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OÖ. Ärztekammer: "Wir lassen uns nicht zwingen"

Tips Logo Karin Seyringer, 10.05.2022 17:08

OÖ/LINZ. Nach der Wiederwahl in der OÖ. Ärztekammer präsentierten die Kammervertreter rund um Präsident Peter Niedermoser am Dienstag in Linz ihre „Visionen, Ziele und Forderungen“ für die nächsten fünf Jahre. Eines ist für die Ärztevertreter hinsichtlich aktueller Diskussionen klar: „Wir lassen uns nicht zwingen“. Vielmehr müssten die Rahmenbindungen geändert werden, um Jungärzte zu motivieren.

Kurienobmann Thomas Fiedler, Vizepräsidentin Claudia Westreicher, OÖ-Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser und Kurienobmann Harald Mayer (v. l.) (Foto: Tips/Seyringer)

Peter Niedermoser wurde in der konstituierenden Vollversammlung der OÖ. Ärztekammer als Präsident bestätigt und ist fünf weitere Jahre im Amt. Einstimmig wiedergewählt wurden auch Claudia Westreicher als Vizepräsidentin, Harald Mayer als Kurienobmann der angestellten Ärzte und Thomas Fiedler als Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte.

„Lassen uns nicht zwingen“

„Die Privatmedizin gehört in allen Ebenen integriert, der Arzt muss aber die Wahl haben, wie er seinen Beruf ausüben will. Wir lassen uns nicht zwingen“, stellt Niedermoser angesichts der aktuellen Debatten zu Wahlärzten klar. Denn mit Vorschlägen wie jenem vom Vizeobmann der ÖGK Andreas Huss oder dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker vertreibe man nur junge Kollegen aus Österreich.

Huss hatte vorgeschlagen, dass es keinen Kostenersatz für Wahlärzte mehr geben solle. Dafür soll allen Ärzten, die das wollen, ein Kassenvertrag angeboten werden. Hacker forderte etwa, Ärzte nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung fünf bis zehn Jahre an öffentliche Krankenanstalten zu binden.

„Wir können gerne diskutieren, aber reagieren sicher nicht auf ein Diktat von der Politik“, so Niedermoser. Und Claudia Westreicher, Vizepräsidentin und Leiterin des Wahlarzt-Referats in der Ärztekammer für OÖ ergänzt: „Uns ist der Erhalt der freien Niederlassung und Unabhängigkeit wichtig. Wir akzeptieren keinerlei Verpflichtung etwa zu Nachtdiensten, fixen Ordinationszeiten oder Ähnlichem. Natürlich sind wir aber gerne bereit zu untersützen und über Veränderungen zu diskutieren.“

Rahmenbedingungen für junge Kollegen ändern

Die Zeiten hätten sich geändert, junge Ärzte haben andere Ansprüche an ihr Arbeitsleben als früher, weiß Niedermoser. „Sie fordern andere Strukturen in Spitälern und im niedergelassenen Bereich, das müssen wir zusammenbringen, sonst werden keine jungen Kollegen mehr in die Medizin kommen.“ Westreicher verweist auf nötige besser Arbeitsmodelle samt Kinderbetreuungs-Möglichkeiten für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Mehr Zeit für Ausbildung fordert Kurienobmann Harald Mayer: „Wir müssen junge Kollegen in adäquater Form ausbilden, dafür brauchen die Fachärzte aber Zeit. Jungärzte werden als Arbeitskräfte gesehen, die Ausbildung muss nebenbei funktionieren: Wir sind hier auf einem schlechten Weg“, so Mayer. „Die Rechnung bekommen wir präsentiert“, verweist er auf junge Kollegen, die im Ausland nicht nur besser bezahlt, sondern auch eine bessere Ausbildung erhalten würden.

Verschärfend zur Situation kommt hinzu, dass bei den Medizinern in den nächsten zehn Jahren eine „gigantische Pensionswelle“ anstehe. Wenn es hier zu keinen Änderungen komme, werde das Versorgungsdefizit größer, am Rücken der Patienten, so Mayer.

Offensive für niedergelassenen Bereich

Um wieder mehr Ärzte in den niedergelassenen Bereich zu bekommen, brauche es dringend eine Offensive, ist Kurienobmann Thomas Fiedler überzeugt. „Wie? Indem das zwar bewährte, aber mittlerweile verkrustete Kassensystem neu gestaltet wird.“ Ein Problem sieht er auch bei der finanziellen Herausforderung, vor der Jungärzte, die eine Ordination eröffnen wollen, stehen. „Die Gründung einer Ordination kostet 300.000, 400.000 Euro aufwärts.“ Es brauche neue Ansätze bei der Finanzierung, schlägt er zum Beispiel Leasing-Modelle vor. Auch von der aufwendigen Organisation müssten Hausärzte entlastet werden. „Wir wollen hier eine Struktur bieten für einen Organisationssupport, wollen einen Personalpool schaffen, etwa wenn es um Vertretungen im Krankheitsfall geht.“

Finanzierung

Wie soll das alles finanziert werden: „Oberösterreich hatte eine Rücklage von 500 Millionen Euro, die sind nach Wien geflossen, mit dem Versprechen, diese in OÖ zu reinvestieren. Es wäre sinnvoll, diese Rücklagen nun für diese Vorschläge in OÖ zu verwenden“, so Fiedler. „Unsere klare Botschaft“, so Niedermoser: „Wir wollen die Probleme gemeinsam mit allen Playern lösen.“

Pandemie „emotionslos“ aufarbeiten

Generell sei es auch wichtig, die Pandemie „emotionslos, ohne politisches Kleingeld“ aufzuarbeiten, gemeinsam mit Entscheidungsträgern von Politik, Spitals-Trägern, Pflege und Ärztekammer, meint Niedermoser. Klar sei: „Es hat nicht an Maschinen und Betten gefehlt, sondern an Menschen, die betreuen können.“ Daher wolle er die nächsten Jahre „nicht mehr viel von Einsparungen und Effizienzsteigerungen hören“.


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