Aksel Lund Svindal: „Die Welt wäre besser, wenn manche Leute ein bisschen vom Sport gelernt hätten“
OÖ/PASCHING. Ski Alpin-Star und Fan-Liebling Aksel Lund Svindal beendete vor zwei Jahren seine aktive Karriere. Nun feierte die Dokumentation „Aksel“ erfolgreiche Kinopremiere. Sie begleitet die letzten Saisonen von Aksel, seiner Familie und seinem Team, mit allen Höhen und Tiefen eines der besten Skifahrer aller Zeiten. Tips hat den sympathischen Norweger bei der Premiere im Hollywood Megaplex PlusCity zum Gespräch getroffen.
Tips: Ein Film, eine Doku über Sie im Kino. Wie ist es denn dazu gekommen?
Svindal: Ein Freund hat gefragt, ob er ein bissl filmen darf. Er hat mehr und mehr gefilmt und meinte dann, er könnte eigentlich einen Kinofilm daraus machen. Er hatte über 500 Stunden Material gesammelt. Der Film ist entstanden und es kam auch das Angebot, das wirklich in den Kinos zu zeigen. Ich habe am Anfang noch geglaubt, es wird vielleicht eine Mini-Serie fürs norwegische Fernsehen. Aber ja, es ist schon ein wenig größer geworden. Und es läuft brutal gut, ein bisschen überraschend – oder vielleicht auch nicht: Es gibt glaube ich kein Land, wo die Leute so viel wissen und Leidenschaft haben für den Skisport als hier in Österreich.
Tips: In der Doku geben Sie auch sehr viel Persönliches preis, wie fühlen Sie sich dabei?
Svindal: Das sind Sachen, die kein Geheimnis sind, aber logischerweise, mit Bildern, wirds noch persönlicher. Aber wenn man etwas macht, muss man es richtig machen, dann muss man auch etwas anbieten. Ich habe den Film nur dreimal gesehen, es ist schon ein bissl anstrengend, mich selbst auf einem so großen Bildschirm zu sehen. Aber es ist alles die Wahrheit. Der Skisport ist ja auch ein Sport, bei dem man nicht tricksen kann. Und was das Wichtigste für mich ist: Die Athleten sind – auch wenn sie Gegner sind – einfach gute Freunde. Es ist total fair, und das ist nicht selbstverständlich. Ich glaube, die Welt wäre besser, wenn mehrere Leute ein bisschen vom Sport gelernt hätten: Sport ist einfach fair. Das ist ein Grund, warum ich zum Beispiel kein Politiker sein könnte. Politik ist für mich etwas, wo zwei plus zwei nicht unbedingt vier ist – und das kann ich nicht verstehen. Zwei plus zwei muss vier sein.
Tips: Sie haben sich vor zwei Jahren vom Profi-Skisport verabschiedet, vermissen sie den Zirkus?
Svindal: Den Zirkus eigentlich nicht, aber die Teamkollegen. Das war auch ein Grund, warum es so schwierig war, aufzuhören. Man hört ja nicht nur mit den Rennen auf, das ist ein Lifestyle. Wenn ich an Kjetil Jansrud denke: Ich war ja mit dem jedes Jahr 300 Tage unterwegs. Das ändert sich natürlich extrem und darum ist es gar nicht so einfach, aufzuhören.
Tips: Hatten Sie während ihrer aktiven Karriere auch mal das Gefühl, zu sehr den Erfolgen nachzulaufen, den Siegen, und nicht mehr genug auf den Körper zu hören?
Svindal: Als Athlet machst du schon Sachen, die nicht unbedingt gesund, grenzwertig sind. Das ist einfach so. Schnell zu sein und um den Sieg mitfahren zu können, das ist es, wo das Adrenalin kommt. Wenn man in der Lage ist, zu gewinnen, erst dann wird es richtig spannend. Aber so schlimm war es nicht – ein Grund, warum ich aufgehört habe, war, weil es nicht mehr so gegangen ist. Alleine aber in Kitzbühel bei der Abfahrt am Start zu stehen ist ja nicht gesund. Aber ich habe es trotzdem gemacht und ich würde es nochmal machen.
Tips:Mehr als Leidenschaft... Es wird ja auch ab und an kritisiert, dass zu viel verlangt wird, gestartet wird, obwohl die Bedingungen nicht gut sind ...
Svindal: Das Wetter ist leider nicht unter unserer Kontrolle. Es ist hier brutal schwierig, eine Grenze zu setzen, vor allem weil im Ziel 50.000 Zuschauer stehen. Und es ist sehr einfach, nachher zu sagen, das war über dem Limit.
Tips: Ihnen ist jetzt auch nicht langweilig: Sie haben eine Firma gegründet, sind auch Klimabotschafter…
Svindal: Stimmt, ja, wir investieren in Start-Ups, die etwas Gutes für den Planeten machen. Es muss nicht nur Klima sein, es kann auch Equality oder ähnliches sein. Es muss einfach einen positiven Beitrag leisten.
Tips: Können Sie mittlerweile auch Ihre Freizeit genießen?
Svindal: Leider ein bissl zu wenig. Aktuell ist die Filmtour viel Arbeit, ich bin froh, wenn die Weihnachtspause kommt. Ich war zu viel im Büro und zu wenig draußen beim Sport in der Natur in letzter Zeit. Ich vermisse das Draußen sein.
Tips: Wie schaut die Zukunft aus, gibt es konkrete Pläne?
Svindal: Ich mache eigentlich nicht viele Pläne, Sachen passieren. Ich möchte wieder mehr Sport machen, mehr draußen sein. Ansonsten habe ich viel zu tun, das heißt, ich möchte mehr auch auf die Freizeit schauen, als zu viele neue Pläne zu machen. Ganz unkompliziert, ich nehme es ein wenig so wie es kommt. Eine Schwäche von mir ist ja: Wenn ich ein cooles Projekt sehe, dann sag ich fast immer ‚Ja‘. Also ein Plan ist schon: öfters Nein sagen und mehr Freizeit haben (lacht).
Im Kino: „Aksel – The Story of Aksel Lund Svindal“
Seit 12. November in den heimischen Kinos. Nach seinem schweren Sturz in Kitzbühel entscheidet sich Aksel Lund Svindal seine Karriere trotz möglicher Folgeschäden fortzusetzen. In dieser Dokumentation begleitet das Team von „Field Productions“ die letzten Saisonen von Aksel.
Norwegen 2021, Laufzeit: 110 Minuten, Freigabe ab 8 Jahren.
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