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Familiennachzug: Linzer Schulen kommen an ihre Grenzen

Anna Fessler, 18.07.2024 14:17

LINZ. An den öffentlichen Linzer Mittelschulen droht mit Schulstart ein Mangel an Plätzen, wie der zuständige Stadtrat Dietmar Prammer (SPÖ) heute bei einer Pressekonferenz bekanntgab. Hintergrund ist der verstärkte Zuzug, insbesondere durch Familiennachzüge.

Wohin mit den Schülern? Die Linzer Mittelschulen werden kommendes Jahr an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, Hintergrund sind Familiennachzüge und aus der Ukraine geflüchtete Kinder im Schulalter. (Foto: Gorodenkoff Productions OU/stock.adobe.com)

Die öffentlichen Linzer Mittelschulen nähern sich der Kapazitätsgrenze. Seit Anfang Juni kenne man die Zahl der unterjährigen Zuzüge, so Kultur- und Bildungsdirektor Julius Stieber, diese läge mit 467 relativ hoch. Die Stadt ist nun gefordert, kurzfristig Räume zu finden, gleichzeitig sind zu wenig Pädagogen vorhanden.

Zu wenig Vorlaufzeit, zu wenig Personal

Den innerösterreichischen Zuzug könne man vorhersagen, so der Referent für die Linzer Schulen, Dietmar Prammer. Bei den Daten zu Familiennachzügen und Flüchtlingen aus der Ukraine sei das jedoch nicht der Fall. Einerseits wisse man nicht, mit welchen Zahlen man rechnen müsse, anderseits sei die Stadt Linz überproportional belastet. Auch reichen die finanziellen Mittel nicht aus. „Kommendes Jahr könnte es für die Linzer Mittelschulen problematisch werden“, sagt Prammer. Mit der nötigen Vorlaufzeit könne man die räumlichen Probleme zwar lösen, steht dann aber vor der Herausforderung, dass es zu wenig Lehrpersonal gibt.

Größere Klassen als Übergangslösung

Selbst Container als Ersatz für Klassenzimmer brauchen laut Markus Eidenberger, Geschäftsführer der Immobilien Linz GmbH, eine Vorlaufzeit von 20-30 Wochen. Für kurzfristige Lösungen denkt die Stadt Linz daher bereits an leerstehende Räumlichkeiten in ihrem Besitz. Der Haken: diese erfüllen meist nicht die nötigen Vorgaben für den Schulunterricht, wie etwa Turnhallen. Was den Lehrermangel betrifft, wird es auf größere Klassen im Herbst hinauslaufen: empfohlen sind maximal 25 Schüler pro Klasse, um den derzeitigen Standard zu gewährleisten. Eine vorgeschriebene Obergrenze gibt es nicht. Stieber schätzt, dass man die 25er-Grenze teilweise überschreiten muss, geht aber davon aus, dass es jedenfalls bei unter 30 Schülern pro Klasse bleibt.

Bedarf vor allem im Linzer Süden groß

Prammer versichert, dass die Stadt Linz alles tun werde, damit jedes Kind bzw. jeder Jugendliche einen Schulplatz bekommt. Längere Schulwege seien den Eltern und Schülern aber durchaus zumutbar. Knapp mit den Plätzen könnte es vor allem in Linz-Mitte und im Süden werden, am Bindermichl und in Kleinmünchen. Was nicht bedeute, dass die Kinder im Süden dann einen Schulweg bis in den Norden von Linz in Kauf nehmen müssten, versichert Prammer.

Er kritisiert zudem den aus seiner Sicht stockenden Informationsfluss, Linz erfahre die Zahlen immer als letztes Glied in der Informationskette. „Die Stadt benötigt hier ebenso die Daten der Bildungsdirektion OÖ um vorausschauender planen zu können. Zudem besteht ein grundlegendes Problem der personellen Ressourcen an den Schulen. Hier sind Bund und Land seit langem gefordert, endlich tätig zu werden“, fordert Prammer. 

Schulzuweisungen: Unklare Regelung

Eine zusätzliche Belastung sei die Regelung der Schulzuweisungen, die der Stadt Linz alleine die Entscheidung überträgt. Die Stadt Linz hat zwar Zugriff auf das Schulverwaltungsprogramm der Bildungsdirektion, aber nur eingeschränkt. „Selbst mit einem erweiterten Zugriff können wir nicht ausreichend die personellen und konkreten schulorganisatorischen Gegebenheiten berücksichtigen. Das gilt insbesondere für Kinder mit Beeinträchtigungen und Sprachdefiziten.“, so Julius Stieber.

