Studio belegt: Regenwürmer scheuen das Rampenlicht
WIEN. Heute, am 15. Februar ist der Tag des Regenwurms. Eine Studie der Universität für Bodenkultur in Wien zeigt, dass auch Regenwürmer auf Lichtverschmutzung reagieren: Sie sind deutlich weniger aktiv.
In der heimischen Kulturlandschaft sind nur wenigen Wiesen und Felder nachts völlig dunkel. Neben Straßenlaternen bringen auch vorbeifahrende Fahrzeuge Lichtverschmutzung in diese Ökosysteme. Während viele andere Tiere schlafen, schlängeln sich Regenwürmer nachts aus ihren Gängen, um auf der Bodenoberfläche nach kleinen Samen oder Blättern zu suchen. Bereits Charles Darwin hat im 19. Jahrhundert beobachtet, dass Regenwürmer zwar keine Augen haben, aber über spezielle Sinneszellen durchaus Licht wahrnehmen können.
An der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) wurde in einem Experiment erforscht, inwieweit Regenwürmer durch Lichtverschmutzung beeinflusst werden. Dazu wurden Tauwürmer in Pflanztöpfen gehalten, welche über Nacht entweder komplett abgedunkelt wurden oder schwacher Straßenbeleuchtung ausgesetzt waren.
Die Ergebnisse der Studie waren überraschend: Im Vergleich zu einer dunklen Nacht waren die Regenwürmer bei Lichtverschmutzung um 76 Prozent weniger aktiv an der Oberfläche. „Hin und wieder hatten wir das Glück, die Regenwürmer quasi in flagranti bei der Paarung zu erwischen. Aber hauptsächlich fanden diese Paarungsakte im Dunklen statt, und nicht bei Lichtverschmutzung“, beschreibt Studienautorin Marion Mittmannsgruber.
Natürlich lautet die Schlussfolgerung der Studie nicht, dass alle Straßenlaternen abgeschaltet werden sollten, um die Regenwürmer nicht zu stören. Aber, es gibt viele Quellen der menschengemachten Lichtverschmutzung, auf die man leicht verzichten könnte, zum Beispiel wenn es um die übermäßige Beleuchtung von Gärten oder Nebenstraßen geht.
„Wir waren wirklich überrascht, dass dieser geringe Lichtverschmutzung – man konnte bei diesem Licht gerade eine Zeitung lesen – einen so starken Effekt hat. Spannend wäre jetzt, die langfristigen Auswirkungen auf Regenwürmer zu untersuchen, ob sie weniger fressen und weniger Paarung bei Lichtverschmutzung zu einem Rückgang der Populationen führt. Jedenfalls zeigen unsere Untersuchungen einen weiteren Stressor, wie ökologische Zusammenhänge durch menschliche Aktivitäten beeinflusst werden“, sagt Studienleiter Johann Zaller.