Tabakfabrik Linz wird zu "Sonnenfabrik"
LINZ. Auf den Dächern der Linzer Tabakfabrik werden künftig die Sonnenstrahlen eingefangen. Rund 2.000 Photovoltaik-Paneele sollen in absehbarer Zeit installiert werden. Mit dem erzeugten Strom kann über ein Viertel des jährlichen Strombedarfs in der Tabakfabrik gedeckt werden. Geplant ist auch eine Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft mit dem geplanten Donaupark-Stadion.
Waren es früher Kohle und Öl, die in der Tabakfabrik verfeuert wurden, soll auf dem Dach nun eines der größten Sonnenkraftwerke Oberösterreichs entstehen. Bürgermeister Klaus Luger, auch Aufsichtsratsvorsitzender der Tabakfabrik: „Ich bin froh, dass uns die Tabakfabrik einen Schritt weiter bringt in Richtung der Zielerreichung Linz bis 2040 klimaneutral zu machen. Das ist auch symbolisch interessant, nach Kohle und Öl und jetzt Sonnenenergie.“ Tabakfabrik-Direktor Chris Müller unterstreicht: „Wir werden die Tabakfabrik zu einer Sonnenfabrik machen!“
Mit an Board geholt wurde das Beratungsunternehmen Nobilegroup, ein Unternehmen für Projektentwicklungen rund um erneuerbare Energielösungen. Dem Projekt zugrunde gelegt wurde eine Datenanalyse, angeschaut hat man sich etwa Aspekte wie die Viertelstundenwerte von Stromzählern in der Tabakfabrik. Ergeben habe sich, dass die Einbindung erneuerbarer Energie möglich und auch sinnvoll sei, so Peter Gönitzer, CEO der Nobilegroup.
„Zahlen haben positiv überrascht“
Umgerechnet können mit den geplanten 2.123 PV-Paneelen (Gesamtfläche: 4.120 Quadratmeter, errichtet auf Bau 1, Bau 2 und Teile des Magazins, Erweiterungen wären theoretisch möglich) voraussichtlich 749.731 kWh Strom jährlich erzeugt werden, das entspricht dem jährlichen Strombedarf von etwa 250 Haushalten.
Rund 89 Prozent des erzeugen Stroms können die Tabakfabrik-Mieter selbst verbrauchen, der Rest wird ins Netz eingespeist. Das sei ein sehr guter Wert bei Sonnenenergie, so Gönitzer. Die Differenz rührt von weniger Stromverbrauch etwas am Wochenende her. Der Selbstversorgungsgrad (Autarkie) liegt bei etwa 26 Prozent, somit über einem Viertel des jährlichen Strombedarfs. Die errechnete CO2-Ersparnis werde voraussichtlich bei 352 Tonnen pro Jahr liegen. Amortisieren würde sich die PV-Anlage je nach Vertrieb und Finanzierung zwischen zwölf und 19 Jahren. Die Kosten für die Anlage gibt Gönitzer mit rund 700.000 Euro an, die Lebensdauer liege bei mindestens 25 Jahren.
Die Zahlen der Analyse überzeugen den Kaufmännischen Direktor der Tabakfabrik, Markus Eidenberger: „Ich war total positiv überrascht von dem errechneten Auslastungsgrad und der niedrigen Amortisationsdauer.“ Mitgedacht worden sei auch das im Entstehen befindliche Gebäude-Ensemble „Quadrill“, die Berechnungen beziehen sich aber auf die bestehende Tabakfabrik. Der überbleibende Strom könnte später vom Quadrill übernommen werden, so Eidenberger. Zudem hätten die Quadrill-Bauten noch zusätzliches Potenzial für neue PV-Flächen, etwa die Fassaden, blickt Luger in die Zukunft.
Mieter-Beteiligungsmodell angedacht
Die Tabakfabrik hat auch vor, ihre Mieter in das nachhaltige Projekt miteinzubeziehen. So soll es die Möglichkeit geben, über ein Crowdfunding-Modell mit dabei zu sein. „Die Mieter bekommen den Strom dadurch günstiger und investieren in die Nachhaltigkeit mit“, so Eidenberger.
Weitere Pläne: Kooperation mit Donauparkstadion
Angedacht ist zudem eine künftige Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft mit dem kommenden Donauparkstadion des FC Blau-Weiß Linz, das ganz in der Nähe der Tabakfabrik entstehen wird. Das Stadion war von Beginn an mit PV-Anlagen geplant. “Dort wird der erzeugte Strom nicht verbraucht werden, daher könnte die Tabakfabrik von rund 30 Prozent Energie-Autarkie in Richtung 50 Prozent kommen“, so Eidenberger.
Jetzt gehe es aber erst beim Tabakfabrik-Projekt in die Feinarbeit, Start ist im Jahr 2022, spätestens 2023 geplant.
Luger verweist auch auf viele weitere laufende Sonnenstrom-Projekte in der Landeshauptstadt, darunter die Errichtung von 54 PV-Anlagen in Kooperation mit der Linz AG und der GWG. „In den nächsten zehn Jahren wollen wir bereits die Hälfte des Stroms privater Haushalte mittels Photovoltaik erzeugten. Die Linie ist völlig klar. Wir haben Schulen, Sportanlagen, Volkshäuser und Wohngebäude. Die müssten für Sonnenstrom adaptiert werden, sonst erreichen wir die Ziele nicht.“ Die Frage sei noch, wie und wo man den Strom hinbringe, wenn er nicht gebraucht werden, etwa bei Anlagen auf Schulgebäuden in den Sommerferien, wo kaum Strom nötig sein wird.
Neue Flaniermeile zwischen Magazinen entsteht
Auch ein weiteres Vorhaben ist gerade in Arbeit: Noch ist die aLASKA-Passage der Tabakfabrik, namentlich angelehnt an das benachbarte Handelshaus Laska, eine Baustelle. Schon in wenigen Monaten wird sich der Weg von der Holzstraße auf den Peter-Behrens-Platz in einem völlig neuen Kleid präsentieren. Bäume werden gepflanzt, großzügigen Sitzflächen installiert, Gastro-Angebot kommt. Mehr zu lesen dazu auf www.tips.at/n/547840
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