Hinzu kommt: neben dem Oö. Pflichtschulorganisationsgesetz, das die Schulzuweisungen durch die Stadt vorsieht, existiert noch ein zweites. Laut dem Schulunterrichtsgesetz des Bundes entscheiden die Schulleitungen der Mittelschulen über die Aufnahme. Für den Magistrat bedeute das Unklarheit in der Rechtsauslegung.

Stadt und Bildungsdirektion um Lösungen bemüht

Die Stadt und die Bildungsdirektion würden derzeit intensiv daran arbeiten, Lösungen zu finden. Dazu sichtet der Magistrat die Schulpläne, um einen Überblick über zusätzliche räumliche Ressourcen zu bekommen und führt dazu auch gemeinsam mit der Bildungsdirektion Begehungen durch. In den Linzer Mittelschulen 10 Löwenfeldschule und 23 Ebelsberg war das von Erfolg gekrönt.

Bildungsdirektion OÖ: Ausreichend Plätze für 2024/2025 zur Verfügung

Seitens der Bildungsdirektion heißt es, man weise seit Langem auf das Problem hin und habe vergangene Woche einen runden Tisch dazu angestoßen. In Linz seien bei insgesamt 1.500 Pädagogen aktuell fünf offene Stellen ausgeschrieben, die Initiativen des Bundes und des Landes OÖ zur Lehrkräftegewinnung würden Wirkung zeigen. „Natürlich stellen aber Kinder mit Fluchterfahrung oder Migrationshintergrund die Pädagoginnen und Pädagogen oft vor große Herausforderungen.“, so die Bildungsdirektion weiter. Für den Schulbeginn sei ausreichend Personal da, „Wir gehen davon aus, dass die erforderlichen Räumlichkeiten seitens der Stadt Linz ebenfalls bereitgestellt werden.“ 

ÖVP: Familiennachzug keine Neuigkeit

Kritik kommt von mehreren Seiten. ÖVP-Gemeinderätin Theresa Ganhör bemängelt, dass bereits vergangenes Schuljahr in wohnortnahen Schulen kein Platz für alle Schüler mehr war, Prammer habe nicht zeitgerecht reagiert. Der Familiennachzug sei auch in Linz keine Neuigkeit. Die ÖVP habe bereits im Dezember 2023 auf die Problematik rund um die Linzer Schulen hingewiesen, auch der Sanierungsbedarf sei groß: „Da fehlt es nicht nur an einer adäquaten Ausstattung wie Tischen und Stühlen, teilweise bröckelt in den Klassen schon der Putz von der Decke“, so Ganhör. Die Linzer Volkspartei fordert daher einen Bedarfs- und Sanierungsplan für Neubauten (für alle Bildungs-, Kinderbetreuungs- und Senioreneinrichtungen). „Andererseits muss Stadtrat Prammer umgehend einen Plan auf den Tisch legen, was an Akutmaßnahmen bis zum Schulbeginn passieren wird, um die Situation zu verbessern.“

FPÖ: Stadt wächst zu schnell

FPÖ-Fraktionsobmann Wolfgang Grabmayr meint, die Linzer Freiheitlichen hätten immer wieder davor gewarnt, dass die Stadt nicht zu schnell wachsen solle: „Der in den letzten Jahren stark forcierte Wohnbau wurde nicht von weiteren infrastrukturellen Maßnahmen begleitet. Es fehlt an Schulen, Kindergärten, konkreten Verkehrslösungen sowie am Personal. Wir brauchen dringend ein Umdenken in der städtischen Politik, wenn es um das Bevölkerungswachstum geht.“ Bei der Zuwanderung sei zwar der Bund gefordert, Grabmayr kritisiert aber, dass bei den städtischen Sozialleistungen kein Unterschied zwischen in Linz geborenen oder länger in Linz wohnhaften Personen und „den gestern Zugewanderten“ gemacht werde. Es sei Aufgabe der Stadt, „primär für die Linzer da zu sein und den Lebensstandard der Linzer Bevölkerung hochzuhalten.“


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19.07.2024 09:07

Linzer Schulen kommen an ihre Grenzen

Die Wiener Schulen SIND bereits an ihren Grenzen! Das Problem wird in naher Zukunft in allen größeren Städten bestehen. Aber das war ja echt nicht voraus zu sehen! ???