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Bericht über Problematische Straßennamen in Linz liegt vor: Stadtsenat entscheidet über weitere Schritte

Anna Fessler, 08.11.2022 19:20

LINZ. Eine Kommission von Experten hat im Auftrag des Linzer Gemeinderates unter Leitung von Walter Schuster die Straßennamen in der Landeshauptstadt auf historische Belastungen überprüft. Der umfassende Bericht dazu liegt nun vor und kann online eingesehen werden. Über mögliche Umbenennungen entscheidet der Stadtsenat. Bis Ende des Jahres soll Klarheit über die weiteren Schritte herrschen.

Der Porscheweg in Linz. (Foto: Volker Weihbold.)
Der Porscheweg in Linz. (Foto: Volker Weihbold.)

Mit seinen 1800 Seiten kann der Bericht zurecht als umfassend bezeichnet werden, er ist das Ergebnis von drei Jahren Arbeit seitens der Expertenkommission. Die sechsköpfige Kommission unter dem Vorsitz von Walter Schuster, dem Archivdirektor der Stadt Linz, untersuchte die Namensgeber von Linzer Straßen vor allem aber nicht nur im Hinblick auf Bezügen zum Nationalsozialismus und antisemitischen Haltungen.

Einteilung in Kategorien

Die Personen wurden in fünf „Belastungskategorien“ eingeteilt, wobei die erste Kategorie die gravierendsten Fälle enthält. Insgesamt 64 Personen wurden von der Kommission problematisiert. Kein Beispiel sei in seiner Problematik und Dimension mit dem Fall der 1973 benannten und 1986 umbenannten Langothstraße vergleichbar. „Der SS-Brigadeführer Franz Langoth hatte gegen Ende der NS-Herrschaft das Amt eines Oberbürgermeisters der Stadt Linz versehen. Als Richter des NS-Volksgerichtshofes war er für die Fällung von zumindest 41 Todesurteilen gegen Männer und Frauen mitverantwortlich gewesen, die vielfach gewaltlos Widerstand gegen das NS-Regime geleistet hatten“, heißt es dazu. Nachdem die Straße bereits umbenannt wurde, scheint Langoth nicht in der Kategorie eins auf.

Vier Personen wurden von der Kommission in die erste Kategorie gereiht:

  • der Komponist Hans Pfitzner, ein radikaler Antisemit und NS-Propagandist
  • der Konstrukteur Ferdinand Porsche, der aktiv die Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen förderte
  • der Unterhaltungskünstler Franz Resl, NS-Propagandist und Ratsherr in der nationalsozialistischen Linzer Stadtverwaltung
  • Bischof Johannes Maria Gföllner, der öffentlich Antisemitismus propagierte und eine zentrale Rolle bei der Abschaffung der Demokratie in Österreich einnahm

In der Kategorie zwei findet man unter anderem Franz Dinghofer, Robert Hamerling, Herbert von Karajan, Julius Raab, Franz Stelzhamer oder Richard Wagner. In der fünften Kategorie findet man nur eine Person, da hier ein Verdacht vorliegt, der aufgrund der Quellenlage nicht bestätigt oder widerlegt werden kann.

Entscheidung liegt beim Stadtsenat

Bürgermeister Klaus Luger will mögliche Umbenennungen im Stadtsenat diskutieren, er wolle den Gesprächen mit den Fraktionen aber nicht vorgreifen. Besonders die Kategorie eins soll im Hinblick auf Umbenennungen diskutiert werden, die Entscheidung fällt dann im Stadtsenat. Bis Ende des Jahres soll ein Ergebnis vorliegen. Neben Umbenennungen kann sich Luger auch klärende Zusätze auf Straßennamensschildern vorstellen, Lösungen mit QR-Codes oder Anpassungen des Straßenverzeichnisses. Auch hier will er den Diskussionen nicht vorgreifen, betont er. Umbenennungen von Straßennamen bedeuten zudem einen bürokratischen Aufwand für die Bewohner, wenn es dazu komme, werde es eine entsprechende Unterstützung seitens der Stadt Linz für betroffene Bürger geben.

566 Verkehrsflächen in Linz nach Personen benannt

Die meisten Verkehrsflächen in Linz wurden bereits vor 1970 benannt, in den letzten zwanzig Jahren kamen nur 60 neue Straßennamen hinzu. 566 Linzer Verkehrsflächen sind nach Personen benannt. Die Arbeit der Kommission konzentrierte sich auf Personen, die nach 1800 gelebt haben. Dabei wurden besonders die Bürgermeister untersucht - die der nach Linz eingemeindeten Ortschaften inkludiert.


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