärmeren oberösterreichischen Zentralraum. Die Analyse umfasst eine systematische Erfassung des Klimas in den Städten aber auch in den bebauten Umlandgemeinden und soll als Basis für weitere Schritte in Stadt- und Ortsentwicklung dienen.
Besonders wichtig sei es, wie die Daten zeigen, dass vor allem der urbane Raum abgekühlt werden müsse, „die besten Klimaanalagen dafür sind große, alte Bäume“, so Kaineder. Wind- und Sommerkomfort, Durchlüftung sowie Hitze in der Stadt müssten daher in vielen Bereichen der Stadt, der Stadtplanung, in der Verwaltung, in der Daseinsvorsorge und im Bürgerservice Berücksichtigung finden.
„Wenn wir jetzt die Grundlagen schaffen sollen, dass die Klimaveränderungen so abgemildert werden, dass sie erträglich sind, müssen wir jetzt Maßnahmen setzen. In einem ersten Schritt müssen wir uns die Ballungsräume ansehen, was die Verbauung bedeutet, wie die Kaltluftströme sind, die Abkühlung ermöglichen“, erläutert Ulrike Jäger-Urban, Direktorin der Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft – Land OÖ.
In Linz wurde kürzlich eine eigene Stadtklimaanalyse finalisiert - Tips hat berichtet - mit der Regionalklimaanalyse auf Landesebene sollen nun auch weitere Städte und Gemeinden motiviert werden, die Ergebnisse im Zuge ihrer Ortsplanung zu nutzen, vor allem Wels, Enns und Steyr. „Die Karten liegen jetzt vor, im nächsten Schritt werden sie den Gemeinden zur Verfügung gestellt“, so Jäger-Urban. Die Direktion Umwelt und Wasserwirtschaft, Abteilung Umweltschutz unterstütze die Städte dabei.
Verzehnfachung der Hitzetage prognostiziert
Die Notwendigkeit von Maßnahmen verdeutlicht auch Stefan Oitzl, Klimaexperte des Landes OÖ. „Es wird zunehmend wärmer, die Hitzetage werden mehr, im Jahr 2100 wird eine Verzehnfachung der Hitzetage prognostiziert. Das stellt die Städte vor große Herausforderungen“, so Oitzl.
Hitze-Hotspots sind, wie die Regionalklimaanalyse zeigt, schon jetzt der Zentralraum in OÖ mit Linz und den umliegenden Städten und Gemeinden wie Leonding, Pasching, Traun und Ansfelden, die Industriezone im Osten sowie auch Asten bis nach Enns. Abseits des Zentralraums erkennt man aber Hitzeinseln auch am Rand vom Eferdinger Becken in Eferding und Ottensheim sowie in Wels und kleinräumig in Steyr.
Online nachblättern
Die Regionalklimaanalyse ist im digitalen Klimaatlas CLAIRISA (Climate-Air-Information-System for Upper Austria) der Abteilung Umweltschutz zu finden. Die interaktive Webanwendung erlaubt die Abfrage von Klima- und Luftgütedaten sowie Klimaszenarien für jeden Ort in Oberösterreich. Damit stehen wichtige Basisdaten – nicht nur für die Planung von Maßnahmen zur Klimawandelanpassung – zur Verfügung. Mit dem Kartentool von CLAIRISA können auch verschiedene Karten übereinander gelegt werden. Somit ist es möglich, dass Flächenwidmungsplan und Klimakarten überlagert werden können.
Infos unter www.doris.at/themen/umwelt/clairisa.aspx
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