„Wenn jeder sein Bestes gibt, werden wir auch diesmal ganz oben stehen“
HAIBACH/OBERNEUKIRCHEN. Im September finden im ungarischen Budapest die Berufs-Europameisterschaften statt. 43 Teilnehmer gehen in 36 Berufen für Österreich an den Start. Darunter auch die beiden Urfahraner Michael Kraml und Maximilian Schindlbauer.
„Keiner fährt zu einem Wettbewerb, damit er Letzter wird. Mein Ziel ist auf jeden Fall ein Stockerlplatz.“ Michael Kraml lässt keinen Zweifel daran, dass er mit großem Selbstbewusstsein zu den EuroSkills, den Berufs-Europameisterschaften in Ungarn, anreisen wird. Der 22-jährige Oberneukirchner hat auch allen Grund dazu, selbstbewusst zu sein: Seit den Staatsmeisterschaften im Jänner ist er Österreichs bester Kälteanlagentechniker und hat sich damit den Startplatz für die EuroSkills gesichert.
Seitdem trainiert er an fast jedem Wochenende für die Aufgabe, die ihn in Budapest erwartet. Dort muss er eine Kühlanlage zusammenstellen, die aus einem Eiswasserbecken, einer Wärmerückgewinnung und der Kühlmaschine besteht. Für Kraml nichts Ungewöhnliches: „Die größte Herausforderung ist nicht die Aufgabe an sich, sondern der Zeitdruck und dass ich sehr genau arbeiten muss.“
Training statt Dienst
In Budapest wird Kraml nicht der einzige Teilnehmer aus Urfahr-Umgebung sein. Der 22-jährige Haibacher Maximilian Schindlbauer ist gelernter Elektrotechniker und tritt mit seinem Teamkollegen Benedikt Gabat im Mechatronik-Bewerb an.Das Duo holte 2016 den Vize-Staatsmeistertitel und will nun auch in Budapest erfolgreich sein. Damit sich die beiden bestmöglich auf den Bewerb vorbereiten können, sind sie im Moment sogar von ihrem normalen Dienst freigestellt: „Wir haben einen eigenen Raum zur Verfügung, in dem wir jeden Tag etwa sechs Stunden trainieren. Wir denken uns eigene Aufgaben aus, somit stellen wir uns jeden Tag einer neuen Herausforderung“, sagt Schindlbauer.
Ein Fixpunkt des Trainings ist eine Sortiermaschine, welche die beiden Tag für Tag von Neuem programmieren und aufbauen. Die Sortiermaschine ist eine von drei Mechatronik-Aufgaben bei den diesjährigen EuroSkills. Die zwei Weiteren erfährt das Duo erst unmittelbar vor dem Bewerb. Doch Gabat und Schindlbauer bringen die besten Voraussetzungen mit, um rasch Lösungen für die noch unbekannten Aufgaben zu finden: Sie haben ihre Lehrzeit gemeinsam durchlaufen und sind zu einem eingespielten Team herangewachsen.
Dass sich die beiden im Training blind verstehen, liegt auch an der klaren Arbeitsteilung. Schindlbauer schreibt die Programmcodes für die Maschinen, während Gabat die Bauteile zusammenfügt. „Wenn wir einen Probebewerb durchspielen, müssen wir fast nicht miteinander reden. Wir wissen beide ganz genau, welche Handgriffe wir machen müssen“, sagt Schindlbauer.
Teamfähigkeit und Sport
Für die beiden Urfahraner Kraml und Schindlbauer ist es die erste Teilnahme an der Berufs-Europameisterschaft. Gemeinsam mit 41 weiteren Österreichern haben sie in den vergangenen Monaten eine Vorbereitung absolviert, die weit über das reine Fachwissen im eigenen Berufsfeld hinausgeht. „Wir sind zweimal zu Seminaren gefahren, bei denen wir mit Vertrauensübungen an unserer Teamfähigkeit gearbeitet haben“, erzählt Kraml. „Außerdem mussten wir ein dichtes Sportprogramm absolvieren. Wir sind gelaufen, geklettert und waren Bogenschießen.“
Mit Mentaltrainern bereitete sich das Team Austria, wie sich die Berufs-Nationalmannschaft nennt, auf die Wettbewerbssituation vor. „Die Trainer haben mit uns auch gezielt daran gearbeitet, unsere Stärken herauszufinden und weiter zu verbessern“, sagt Schindlbauer. Michael Kraml hat sich zusätzlich zu den Seminaren auch Tipps von Arbeitskollegen geholt, die schon 2014 und 2016 bei den EuroSkills angetreten sind. Einen Vorteil rechnet sich der Oberneukirchner dadurch aber nicht aus: „Natürlich ist es gut zu wissen, wie so ein großer Bewerb vor Ort abläuft. Aber die Aufgabenstellung ist jedes Jahr anders und wird von Mal zu Mal schwieriger.“
Als Titelverteidiger zur EM
Die Erwartungshaltung an das Team Austria ist hoch: Seit 2012 belegten die österreichischen Teilnehmer bei jeder Berufs-Europameisterschaft den ersten Platz im Medaillenspiegel. Zwar hat sich das Team kein konkretes Ziel gesteckt, sowohl Kraml als auch Schindlbauer halten eine Titelverteidigung als beste Nation aber für wahrscheinlich: „Wenn jeder von uns sein Bestes gibt und sich vornimmt, einen Stockerlplatz zu erreichen, dann werden wir auch dieses Jahr ganz oben stehen.“
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