Diskussion um Rettungshubschrauber Martin 3 : Betreiber will Standort modernisieren und sichern
SCHARNSTEIN. Heli Austria will den Rettungshubschrauber-Stützpunkt in Scharnstein ausbauen und zukunftsfit machen. Das Vorhaben sorgt für Diskussionen, sogar eine Bürgerbewegung hat sich formiert.
Seit zwei Jahren wird in Scharnstein über eine Erweiterung des Rettungshubschrauber-Stützpunkts am Gelände der ASKÖ nachgedacht. Gespräche dazu laufen bereits länger, konkrete Fortschritte gab es bisher jedoch nicht. Der Betreiber sorgt nun erneut für Bewegung in der Standortfrage.
„Wir haben zwei Jahre geredet, aber bisher ist nicht wirklich was geschehen. Jetzt müssen wir weitermachen – auch im Interesse unserer Mitarbeiter“, sagt Roy Knaus, Geschäftsführer der Heli Austria, im Gespräch mit Tips. Es brauche dringend zeitgemäße Infrastruktur: Sanitäranlagen, Ruheräume, trockene Lagermöglichkeiten und eine beheizte Halle, aus der der Hubschrauber im Einsatzfall rasch ausrücken kann. „Auch ein Auto fährt man im Winter nicht kalt mit Vollgas – das gilt für einen Hubschrauber ebenso. Es wäre zwar technisch erlaubt, aber langfristig anders für die Maschine besser.“
Der Standort in Scharnstein ist seit 2017 Teil der Heli Austria und gilt als medizinisch und logistisch bedeutender Stützpunkt. Im Pool des Betreibers stehen rund 100 Notärzte im Einsatz, die oft lange Dienstzeiten absolvieren. Für sie seien moderne Räumlichkeiten ebenso notwendig wie für die Wartung des Equipments nach Einsätzen, etwa bei winterlichen Taubergungen.
Zudem gibt es Überlegungen, künftig neben dem bestehenden Rettungshubschrauber auch eine weitere Maschine in Scharnstein zu stationieren – etwa für Versorgungsflüge zu Almhütten oder Charterflüge direkt aus dem Almtal. Derzeit müssen dafür Hubschrauber aus St. Johann eingeflogen werden, was mit zusätzlichen Leerflügen verbunden ist. Eine Erweiterung des Stützpunkts würde somit nicht nur die Einsatzbereitschaft verbessern, sondern auch einen effizienteren und nachhaltigeren Betrieb ermöglichen.
Bürgerinitiative gegen möglichen Alternativstandort
Parallel zur Standortdiskussion hat eine Bürgerinitiative bereits über 1.000 Unterschriften gegen den Ausbau auf der sogenannten „Wies“, einem der möglichen alternativen Standorte, gesammelt. Aus Sicht des Betreibers zeigt die Zusammensetzung der Unterzeichnenden jedoch, dass viele Unterstützer nicht unmittelbar von den geplanten Maßnahmen betroffen sind. Entscheidend sei letztlich die Abwägung, ob eine Erweiterung am bestehenden Standort, die nur wenige Anrainer betrifft, nicht sinnvoller wäre als eine Verlagerung, bei der künftig regelmäßig über bewohntes Gebiet geflogen werden müsste.
Anforderungsliste für die ASKÖ
Die ASKÖ hat angekündigt, nach Erhalt einer konkreten Anforderungsliste zu prüfen, ob eine Erweiterung am bestehenden Standort möglich ist. Alternativ werden derzeit vier weitere Grundstücke in der Umgebung geprüft. „Ich bin froh, dass sich die ASKÖ das nun noch einmal ansieht und unsere Liste mit den Punkten, die wir am aktuellen Standort benötigen, prüft“, so Knaus. „Denn wir würden natürlich sehr gerne am Standort bleiben. Wichtig ist aber auch eine rechtliche Absicherung. Wenn wir so viel investieren und teilweise fremdfinanzieren müssen, brauchen wir eine langfristige Sicherheit.“
Unverzichtbarer Bestandteil der regionalen Notfallversorgung
Auch Bürgermeister Rudolf Raffelsberger (VP) bezieht in der Diskussion klar Stellung: „Der Rettungshubschrauber Martin 3 ist seit vielen Jahren ein unverzichtbarer Bestandteil unserer regionalen Notfallversorgung. Er hat unzähligen Menschen geholfen – oft Leben gerettet. Diese Einrichtung ist für unsere Region von unschätzbarem Wert und darf keinesfalls gefährdet werden.“ Raffelsberger betont, dass der aktuelle Standort am Flugfeld „ein funktionierender und zweckmäßiger Platz“ sei, der sich über viele Jahre bewährt habe. Sollte eine Verlegung notwendig werden, müsse diese sachlich, transparent und auf Basis aller relevanten Fakten geprüft werden.
