Kultur- und Denkmalpreise 2021 feierlich verliehen: Roman Sandgruber für Lebenswerk ausgezeichnet
OÖ/LINZ. Am Donnerstagnachmittag lud das Land OÖ mit Landeshauptmann Thomas Stelzer zur feierlichen Verleihung der Landespreise und Talentförderungsprämien für Kultur sowie der Denkmalpreise des Landes OÖ in die Redoutensäle an der Linzer Promenade. Zehn Preisträger und 13 Empfänger der Talentförderungsprämien wurden geehrt. Der verdiente Historiker Roman Sandgruber erhielt den Großen Kulturpreis - den Johannes Kepler-Preis.
Erstmals wurden die Kulturpreise und jene für Denkmal gemeinsam verliehen. Die Verleihung sei ein Zeichen des Dankes für ihr Wirken und ihr Schaffen, eine Anerkennung ihres Heimatbundeslandes, „es ist hoffentlich eine Unterstützung und vor allem eine Bitte, sie auch zum weiteren Wirken anzuspornen“, so Landeshauptmann Stelzer in seiner Rede.
„Beitrag zum demokratischen Miteinander“
Stelzer nutzte seine Rede auch, um den aktuellen Ukraine-Krieg zu thematisieren. „Ich bin davon überzeugt: Ganz besonders über Kunst und Kultur, Wissenschaft muss man sich in diesen Zeiten auch freuen. Weil sich Kunst, Kultur, Wissenschaften dort besonders entfalten können, wo klar ist, dass Freiheit herrscht. Und weil wir die Kunst, Kultur und Wissenschaften haben, werden wieder unsere demokratischen Strukturen gefestigt und weiterentwickelt. Daher möchte ich ihnen allen, die sie in der Wissenschaft, der Kunst und Kultur als Schaffende, Vermittelnde, als Pflegende und Erhaltende tätig sind, auch dafür danken, dass sie auch einen demokratischen 'Dienst' tun, weil sie dazu beitragen, dass unser demokratisches Miteinander und unser Zusammenhalt gefestigt wird.“
Roman Sandgruber erhält „Johannes Kepler-Preis“
Den mit 11.000 Euro höchstdotierten Landespreis für Kultur, den „Johannes Kepler-Preis“, erhielt Roman Sandgruber, Linz, für sein herausragendes wissenschaftliches Werk. „Er ist eine ausgewiesene wissenschaftliche Persönlichkeit, die weit über unser Land hinauswirkt. Mit seinem Wirken und durch seine empathische Art der Vermittlung ist er auch so etwas wie eine Marke geworden“, so Stelzer.
Laudator Marcus Gräser (JKU) würdigt Sandgruber als einen der bedeutendsten Historiker in Österreich, innovativen Forscher, „zugleich schafft er es, dem breiten Publikum den Reiz des historischen Wissens zu vermitteln.“ Der Preis zeichne quasi sein Lebenswerk aus. „Sandgruber hat das Geschichtsbild in OÖ in den letzten Jahrzehnten so geprägt wie niemand sonst.“
„Preis als Auftrag“
„Ich sehe diesen Preis auch als Auftrag für die Geschichtsforschung und die geisteswissenschaftliche Forschung insgesamt. Es geht um bei historischen Forschungen immer um die Gegenwart. Wir sollen Probleme aufgreifen, die uns heute betreffen, sie erklären und auch versuchen zu verstehen, was wir daraus lernen können. Es geht auch immer um die Menschen. Was mir auch noch ein Anliegen ist, ist diese Erkenntnisse und Ergebnisse zu den Menschen zu bringen. In Landesausstellungen, in Büchern, die auch gelesen werden, in Zeitungsartikeln“, so der Preisträger.
