Autofahrer (64) musste 121.000 Euro Strafe zahlen
FINNLAND. Unglaublich aber wahr: Im Juni 2023 wurde ein Mann in Finnland zu einer Geldstrafe von rund 121.000 Euro verurteilt, nachdem er mit 82 km/h in einer 50er-Zone geblitzt wurde.
Grund für diese außergewöhnlich hohe Strafe ist das finnische Tagessatzsystem, bei dem Bußgelder proportional zum Einkommen berechnet werden.
Tagessatzsystem sorgt für hohe Bußgelder
Das finnische System berechnet die Strafe anhand des monatlichen Nettoeinkommens abzüglich eines Freibetrags. Dieser Betrag wird durch 60 geteilt und ergibt den Wert eines Tagessatzes. Die Anzahl der Tagessätze hängt vom Schweregrad des Verstoßes ab. So entstehen bei wohlhabenden Verkehrssündern schnell hohe Bußgelder.
Wiederholungstäter zahlen mehr
Medienberichten zufolge war der Fahrer außerdem bereits mehrfach wegen Geschwindigkeitsverstößen aufgefallen. Dies wurde bei Festlegung der Strafhöhe berücksichtigt. Zusätzlich zu der hohen Geldbuße erhielt er ein zehntägiges Fahrverbot. Bei geringeren Überschreitungen von bis zu 20 km/h wird eine Mindeststrafe von etwa 200 Euro fällig; bei höheren Überschreitungen greift das einkommensabhängige Modell.
Vergleich zu anderen Ländern
Ähnliche einkommensabhängige Bußgeldsysteme gibt es auch in Schweden, Dänemark und der Schweiz. Dort sind hohe Strafen für vermögende Verkehrssünder ebenfalls möglich – in der Schweiz wurden in Extremfällen Bußgelder im sechsstelligen oder sogar millionenschweren Bereich verhängt. In Deutschland und Österreich dagegen sind Bußgelder nach festen Sätzen geregelt und unabhängig vom Einkommen. Dort liegen die Höchststrafen für Verkehrsverstöße meist im niedrigen bis mittleren vierstelligen Bereich.
Diskussion um Gerechtigkeit und Effektivität
Befürworter des finnischen Modells argumentieren, dass diese Form der Strafbemessung gerechter ist, weil sie Wohlhabende stärker trifft und somit eine abschreckender ist. Kritiker bemängeln dagegen den hohen Verwaltungsaufwand und mögliche Umgehungen durch Vermögende.