
OÖ/LINZ. Ein klares Nein zu Forderungen nach einer Verkürzung der Arbeitszeit kommt erneut von der Wirtschaftskammer (WK) OÖ, anlässlich der Tagung des Wirtschaftsparlaments der WKOÖ am Mittwoch. „Es ist uns wirklich ein Anliegen, Klartext zu reden“, so Hummer, es mache sie zornig, wenn Menschen angelogen würden.
Ein großes Thema der Tagung seien die Vorschläge zu Arbeitszeitreduktion und gleichzeitiger Fachkräftemangel, so WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer. Solche Forderungen und die damit einhergehende Conclusio, dass sich damit die Lage am Arbeitsmarkt entschärfen würde, seien „brandgefährlich“ und „utopisch“.
„Klartext reden“
„Ist uns wirkliches Anliegen als Unternehmervertreter Klartext zu reden, aufzuzeigen, dass Wohlstand staatlich nicht verordnet werden kann. Dieser muss vorher erst verdient werden, um ihn verteilen zu können. Es macht mich zornig, wenn Menschen angelogen werden“, findet Hummer deutliche Worte.
Bis zur Gefährdung des Sozialstaats
Durch eine gesetzlich verankerte Arbeitszeitreduktion würde es zu einem negativen Domino-Effekt kommen: „Aktuell gibt es in OÖ etwa 30.000 offene Stellen. Reduzieren wir auf 32 Stunden, sprechen wir von zusätzlichen 85.000 fehlenden Arbeitskräften. Bei 35 Stunden wären es noch 50.000“, rechnet Hummer vor. Durch den gesteigerten Arbeitskräftemangel würde die Stückkostenproduktion/Dienstleistung teurer. „Laut Agende Austria ist Österreich jetzt schon teurer als zum Beispiel Deutschland, die Niederlande, Schweden, Dänemark und Italien“, so Hummer. Würde noch eines draufgelegt werden, würde die Wettbewerbsfähigkeit sinken, Betriebe abwandern. „Diese Wahrheiten müssen wir beachten, wenn wir von einer gesetzlichen Verordnung der Arbeitszeitreduktion sprechen. Das Schnitzel, die Massage: alles wird teurer. Diese Wahrheit müssen wir den Menschen erzählen.“ Im Endeffekt würden Gesundheitssystem und Sozialstaat gefährdet werden.
Hummer: „Ich behaupte das, weil wir es in Frankreich schon gesehen haben. Die hatten am Ende des Tages eine höhere Arbeitslosigkeit, weil sie an Wettbewerbsfähigkeit verloren haben.“ Frankreich hatte vor 20 Jahren gesetzlich auf 35 Wochenstunden reduziert.
Auch Unternehmen gegen Reduktion
Laut einer aktuellen WKOÖ-Mitgliederbefragung durch das Linzer Marketinstitut ist die Mitarbeitersuche für 96 Prozent der Unternehmen eher schwierig bis sehr schwierig geworden.
Rund um die Diskussion zur Arbeitszeitverkürzung betrachten acht von zehn Unternehmen diese als weniger oder gar nicht gut. Neben einer Verschärfung des Arbeitskräftemangels (51 Prozent) rechnet der Großteil der Unternehmen (73 Prozent) zudem mit negativen Auswirkungen auf das eigene Unternehmen durch erhöhte Arbeitsbelastungen (67 Prozent) und erforderlichen Preissteigerungen (65 Prozent) bei Produkten und Dienstleistungen. Für 57 Prozent würden sich manche Leistungen und Angebote dann nicht mehr rechnen. Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich wird somit von den Unternehmen klar abgelehnt.
„Haus der Wirtschaft“ im Zeitplan
Anlässlich der Tagung des Wirtschaftsparlaments am Dienstag verwies WKOÖ-Direktor Gerald Silberhumer auch darauf, dass die WKOÖ im Bundesländervergleich am besten aller Landeskammern von den Mitgliedern für ihre Arbeit bewertet werde.
Beim aktuell im Bau befindlichen „Haus der Wirtschaft“, der WKOÖ-Zentrale am Linzer Hessenplatz, liege man im Zeitplan. „In circa zwei Wochen sind wir bodeneben, Mitte bis Ende August findet die Gleichenfeier statt. Auch bei den Kosten sind wir im Plan, trotz zusätzlicher statischer Mängel, die saniert werden mussten. Wir konnten anderswo einsparen“, so der WKOÖ-Direktor. Das „Haus der Wirtschaft“ werde ein Haus für Gründer, ein Haus er Innovation und Internationalisierung und ein Haus für junge Talente.
Als Ziele hat sich die WKOÖ bis 2025 unter anderem folgendes vorgenommen:
- Die Hälfte der 15-Jährigen soll sich für eine Lehre entscheiden. „Wir sind auf einem sehr guten Weg, liegen jetzt bei 47,5 Prozent, Tendenz steigend“, so Silberhumer.
- Im EU-Digitalisierungsindex will man es unter die Top-Fünf schaffen, aktuell wird Rang zehn belegt.
- Bis 2025 soll der Übersee-Export auf 25 Prozent gesteigert werden (derzeit sind es 20,6 Prozent), die Zahl der exportierenden Betriebe soll auf 14.000 steigen (aktuell 12.660).