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Verkehrsberuhigung als Umsatzbringer für den Handel

Anna Fessler, 09.04.2025 14:22

LINZ. Eine autofreie Linzer Innenstadt sehen manche als Todesstoß für den Handel. Die Linzer Radlobby hat zahlreiche Praxisbeispiele gesammelt, die zeigen: Eine Verkehrsberuhigung bringt oft sogar ein Umsatzplus. Auch eine Analyse des Deutschen Instituts für Urbanistik kommt zu diesem Ergebnis.

Fußgänger (und Radfahrer) bringen mehr Frequenz und damit mehr Umsatz für den Innenstadt-Handel, so eine Analyse des Deutschen Instituts für Urbanistik. (Foto: William Barton/stock.adobe.com)

Der österreichische Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) hat bekanntlich angekündigt, dass er eine rechtliche Grundlage für Verkehrsberuhigung in Städten auf den Weg bringen will und das möglichst bald. Konkret soll eine Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) kameraüberwachte Zufahrtskontrollen in Innenstädten ermöglichen. Auch Linz gehört zu den Städten, die sich für eine solche Lösung interessieren.

Angst vor Umsatzrückgängen

Von einigen Linzer Einzelhändlern kommen zu Verkehrsberuhigungsmaßnahmen immer wieder Einwände, weil sie ein Umsatzminus befürchten. Auch Konsumenten protestieren in den sozialen Medien häufig gegen den Wegfall von Parkplätzen oder gegen Projekte zur Verkehrsberuhigung. Sie drohen oft mit einem „Dann fahr ich halt gleich in die PlusCity, da kann ich gratis parken.“

Analyse mehrerer Studien und Praxisbeispielen zeigt: Angst ist unbegründet

Eine aktuelle Analyse des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) kommt zu einem anderen Schluss: Nämlich, dass der Einzelhandel von Maßnahmen der Verkehrsberuhigung profitiert. Dazu wurden empirische Studien und Praxisberichte aus dem In- und Ausland ausgewertet. Eine zentrale Erkenntnis: Zwar geben Radfahrer und Fußgänger pro Besuch weniger Geld aus als Shopper, die mit dem Auto einkaufen fahren. Aber: Sie gehen häufiger einkaufen und bringen insgesamt einen höheren Umsatz.

Difu-Studienleiterin Michaela Christ fasst zusammen: „Die Studien und Praxisberichte zeigen vielmehr: Ein attraktiver öffentlicher Raum zieht Menschen an, lädt zum Bummeln und Verweilen ein und kommt damit auch dem Einzelhandel zugute.“

Schon 2019 berichtete „Die Handelszeitung“ darüber, dass die Umgestaltung der Einkaufsstraße Gran Vía in Madrid zur Fußgängerzone zu 6,2 Prozent mehr Umsatz im Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr geführt hat. Die „Wirtschaftswoche“ schrieb 2014 darüber, wie Einzelhandel vom Ausbau geschützter Radwege profitiert.

„Im Interesse des Einzelhandels“

Wichtig für den Erfolg von Verkehrsberuhigungsmaßnahmen sei, dass die Erreichbarkeit des Einzelhandels auch unabhängig vom Auto sichergestellt sei, so Michaela Christ. Hierfür müsse man die Alternativen zum Auto stärken. Durch Parkraumbewirtschaftung könne man die Erreichbarkeit auch für Menschen sicherstellen, die auf das Auto angewiesen sind. Difu-Wissenschaftlerin Uta Bauer erklärt: „Es ist ja im Interesse des Einzelhandels, dass der vorhandene Parkraum nicht durch Dauerparkende belegt wird, sondern der Kundschaft für ihre Einkäufe zur Verfügung steht. Durch Parkraumbewirtschaftung werden genau diese wichtigen Potenziale aktiviert. Darüber hinaus kann der Straßenraum durch eine Reduzierung der Parkplätze für vielfältige Nutzungen geöffnet werden, die das längere Verweilen für die Kunden attraktiver machen.“

Die Linzer Radlobby fordert eine Berücksichtigung dieser Erkenntnisse in der Diskussion um die Linzer Verkehrsplanung.


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