Standort-Konkurrenz
Während in Scharnstein über den künftigen Standort diskutiert wird, gibt es auch andernorts Interesse an einer möglichen Stationierung des Rettungshubschraubers. Einige Tourismus- und Wintersportregionen, darunter Skigebiete, haben signalisiert, dass sie sich den Hubschrauber in ihrer Nähe wünschen. Sollte es in Scharnstein zu keiner Einigung kommen, könnte dies langfristig dazu führen, dass der Betreiber des Rettungshubschraubers Martin 3 vom Almtal an einen anderen Standort abwandert – dorthin, wo eine Erweiterung des Flugbetriebs leichter möglich wäre.
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27.10.2025 21:52
Gehasst und dennoch benötigt
mir leuchtet es voll ein dass ein Hubschrauber Lärm verursacht und mit der geplanten Erweiterung der Betreiber vermutlich auch einige Flüge vom Standort Scharnstein aus durchführen wird die nicht der Menschenrettung dienen sondern nur dem Profit des Betreibers. ABER: muss das innere Salzkammergut wegen einigen wenigen Querolanten auf ein funktionierendes, schnelles und unkompliziertes Rettungsmittel verzichten?! z.B.: der Martin 3 ist im Winter schneller in Gosau als ein Krankenwagen aus Goisern. Und ja, die unerfahrenen und ihrer Gefahr nicht sehenden Touristen machen einen Großteil der Hubschraubereinsätze aus. Es kann aber auch sein dass ein eigenes Familienmitglied einen medizinischen Notfall erleidet und man dann froh ist dass schnelle medizinische Hilfe herbeieilt!!! Vielleicht kann ich mit meinem Beitrag manche dazu animieren nicht nur über die eigenen Gedanken zu entscheiden sondern im Sinne des Nächsten auch an andere Mitbürger und deren eventuell akutes Leid zu denken...
28.10.2025 08:44
Ein kommerzieller Flugretter wie Heli Austria ist ein Wieder
Generell wird die Flugrettung in Österreich von gemeinnützigen (also nicht gewinnorientierten) Organistionen durchgeführt (und das ist auch gut so, weil es sich so gehört). Niemand soll mit dem Leid anderer Menschen Geschäfte machen. Heli Austria ist der einzige gewinnorientierte Flugretter. Wenn sich dann Heli Austria hinstellt und mit dem Abzug des Rettungshubschraubers droht, wenn sie nicht auch noch zusätzlich zum hochprofitablen Martin 3 ihre SuperPumas durchs Almtal dröhnen lassen drüften, dann ist das eine unerhörte Vorgehensweise. Heli Austria will dadurch eine ganze Region in Geiselhaft nehmen. Das kann doch nicht sein, oder?
28.10.2025 09:59
... ist ein Widerspruch in sich
hätte es heißen sollen...
30.10.2025 09:23
Das stimmt so nicht ganz
Der ÖAMTC ist ein gewinnorientierer Verein.
Die machen das nicht ehrenamtlich.
30.10.2025 10:13
Die ÖAMTC Flugrettung ist gemeinnützig
Der ÖAMTC ist nicht gemeinnützig, das stimmt. Allerdings, die Christophorus Flugrettung ist gemeinnützig. Kann man auf der Finanzamtsseite nachlesen. Spenden an die Christophorus Flugrettung kann man von der Steuer absetzen. Und das ist die Flugrettung, die man so allgemein als die "ÖAMTC Flugrettung" bezeichnet. Also, bitte nur kommentieren, wenn man ordentlich recherchiert hat!
26.10.2025 10:17
Link zur Bürgerinitiative
https://www.openpetition.eu/at/petition/online/buergerinitiative-rettet-die-wies#petition-main