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Vertreter der oö. Lebensmittelindustrie zum internationalen Tag gegen Lebensmittelverschwendung: "Da blutet einem das Herz, angesichts dieser Geringschätzung"

Tips Logo Marlis Schlatte, 29.09.2023 15:56

LINZ/Ö. Derzeit sind die gestiegenen Lebensmittelpreise immer wieder ein Thema. Gleichzeitig werden aber rund 120 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf in Österreich jährlich weggeschmissen. Anlässlich des internationalen Tages gegen Lebensmittelverschwendung am 29. September ruft der Lebensmittelkonzern Vivatis deshalb zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln auf. Fachvertreter der oberösterreichischen Lebensmittelindustrie sprachen dazu gemeinsam über die derzeitigen Herausforderungen.

 (Foto: Pormezz/stock.adobe.com)
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Eine Million Tonnen Lebensmittelabfälle landen in Österreich jährlich im Müll - das sind rund 120 Kilogramm pro Einwohner. Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender der Vivatis Holding AG, deren Sitz in Linz ist, sieht das Problem vor allem in der geringen Wertschätzung gegenüber den produzierten Produkten: „Wir unternehmen als Konzern große Anstrengungen und es kostet uns auch viel Geld, um unsere qualitativ hochwertigen Lebensmittel in Österreich mit besten Rohstoffen unter besten Bedingungen produzieren zu können. Wenn man dann daran denkt, dass ein namhafter Teil dieser wertvollen Erzeugnisse dann einfach unüberlegt weggeschmissen wird, da blutet einem das Herz, angesichts dieser Geringschätzung.“

Nicht nachvollziehbar ist für die Fachvertreter der oberösterreichischen Lebensmittelindustrie in diesem Zuge die stetig herrschende Kritik um die gestiegenen Lebensmittelpreise: „Da stecken so viel Einsatz, Leidenschaft sowie beste Rohstoffe dahinter. Leider sind immer nur die Lebensmittelpreise im Fokus, nicht aber die Unmengen, die jährlich im Müll landen. Hier sind ein generelles Umdenken und viel Aufklärungsarbeit, schon ab Kindesalter, notwendig!“

Gestiegene Preise müssen weitergegeben werden

Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine haben auch in Österreich zu einer hohen Kostenwelle geführt. Auch die Lebensmittelindustrie kämpft mit gestiegenen Energie-, Rohstoff- und Verpackungspreisen. „Der mediale und politische Populismus in Österreich, der die ganze Preisthematik bei Lebensmitteln noch verschärft, kommt erschwerend hinzu“, so Hackl. Derzeit ergeben sich Mehrkosten von etwa 160 bis 170 Millionen Euro - die gestiegenen Preise für Energie, Rohstoffe und Verpackung müssten also an die Konsumenten weitergegeben werden. 20 Millionen Euro könnten heuer nicht weitergegeben werden, es werde also ohnehin deutlich weniger verdient. „Wir verwenden österreichische Rohstoffe soweit es möglich ist und auch die Wertschöpfung liegt hier. Wir wollen in Österreich sein, aber irgendwann überlegt man sich, wo man produziert“, gibt Hackl anlässlich der derzeitigen Situation zu bedenken.

Aber auch der Arbeitskräftemangel trifft die Lebensmittelindustrie. Hier fordert Hackl eine Attraktivierung des Arbeitens an sich, eine Arbeitsmarktreform sei längst überfällig.

Kaufkraft nimmt ab

Hubert Stöhr von der Brauerei Schloss Eggenberg sieht die angespannte Situation in der Lebensmittelindustrie ebenfalls mit Besorgnis. Auch wenn man als Privatbrauerei die Preise noch eher mit Weitblick gestalten könne, brauche es eine wirtschaftliche Grundlage. Aufgrund der hohen Preise in der Gastronomie nehme die Kaufkraft der Konsumenten ab, so Stöhr: „Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Lage entspannen wird.“

Auch in der Speiseöl-Branche gehen die Umsätze zurück. Grund dafür sei der „Lagerabbau“ in den Privathaushalten, nachdem während der Pandemie viel Öl zu Hause gehortet wurde. Das Exportgeschäft habe sich nun erhöht, trotzdem liege man weit unter den Umsatzzahlen der Vorkrisenzeit, so Tobias Peter von der VFI GmbH.


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