Zahlreiche Preisträger
Die mit je 7.500 Euro dotierten Landespreise für Kultur erhielten
Bildende Kunst: Michael Kienzer - der gebürtige Steyrer lebt und arbeitet in Wien. In der Jurybegründung heißt es: „Michael Kienzer überzeugt mit durchgängigem Werk, in dem er sowohl den Begriff der Kultur weiterentwickelt und bei vielen Werken auch im öffentlichen Raum sehr innovative Wege beschreitet. Bei ihm stimmen sowohl die inhaltliche wie auch die formale Qualität immer überein. Zusätzlich gibt es auch ein beachtenswertes zeichnerisches Werk von ihm.“
Interdisziplinäre Kunstformen: Prinzgau/Podgorschek, Wien - Brigitte und Wolfgang Podgorschek; das Künstlerpaar arbeitet seit 1984 als Team in den Bereichen Kunst und Architektur zusammen, sie leben und arbeiten in Wien. Jurybegründung: „Das Künstlerteam zeigt in seinen Werken eine unkonventionelle Herangehensweise, die Arbeiten kennen keine Grenzen, mit Verwendung verschiedener Medien, gleichzeitig erfüllen sie die Kriterien von Ästhetik, Erscheinungsbild, Inhalt und formaler Ausführung.“
Kultur- und Geisteswissenschaft: Elisabeth Nowak-Thaller, Puchenau, Stv. Direktorin Lentos Linz - Auszug aus der Laudatio: „Die Landespreisträgerin 2021 hat sich neben der Beforschung vor allem um die Ausstellung, den öffentliche Zugang zur oö. Kunstgeschichte verdient gemacht und darüber hinaus breitere Zusammenhänge nicht aus den Augen verloren. Als Vizedirektorin des Lentos und als Kuratorin konzipierte sie viele Ausstellungen. In ihrer Expertise für moderne und zeitgenössische Kunst fungiert sie auch als Ankaufskuratorin der Stadt Linz. Sie besticht jedoch nicht nur durch die Tiefe, den Dingen auf den Grund zu gehen, sondern auch durch die Breite ihrer Aktivitäten.“
Literatur: Andrea Winkler, Freistadt-Wien: „Es ist die Sprache, die an Andrea Winkler fasziniert. In präzisen Sätzen, die niemals klischeehaft sind, hält sie in ihren Prosabüchern die aktuell gewordene Verfasstheit von Gesellschaft und Individuum fest. Hier haben wir es mit einer Art des Schreibens zu tun, die die Wahrhaftigkeit der Beschreibung aus der sprachlichen Form nimmt und dabei höchst überzeugend ist.“
Landespreis Initiative Kulturarbeit: Kulturverein HYDRA für das Projekt Holy Hydra, Linz - eine interdisziplinäre Veranstaltung an der Schnittstelle von Subkultur, Religion und Gesellschaft. Die Jury lobt den gerade diesen interdisziplinären Charakter. „Es ist ein spannender Mix aus zeitgenössischer Tanzperformance, elektrischer Musik und neuer Medienkunst sowie themenbezogenen Vorträgen, die mit neuen Formen der künstlerischen Raumnutzung experimentiert und zum Diskurs über Clubkultur, Religion und Gesellschaft anregt.“
Landespreis für Denkmalpflege: Trafos Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaft für die Renovierung des Objektes „Giesserei – Haus der Nachhaltigkeit“ in Ried im Innkreis. Die Jury meint: „Eine wirklich gelungene Restaurierung, verbunden mit hochwertiger formschöner Adaptierung.“
Talentförderungsprämien
Die mit je 5.400 Euro dotierten Talentförderungsprämien erhielten:
Bildende Kunst
- Miriam Hamann, MA, Linz und Wien
- Camille Holowka, Linz und Wien
- Raphaela Riepl, Linz-Wien
- Martin Veigl, Steyr-Haag (NÖ)
Interdisziplinäre Kunstformen
- Clemens Bauder, Linz
- Marlene Maier, Steyr-Wien
- Katharina Mayrhofer, Linz
- Esther Strauß, Linz und Wien
Kultur- und Geisteswissenschaft
- Nina Sarah de Bettin Padolin, Bad Ischl-Graz
- Leonhard Jungwirth, Linz-Wien
Literatur
- Marie Luise Lehner, Wien und Linz
- Vanessa Graf, Linz
- Lucia Leidenfrost-Burth, Frankenmarkt- Mannheim
Kleiner Landespreis Initiative Kulturarbeit, dotiert mit 5.400 Euro:
- Tresor Linz – Verein zur Förderung von Klangkunst und künstlerischen Experimenten
Die mit je 1.500 Euro dotierten Anerkennungspreise für Denkmalpflege gingen an
- Fachabteilung Altstadterhaltung, Denkmalpflege und Stadterneuerung des Magistrats Steyr für die (so die Jury) „aufwendige, mit viel Erfahrung und außerordentlichem handwerklichen Können umgesetzte“ Restaurierung der Familiengruft von Ludwig Werndl.
- Verein zur Pflege und Erhaltung der Kulturgüter der Sensenschmiede für die „ästhetisch wie museumsdidaktisch denkmalgerechte Aufwertung des gesamten Sensenschmiede-Ensembles“ in Micheldorf.
Feierliche Verleihung
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt in den Redoutensälen in Linz vom Duo Novák-Haritzer mit außergewöhnlichen und sehr vielfältigen Klängen auf Violine und Bassklarinette, durch das Programm führte Elisabeth Buchmann. Zahlreiche Festgäste genossen die Verleihung.
Stelzer nutze den Festakt auch, dem großen oö. Künstler Josef Bauer zu gedenken, der am Donnerstag 88-jährig verstorben ist. Vor wenigen Jahren hat dieser ebenfalls den Großen Landeskulturpreis erhalten. „Wir werden Josef Bauer ein ehrendes Andenken bewahren“.
Ausstellungs-Tipp
Von 17. März bis 19. April zeig die Kunstsammlung des Landes OÖ im OK Offenes Kulturhaus Linz in der Schau „Preise und Talente“ Arbeiten von ausgezeichneten Preisträgern der Jahre 2020 und 2021, darunter Dietmar Brehm (Alfred Kubin-Preisträger 2020), Anton Kehrer (Landespreis für Fotografie 2020), Michael Kienzer, Prinzgau/Podgorschek und vielen mehr. Geöffnet Dienstag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden