Einreichphase zum Kinderschutzpreis Liberto gestartet
OÖ. Der OÖ Kinderschutzpreis „Liberto“ – eine Initiative von Kinder- und Jugendschutz-Landesrat Martin Winkler – wird 2026 zum elften Mal gemeinsam mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft des Landes (KiJA OÖ) vergeben. Einreichungen für den Musikwettbewerb #deineStimme für Kinderrechte sind ab sofort möglich.
„Wir Kinder haben Rechte – ob du’s glaubst oder nicht! Das geht an alle Menschen und Mächte: Seht mal die Welt aus uns’rer Sicht!“ - Die damals zehnjährige Johanna Grillenberger aus Sierning bei Steyr brachte es in ihrem Gewinner-Song 2023 musikalisch auf den Punkt. Und auch heuer sind junge Menschen in Oberösterreich eingeladen, in einem selbstgeschriebenen Song auf die Bedürfnisse und Herausforderungen ihrer Generation aufmerksam zu machen.
So geht die Teilnahme
Teilnahmeberechtigt sind alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 21 Jahre inOberösterreich – einzeln oder in Gruppen, als Sänger, Bands, Schulklassen oderChöre. Wichtige Voraussetzung: Die Beiträge müssen selbst komponiert sein und sich inhaltlich mit Kinderrechten befassen.
Eingereicht werden kann bis 15. März 2026. Eine unabhängige Jury – darunter junge Menschen – kürt fünf gleichwertige Siegerprojekte. Diese erhalten jeweils 1.500 Euro Preisgeld, eine Liberto-Statue, einen professionellen Songproduktions-Workshop und ein Profi-Video vom Auftritt bei der Preisverleihung am 9. Juni im Ursulinenhof Linz.
Gesetzlich verankert – aber noch nicht überall Realität
Seit über 35 Jahren gilt in Österreich ein gesetzliches Gewaltverbot in der Erziehung. DieUN-Kinderrechtskonvention garantiert darüber hinaus allen Kindern – unabhängig vonHerkunft, Geschlecht oder sozialem Status – die gleichen Rechte, darunter Schutz vorGewalt, bestmögliche Entwicklung und Beteiligung.
Mit der Ratifizierung 1992 und der Verankerung zentraler Kinderrechte imBundesverfassungsgesetz 2011 ist Kinderschutz in Österreich rechtlich abgesichert. DerLiberto 2026 stellt daher das 15-jährige Jubiläum dieses Verfassungsgesetzes und diegelebte Praxis in Oberösterreich in den Mittelpunkt.
„Noch immer haben nicht alle Kinder die gleichen Chancen. Kinderrechte dürfen keine leeren Worte auf dem Papier sein – sie müssen gelebt und in allen Lebensbereichen umgesetzt werden - dafür tragen wir alle Verantwortung. Wirksamer Kinderschutz braucht jeden einzelnen von uns, denn als Gesellschaft haben wir den Auftrag, dass jedes Kind in Oberösterreich sicher aufwachsen und seine Potenziale entfalten kann“, so Kinderschutz-Landesrat Martin Winkler.
Realität und Herausforderungen
„Kinderschutz braucht Zivilcourage und Menschen, die hinschauen, Kindern glauben undhelfen. Besonders vulnerable Gruppen – etwa Kinder mit Behinderung oder Kinder insozialpädagogischen Wohngruppen – benötigen besondere Unterstützung. Mit demKinderschutzpreis Liberto wollen wir jungen Menschen eine Stimme verleihen, mutig undunüberhörbar“, betont Kinder- und Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger.
Trotz gesetzlicher Grundlagen sind Kinderrechtsverletzungen weiterhin Alltagsrealität:
Rund 25 Prozent aller Kinder und Jugendlichen erleben körperliche, sexuelle oderpsychische Gewalt – zu Hause, in Institutionen, in der Peer Group oder online.
Nur zwei Drittel der erwachsenen Bevölkerung halten eine gewaltfreie Erziehung füroptimal, 14 Prozent sind der Meinung, dass in der Erziehung „manchmal drastische Mittel nötig“ seien.
Für ein Fünftel der Oberösterreicher stellt eine Ohrfeige weiterhin eine legitimeErziehungsmaßnahme dar. Zudem werden psychische Gewalt, Abwertung, Vernachlässigung und Liebesentzug häufig nicht als Gewalt erkannt.
Übergriffe verlagern sich zunehmend in den psychischen und digitalen Bereich: Jederfünfte Schüler erlebt Mobbing. Rund ein Drittel der jungen Menschen berichtet von Hass im Netz.
Schutzmechanismen in Institutionen stärken
Wenn Übergriffe in Institutionen passieren, sind häufig strukturelle Defizite die Ursache –Überforderung, Personalmangel oder fehlende Richtlinien. Seit dem Schuljahr 2024/25 sind alle Schulen verpflichtet, ein Kinderschutzkonzept zu erstellen. Viele sozialpädagogische Einrichtungen folgen diesem Beispiel, auch wenn es für manche Bereiche noch keine Verpflichtung gibt, dasselbe gilt für Vereine und Organisationen, die in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv sind.
Ein Beschwerdemanagement soll sicherstellen, dass richtig reagiert wird, wenn es trotz allervorhandenen Vorsichtsmaßnahmen doch zur Gefährdung eines Kindes oder zu einemÜbergriff kommt. Als Ansprechpersonen werden organisationsinterne Kinderschutzbeauftragte, aber auch externe Beschwerdestellen benannt, wie etwa die Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ.
Ebenso enthält ein Kinderschutzkonzept einen genauen Interventionsplan, wie im Falle eines Übergriffs bzw. eines Verdachts vorzugehen ist, um das betroffene Kind bestmöglich zu schützen und zu unterstützen.
Die KiJA OÖ – Beratung, Unterstützung und Prävention
Wenn junge Menschen Gewalt erleben, sie gefährdet sind oder nicht gehört werden, setztsich die Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ für ihre Rechte ein.
Mehr als 25.000 Personen nutzen jährlich die Leistungen der KiJA OÖ – Tendenz steigend. Neben rund 4.600 individuellen Beratungen, Begleitungen und Therapien legt die Einrichtung großen Wert auf präventive Kinderrechtsarbeit: Information, Aufklärung und Stärkung junger Menschen.
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