Neuer Vorstand und hohe Auslastung im Frauenhaus Linz

Anlässlich der Internationalen 16 Tage gegen Gewalt gegen Frauen wird weltweit das Recht auf ein gewaltfreies Leben eingefordert. Das Frauenhaus Linz hat im Rahmen eines Matinee in diesem Zeichen zu einem feministischen Brunch ins Central Linz geladen und dort einen neuen Vorstand gewählt. Sandra Promberger bleibt Vorsitzende, das Vorstandsteam verändert. „Seit der letzten Versammlung sind zwei Jahre vergangen, in denen wir Erfahrungen in den neuen Funktionen sammeln konnten, Vernetzung gelungen ist und das Frauenhaus stabil geführt wurde. Ich freue mich, mit dem neu gewählten Vorstandsteam weiterhin für eine feministische Zukunft zu kämpfen und für Frauen die von Gewalt betroffen sind, einzustehen“.

Generationenwechsel

Im März 2022 übernahm die 31-jährige Promberger das Amt von Dagmar Andree. „Der größte Dank gebührt jederzeit unseren hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, die das ganze Jahr unter schwierigen Rahmenbedingungen und bei extrem hoher Auslastung unverzichtbare Arbeit leisten. Ich bin sehr stolz auf das gesamte Frauenhaus-Team – sie haben die Veränderungen und den Generationenwechsel im Vorstand und der Geschäftsführung mitgetragen“, bedankt sich die Vorsitzende. Neben Promberger und ihrer Stellvertreterin Michaela Feichtl ergänzen Anna Portenkirchner (Kassiererin) sowie Elif Beylik, Carmen Braun und Sabine Naderer-Jelinek den Vorstand.

Wohnraum für ein selbstbestimmtes Leben

Eine eigene Wohnung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die eigene Freiheit. Das Frauenhaus fordert ein Konzept, betroffenen Frauen mit und ohne Kindern ein Dach über dem Kopf zu gewährleisten „Es braucht familiengerechten, möblierten Wohnraum, der leistbar ist und als dauerhaftes Zuhause funktioniert, um den Betroffenen einen Start in ein sicheres und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen“, betont Geschäftsführerin Karin Raab.

Frauenhaus überlastet: „Warten auf Versprechen“

Im Rahmen der Hauptversammlung wurde die hohe Auslastung im Frauenhaus diskutiert, die das Team herausfordert. 2022 waren im Linzer Frauenhaus 91 Frauen und 98 Kinder untergebracht, das entsprach bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 2,5 Monaten einer Auslastung von 90 Prozent. Heuer hat sich die durchschnittliche Auslastung auf 96 Prozent erhöht. Bei einer Krisenunterkunft spricht man bereits ab 80 Prozent von einer vollen Auslastung, da für den Notfall immer Kapazitäten frei sein müssen. Das ist im Moment nur eingeschränkt möglich.

„Der Bau von neuen Frauenhäusern im Mühlviertel und im inneren Salzkammergut ist schon lange zugesagt. Wir warten auf konkrete Pläne und fordern die politisch Verantwortlichen auf, ihr Versprechen einzulösen. Allen, die sich unermüdlich und ehrenamtlich für den Bau der beiden Frauenhäuser einsetzten, sprechen wir unseren Dank aus“, betont sich Promberger.

„Nicht alle Männer“ aber jede dritte Frau

Der Verein Autonomer Österreichischer Frauenhäuser zählt für das heurige Jahr 26 Femizide sowie 41 Mordversuche an Frauen. Im Schnitt wurde jede zweite Woche ein Mord an einer Frau im Kontext patriarchaler Strukturen begangen. Statistiken zufolge ist in Österreich jede dritte Frau von Gewalt betroffen.

2022 wurden von den österreichischen Gewaltschutzzentren 23.638 Opfer familiärer Gewalt betreut, vier von fünf Opfern waren Mädchen und Frauen.

„Aktiv gegen das Problem vorzugehen, heißt auch bewusst und aktiv zu formulieren. Sprechen wir von Männergewalt, anstatt von Gewalt gegen Frauen. Über 90 Prozent der Täter in den verpflichtenden Beratungen sind männlich“, plädiert Yvonne Widler. Die Autorin thematisiert in ihrem Bestseller „Heimat bist du toter Töchter“ Frauenmorde in Österreich und nahm auch an der Matinee im Frauenhaus Linz teil.