
ROM. Die politische Landschaft Italiens trauert um einen der umstrittensten Akteure der jüngeren Geschichte: Silvio Berlusconi. Der ehemalige Ministerpräsident und Medienunternehmer verstarb heute im Alter von 86 Jahren im Mailänder Krankenhaus San Raffaele. Berlusconi prägte über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg die italienische Politik und hinterlässt ein Erbe, das von Kontroversen und Skandalen gezeichnet ist.
Der am 29. September 1936 in Mailand geborene Berlusconi begann seine Karriere als Geschäftsmann im Medienbereich und gründete in den 1980er Jahren das Medienunternehmen Mediaset. Mit seinem Medienimperium gewann er schnell an Popularität und griff schließlich nach der politischen Macht. Von 1994 bis 2011 führte er insgesamt vier Regierungen als Ministerpräsident an. Berlusconi war jedoch immer wieder von Kontroversen umgeben, angefangen von Vorwürfen der Interessenkonflikte zwischen seinem Amt und seinem Medienimperium bis hin zu zahlreichen Gerichtsverfahren.
Juristische Auseinandersetzungen und politische Rückschläge
Im Laufe seiner politischen Karriere musste sich Berlusconi mit einer Reihe von Gerichtsprozessen auseinandersetzen, darunter der berüchtigte „Bunga-Bunga“-Prozess, in dem er in letzter Instanz von Anklagen wegen Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch freigesprochen wurde. Allerdings wurde er wegen Steuerhinterziehung verurteilt und zeitweise aus dem Parlament ausgeschlossen. Dennoch gelang es ihm immer wieder, sich politisch zu rehabilitieren und eine treue Anhängerschaft zu behalten. Berlusconis Popularität bei vielen Italienern schien von den juristischen Konflikten unbeeinträchtigt zu sein.
Einfluss auf die italienische Politik und das Parteiensystem
Berlusconi bestimmte über viele Jahre hinweg maßgeblich die Geschichte Italiens und war ein wichtiger Akteur im Parteiensystem. Er gründete die Partei Forza Italia, die bei den Parlamentswahlen 1994 aus dem Stand zur größten Partei wurde. Trotz späterer politischer Rückschläge blieb Berlusconi ein einflussreicher Politiker und prägte die politische Agenda des Landes. Seine Partei Forza Italia, die eng mit seinem Namen verbunden war, erlebte jedoch in den letzten Jahren einen Bedeutungsverlust. Denn Berlusconi zog kaum politische Erben heran und seine Partei blieb stets mit seinem Namen verbunden. Im Herbst 2022 gelang es Forza Italia immerhin noch einmal, als Juniorpartner von Giorgia Meloni in die Regierung einzutreten.
Kontroversen und Erbe
Das politische Erbe Berlusconis ist stark umstritten. Während einige seine wirtschaftlichen Erfolge und seine populistische Rhetorik loben, sahen andere in seinen Handlungen eine Bedrohung für die Demokratie und kritisierten seine Kontroversen und Skandale. Berlusconi hinterlässt fünf Kinder und einige Enkel.