Europas Tourismus trotzt höheren Preisen und Hitze
BRÜSSEL. Europas Reisebranche blickt auf einen starken Sommer zurück. Laut aktuellem Quartalsbericht der Europäischen Reisekommission legten internationale Ankünfte bis Ende des dritten Quartals 2025 weiter zu. Trotz höherer Kosten und Hitzeperioden gaben Gäste mehr für ihren Urlaub aus als im Vorjahr.
Wie die Europäische Reisekommission am 13. November 2025 berichtet, stiegen die internationalen Besuche in Europa heuer bisher um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Übernachtungen legte um 2,7 Prozent zu. Gleichzeitig wird erwartet, dass die gesamten Besucherausgaben 2025 um 9,9 Prozent wachsen – Reiseausgaben machen damit voraussichtlich 3,1 Prozent der gesamten privaten Konsumausgaben in Europa aus.
Starke Nachfrage in vielen Regionen
Insgesamt 30 von 34 berichtenden Ländern verzeichneten im Sommer mehr Besuche oder Nächtigungen als 2024. Besonders gut lief es laut Bericht in südlichen Mittelmeerländern wie Malta, Zypern, Spanien und Portugal, wo Strandurlaub weiterhin ein wichtiger Motor ist.
Auch Ziele im Norden Europas gewannen dazu. Norwegen und Island profitierten von Gästen, die Natur und kühlere Temperaturen suchten. Finnland, Lettland und Estland meldeten ebenfalls deutliche Zuwächse. Preisgünstigere Länder wie Polen und Ungarn zogen zusätzliche Besucher an und punkteten mit guter Leistung zu vergleichsweise niedrigen Kosten.
Leichte Rückgänge gab es dagegen etwa in Deutschland, wo die starke Fußball-EM-Saison 2024 nachwirkt, und in der Türkei, wo steigende Kosten die Nachfrage dämpften. Insgesamt zeigt sich laut Bericht dennoch ein stabiles und regional breit gestreutes Bild.
Reiseverhalten verschiebt sich
Extreme Wetterereignisse, hohe Auslastung und Kapazitätsengpässe prägten auch diesen Sommer viele Diskussionen rund um das Reisen in Europa. Rund 28 Prozent der Befragten aus acht wichtigen Herkunftsmärkten planen demnach, ihre Urlaubsreisen in den nächsten zwei Jahren auf andere Monate zu verlegen. Grund ist, Menschenmengen zu vermeiden, Kosten zu senken und großer Hitze auszuweichen.
Parallel dazu verändert sich die digitale Planung. Der Anteil der Reisenden, die Künstliche Intelligenz für die Urlaubsorganisation nutzen, stieg dem Bericht zufolge von zehn Prozent im Vorjahr auf 18 Prozent im Jahr 2025. Besonders verbreitet ist KI-gestützte Planung in China, gefolgt von den USA. Online-Reiseportale binden vermehrt entsprechende Assistenten ein.
Preis-Leistung und Fernmärkte im Fokus
Trotz nachlassender Inflation liegen die Preise für viele touristische Angebote weiterhin deutlich über dem Niveau vor der Pandemie. Das verschärft den Wettbewerb zwischen den Reisezielen und lenkt die Nachfrage verstärkt auf preislich attraktive Alternativen. Hiervon profitieren vor allem zentrale und östliche EU-Länder, die mit guter Infrastruktur und vergleichsweise niedrigen Kosten punkten.
Gleichzeitig gewinnt der Fernreiseverkehr wieder an Bedeutung. Aus Japan erhöhte sich die Zahl der Besucher in Europa um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aus China um 21 Prozent. In beiden Märkten bleiben viele Destinationen allerdings noch unter den Volumina von 2019. Bei den USA ist es anders. Von dort stieg die Nachfrage um weitere fünf Prozent und liegt kumuliert bereits klar über dem Vorkrisenniveau. Als mögliches Risiko für den internationalen Reiseverkehr werden künftige handelspolitische Spannungen aufgeführt.
Für 2026 zeichnet der Bericht ein positives Bild: Internationale Ankünfte nach Europa sollen demnach um 6,8 Prozent steigen. Treiber sind vor allem die weitere Erholung der asiatisch-pazifischen Märkte und ein anhaltender Trend zu technikgestützter, wertorientierter Reiseplanung.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden