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Warum Fruchtbarkeit kein Tabuthema bleiben sollte

Tips Logo Thomas Leitner, 03.11.2025 19:42

ÖSTERREICH. Eine neue Studie zeigt gravierende Lücken bei Wissen, Aufklärung und Unterstützung rund um Fruchtbarkeit und Kinderwunsch. Betroffene fordern politische Anerkennung und Enttabuisierung.

Neue Studie zeigt große Wissenslücken rund um Thema Fruchbarkeit (Foto: pixabay)
Neue Studie zeigt große Wissenslücken rund um Thema Fruchbarkeit (Foto: pixabay)

Österreich liegt beim Thema Fruchtbarkeit im Aufklärungsrückstand. Das zeigt eine aktuelle Studie der Patientenorganisation „Die Fruchtbar“ – Verein Kinderwunsch Österreich in Kooperation mit TQS Research & Consulting. Acht von zehn Befragten fühlen sich über Möglichkeiten, gesetzliche Rahmenbedingungen und medizinische Unterstützung unzureichend informiert. Gleichzeitig wünschen sich 89 Prozent unabhängige Beratungsstellen und 71 Prozent eine frühere Thematisierung bereits in Schulen. Die Daten machen deutlich, dass reproduktive Gesundheit noch immer kein selbstverständlicher Teil der Gesundheitsbildung ist.

Aufklärung als Voraussetzung für Entscheidungen

Die European Fertility Week steht heuer unter dem Motto „Facts Forward – Education and Information“. Passender könnte das Signal nicht sein. Bewusstsein und Wissen gelten international als Schlüssel für informierte Entscheidungen – in Österreich bleibt dieser Anspruch vielfach unerfüllt. „Wer nichts über Fruchtbarkeit weiß, kann auch keine Entscheidungen treffen. Ohne Wissen gibt es keine Wahl und ohne Bildung keine Chance, rechtzeitig Unterstützung zu bekommen“, sagt Christina Fadler, Obfrau des Vereins. Sie betont: „Bildung über Fruchtbarkeit ist keine Privatsache, sondern eine gesundheitspolitische Aufgabe.“

Die Mehrheit der Befragten sieht die Politik am Zug. 77 Prozent fordern, Unfruchtbarkeit als Krankheit anzuerkennen, 84 Prozent wünschen sich eine stärkere staatliche Förderung. Für 73 Prozent wäre eine Fruchtbarkeitsuntersuchung im Rahmen der Vorsorge sinnvoll. Die Botschaft: Prävention und Information sollen nicht erst dann greifen, wenn ein Problem bereits besteht.

Wenn Schweigen belastet

Neben Wissensdefiziten zeigt die Studie die emotionale Tragweite eines unerfüllten Kinderwunsches. Zwei Drittel der Betroffenen berichten von psychischer Belastung, 63 Prozent vergleichen den Schmerz mit großen Verlusten im Leben. Gleichzeitig erleben 62 Prozent Unfruchtbarkeit als gesellschaftliches Tabu. „Durch das große Tabu und die Scham fehlt in Österreich eine politische und öffentliche Debatte, die Betroffene miteinbezieht“, sagt Fadler. Betroffene würden ihre Situation oft als private Last wahrnehmen, obwohl Unterstützung und gesellschaftliche Strukturen notwendig wären.

Im politischen Alltag spiegle sich dieses fehlende Bewusstsein wider, etwa in Diskussionen um Mutterschutzregelungen. „Meine eigene Kinderwunschzeit mit jahrelanger Hormonbehandlung und mehreren künstlichen Befruchtungen hat mich an psychische Grenzen gebracht“, sagt Fadler und verweist auf eine Realität, die viele teilen.


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