
OÖ. Jedes Jahr analysiert die Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ) die veröffentlichten Jahresabschlüsse von mittelgroßen und großen Kapitalgesellschaften in Österreich und berechnet daraus den „Wertschöpfungsbarometer“. Dieser untersucht die Produktivität pro Mitarbeiter und stellt sie den Pro Kopf-Personalaufwendungen gegenüber. Nun liegt der aktuelle Bericht vor.
Da die Jahresabschlüsse erst im Verlauf bzw. mit Ende des nächsten Geschäftsjahres veröffentlicht werden müssen, liegen aktuell die Zahlen für 2021 vor. „Diese Analyse ist insofern interessant, weil sie das zweite Jahr der Corona-Pandemie widerspiegelt“, sagt AK OÖ-Präsident Andreas Stangl.
Im Jahr 2017 erreichte der Wertschöpfungs-Überschuss einen Höchstwert von 38.117 Euro, in den drei Folgejahren ging er jeweils zurück, bis auf 34.887 Euro im Jahr 2020. Im zweiten Corona-Jahr 2021 erhöhte sich der Wert dann aber wieder auf durchschnittlich 35.951 Euro pro Arbeitnehmer.
2021 gingen im Vergleich zum Vorjahr Gesamtinvestitionen pro Beschäftigter zurück
Verwendet werden diese Überschüsse von den Unternehmen unter anderem für Investitionen sowie für Gewinnauszahlungen an die Eigentümer- und Muttergesellschaften. Die durchschnittlichen Gewinnauszahlungen pro Arbeitnehmer sind 2021 deutlich, um rund 38 Prozent, auf 14.025 Euro angestiegen. Im zweiten Corona-Jahr gingen im Vergleich zum Vorjahr die Gesamtinvestitionen pro Beschäftigter zurück (um 9,3 Prozent). Dabei wurde aber anteilig wieder mehr in die Sachanlagen investiert.
Sonderauswertung: produktive Beschäftigte und Anstieg der Sachinvestitionen
Im Rahmen einer Sonderauswertung analysierte die AK die Jahresabschlüsse von 830 Mittel- und Großunternehmen in OÖ (ohne Banken, Versicherungen, Holdings und Non-Profit-Unternehmen) im Zeitraum von 2019 bis 2021.
Die wesentlichen Ergebnisse: Die Beschäftigten waren sehr produktiv, im Durchschnitt konnte jeder Mitarbeiter 2021 eine Pro-Kopf-Wertschöpfung von 105.674 Euro erwirtschaften. Die Pro-Kopf-Produktivität überstieg dabei die Pro-Kopf-Personalaufwendungen durchschnittlich um über 40.000 Euro, zum Vorteil der Unternehmen. Die Sachinvestitionen sind 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 21,2 Prozent angestiegen. Gleichzeitig lagen die ausbezahlten Gewinnausschüttungen pro Beschäftigter unter dem Wert von 2019, aber um 36,5 Prozent über dem Wert von 2020. Die 830 oö. Unternehmen waren in den Jahren von 2019 bis 2021 wirtschaftlich solide aufgestellt. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote lag 2021 bei 41,1 Prozent.
AK fordert Anhebung der Mindestlöhne und Rücknahme der Gewinnsteuer-Senkung
Für die Arbeiterkammer Oberösterreich ergeben sich aus diesen Zahlen mehrere Forderungen. So sollen Unternehmen alle öffentlichen Förderungen im offenzulegenden Jahresabschluss angeben. Die AK fordert weiters eine Anhebung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne auf mindestens 2000 Euro brutto. Gefordert wird auch, dass Gewinne vorrangig für Zukunftsinvestitionen im Betrieb verwendet werden, dazu brauche es von Seiten der Politik eine öffentliche Investitionsoffensive.
Zudem wird eine deutliche Ausweitung der Übergewinnsteuer und eine Rücknahme der Gewinnsteuer-Senkung gefordert. Diese sei ein 800 Millionen Euro schweres Geschenk an die Unternehmen jedes Jahr, so Stangl.