Burnout: zweimal Hölle und zurück

„Wenn du einmal ein Burnout erlebst, ist nichts wie vorher. Alles, was damit einhergeht, ist Veränderung“, sagt Wolfgang Tejral. Und versichert, derlei radikaler Zwang zu einem neuen Leben sei ein Elend. Mit 32 knallte der Maria Neustifter mit voller Wucht in ein Burnout, nachdem er 14 Jahre die Karriereleiter hinaufgeklettert war. Eingebrannte Denkmuster wie „Da musst du durch“ hielten ihn im Job-Hamsterrad, bis es ihn schließlich vollends aus der Balance warf. Schlaflose Nächte, vier schwere Lungenentzündungen in Folge und eine aufkeimende Sympathie für die Ruhe im Tod rüttelten Tejral wach: „Ich dachte: Das kann es doch nicht gewesen sein.“

Rufer statt Therapeut

Vollkommen auf sich zurückgeworfen, musste sich der Maria Neustifter plötzlich intensiv mit seiner Gefühlswelt befassen. Indem er seine Grenzen völlig neu steckte, fand er zurück ins Leben. Und wandte einige Jahre später ein ähnlich schlimmes zweites Burnout ab. Seine Erfahrung teilt er seit drei Jahren im Blog „Briefeanmich.com“, aber auch in Vorträgen u. a. für die Gesunden Gemeinden. „Nicht als Therapeut, sondern als Rufer. Um ein Burnout zu verhindern“, erklärt er, „denn ich selbst habe es nicht kommen sehen.“

Lebensquelle Musik

Vor allem die Musik half Tejral durch die schwierige Zeit. Als passionierter Musikant begann er am Tiefpunkt seines Leidens, Entspannungsmusik zu produzieren, was er bis heute tut. Weil er darin großen emotionalen Trost fand, forschte er weiter und entwickelte im Austausch mit Fachleuten neuronale Stimulationssounds. Sie sollen dabei helfen, lebensbestimmende negative Gedanken und Ängste zu überwinden. „Menschen mit Burnout spüren sich selbst nicht mehr. Das kann so weit gehen, dass sie nicht einmal mehr ihren Körper fühlen“, weiß Tejral.

Wirkung des Klanges

Seine Kinder waren am Prozess der Entwicklung mentaler akustischer Stimulation wesentlich beteiligt. „Meine jüngste Tochter weinte in den ersten Monaten viel und ließ sich kaum beruhigen. Bis wir Erstaunliches entdeckten: Der Klang des Dunstabzuges entspannte sie dermaßen, dass sie einschlafen konnte. Irgendwann nahm ich das Geräusch auf. Es funktionierte überall zuverlässig – auch bei anderen Kindern.“ Bald hatte Tejral ein Spektrum an Klängen mit ähnlicher Wirkung gefunden. So entstanden eine Playlist für Eltern und das Projekt „SoulBee Family“.

Gemeinsam mit Pädagogen, Mental- und Resilienztrainern gestaltet Tejral seither unterschiedlichste Audioinhalte mit Musik, Geschichten und Meditationen, die Kindern beim Einschlafen oder Lernen helfen, aber auch Erwachsene dabei unterstützen, sich vor einem Burnout zu schützen. „Ziel ist es, all das, was sich in unserem Kopf unbewusst abspielt, bewusst ins Positive zu lenken.“

Reden darüber

„Menschen fragen mich: Wieso erzählst du von deinem Burnout – ich hatte auch eines, aber rede nicht drüber“, sagt Tejral, „genau darin liegt das Problem. Es gibt so viele Angebote zur Behandlung von Burnout. Doch in der Bevölkerung schweigt man darüber. Ich möchte es klar ansprechen: Burnout ist allgegenwärtig. Und es gibt einfache und erwiesenermaßen wirksame Methoden, um es zu verhindern.“ Laut einer Studie der Johannes Kepler Uni würde Burnout-Prävention der heimischen Wirtschaft tatsächlich Einsparungen in Milliardenhöhe bringen. Von den Einsparungen fürs Gesundheitssystem gar nicht erst zu sprechen.

Selbstverantwortung lernen

Tejral bringt das Wort Selbstverantwortung ins Spiel. Sie zu erlernen, sei schon im Kindesalter wichtig, sagt er und möchte mit seiner Geschichte auch Schulen ansprechen. Erwachsenen rät er, auf die innere Stimme zu hören. „Wer nicht gleich Großes verändern kann, fängt am besten mit einem kleinen Schritt an.“

Mehr dazu im Blog: briefeanmich.com

Reihe auf Tips.at

Auf www.tips.at/freizeit/gesund-fit schreibt Wolfgang Tejral ab sofort in einer sehr persönlichen Reihe, welche Hilfestellungen ihm gegen das Burnout halfen – ab sofort erscheint jeden Samstag ein Beitrag.