Die Corona-Pandemie verschärft Geschlechterungleichheiten
OÖ. Für Frauen war es bereits vor der Corona-Pandemie schwerer, erwerbstätig zu sein, als für Männer. Diese Ungleichheit hat sich durch die oft zusätzliche Pflege von Angehörigen und Kindern nun weiter verschärft, berichtet die Arbeiterkammer Oberösterreich.
Für Frauen ist es heute immer noch schwerer erwerbstätig zu sein als für Männer. So macht der Einkommensrückstand mehr als ein Drittel aus. Während Männer in Oberösterreich ein Median-Einkommen von 2.782 Euro haben, liegt das der Frauen nur bei 1.764 Euro. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des Frauenmonitors 2020 der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich. Zurückführen lässt sich dieser Unterschied unter anderem auf die hohe Teilzeitquote von Frauen. „Insgesamt gab es in den letzten zwei Jahren kaum Verbesserungen für Frauen. Die Corona-Pandemie hatte gewaltige und nachhaltige Auswirkungen auf die Lage der Frauen“, sagen AK-Präsident Johann Kalliauer und AK-Vizepräsidentin Elfriede Schober. Die Zahlen des zwölften Frauenmonitors belegen laut ihnen, dass Verbesserungen für Frauen nur schleppend vorangehen würden.
Mehr Belastungen im Homeoffice
So könnten Frauen mangels geeigneter Kinderbetreuung vielfach keinen Vollzeitjob annehmen. Oberösterreich nimmt bei den Unter-Dreijährigen im Bundesländervergleich den letzten und bei den Drei- bis Sechsjährigen den vorletzten Platz ein. Zusätzlich zur Kinderbetreuung werden 90 Prozent der persönlichen Pflege und der häuslichen Hilfs- und Reinigungsleistungen von Frauen getragen. Waren Frauen jetzt im Homeoffice, so nahmen die Belastungen zu. Beispielsweise sollten Kinder beim Lernen unterstützt werden.
Weiter Weg bis zur Gleichstellung
In vielen „systemrelevanten“ Berufen, in denen Homeoffice nicht möglich war, sind ebenfalls Frauen tätig. Drei Viertel der Beschäftigten im Gesundheitsbereich und über 80 Prozent an der Kassa im Supermarkt sind weiblich. Gemeinsam ist ihnen, dass die Arbeitsbelastung hoch ist, die Beschäftigungsverhältnisse oft atypisch und das Einkommen gering sind. „Die Oberösterreicherinnen leisten ohnehin schon sehr viel – in der Krise aber haben die Arbeitnehmerinnen ihre Höchstleistungen noch einmal getoppt. Das verlangt nach Anerkennung und Wertschätzung – nicht nur durch Beifall von Balkonen und auf Werbeplakaten. Hier müssen endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden“, fordern Kalliauer und Schober. Sie befürchten, dass es bis zur tatsächlichen Gleichstellung von Frau und Mann noch ein sehr weiter und steiniger Weg sei.
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