Bilanz nach zwei Jahren: Fachkräftestrategie Pflege zeigt Wirkung
OÖ. 285 weniger aufgrund Personalmangels leerstehende Betten in Oberösterreichs Alten- und Pflegeheimen, 300 Personen zusätzlich durch niederschwelligen Berufseinstieg, um 29 Prozent mehr Absolventen und 36 Prozent mehr Ausbildungsneuanfänger: Sehr zufrieden zeigen sich Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer und Oö. Gemeindebund-Präsident, Bürgermeister Christian Mader (beide ÖVP) bei einer Zwischenbilanz nach zwei Jahren Fachkräftestrategie Pflege in Oberösterreich.
„Die Organisation der Pflege ist eine der größten sozialpolitischen Herausforderungen. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt von aktuell rund 73.000 im Jahr 2023 auf aktuell prognostizierte 102.000 Pflegebedürftige im Jahr 2040. Daher haben wir die Oö. Fachkräftestrategie Pflege mit 50 konkreten Maßnahmen entwickelt“, so Hattmanndsorfer am Mittwoch in Linz. Ins Leben gerufen wurde die Strategie gemeinsam von Land OÖ, Städte- und Gemeindebund. 18 der Maßnahmen seien erfolgreich umgesetzt, 25 in Umsetzung, sieben noch offen.
Zwei Jahre nach Start zeige sich: „Die Strategie ist offensichtlich richtig. Wir sehen entgegen dem Trend etwa in anderen Bundesländern signifikant weniger leere Betten aufgrund von Personalmangel.“
So ist die Zahl der leerstehenden Betten in OÖ von Mitte 2023 (1.341, Höchststand) um 285 auf 1.056 (Juni 2024) gesunken.
300 zusätzliche Personen in der Pflege
Durch die Einführung des niederschwelligen Berufsform „Stützpersonal“ mit „Training on the job“ in den Heimen konnten zusätzliche 300 Personen für die Pflege gewonnen werden. Die neuen Mitarbeiter werden innerhalb von zwei Jahren zur Heimhilfe weiterqualifiziert. Seit 2024 gibt es auch die neue Berufsgruppe „Heimhilfe in Ausbildung“ in der mobilen Pflege und Betreuung.
Attraktiviert worden sei die Beschäftigung in der Pflege auch durch die Flexibilisierung des Personalschlüssels und die Anhebung der Gehälter. Zudem ist der Dokumentationsaufwand um bis zur Hälfte ersatzlos gestrichen worden. Ein Pflegetechnologiefonds wurde gestartet, um durch Digitalisierung zu entlasten.
Ausbildungsoffensive
Durch eine Ausbildungsoffensive steige auch die Zahl der Neuanfänger und Absolventen von Pflegelehrgängen konsequent. So gab es 208 Absolventen mehr in den letzten zwei Jahren (plus 29 Prozent) und 238 mehr Neuanfänger (plus 36 Prozent). „Das sind die Mitarbeiter von morgen“, so Hattmannsdorfer.
Eingeführt worden sind unter anderem ein Pflegestipendium in Höhe von 600 Euro monatlich ohne Einkommensgrenze, die Ausbildung wurde und wird digitalisiert, in Linz und Ried ist als Pilot die Pflegelehre eingeführt worden und wird schrittweise ausgerollt.
Mader: Dank an Gemeinden und Sozialhilfsverbände
„Wir sind sehr erfreut über diese Trendumkehr“, so Bürgermeister Christian Mader, Oö. Gemeindebund-Präsident. In den Bezirken und Regionen sind das nicht nur Zahlen, sondern freie Betten für Pflegebedürftige. Dazu gehört auch das Personal. Ich glaube, dass die Attraktivierung des Berufs gut beiträgt und bekomme viele positive Rückmeldungen. Wichtig ist die gute Einbindung jener, die die Maßnahmen umsetzen: die Gemeinden und Sozialhilfeverbände vor Ort. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Strategie auch die nächsten Jahre gut umsetzen, für gute Aussichten für die Bevölkerung.“
„Strategie konsequent fortsetzen“
Die Strategie gehe in die richtige Richtung, oberstes Ziel sei es daher, sie konsequent fort- und umzusetzen. Die nächsten Schritte sind unter anderem die Weiterentwicklung der Sozialhilfeverbände mit der Gründung einer Service-GmbH oder weitere Maßnahmen für die Mobile Pflege.
Groß sei das Thema Teilzeit, so der Sozial-Landesrat. „Wenn jede Teilzeitmitarbeiterin rein rechnerisch drei Stunden mehr arbeiten würde, wäre jedes Bett belegt. Das zeigt, dass jede Stunde mehr zählt“, sind auch Pilotprojekte zur Hebung des Beschäftigungsausmaßes geplant.
FPÖ-Klubobmann Mahr erfreut
„Oberösterreich ist Vorzeigeregion für ganz Österreich. Hiervon könnte sich die Bundesregierung eine Scheibe abschneiden. Besonders lobenswert ist, dass bei der Fachkräftestrategie alle Parteien kompromissbereit an einem Strang ziehen“, kommentiert FPÖ-Klubobmann Herwig Mahr die Zwischenbilanz.
SPÖ-Pflegesprecherin Knauseder: „Mehr Anstrengung gefordert“
Positiv sieht auch SPÖ-Pflegesprecherin Gabriele Knauseder die Entwicklungen im Bereich der Pflege. Um die personellen und demografischen Entwicklungen zu meistern, brauche es aber noch mehr Anstrengungen. Vorhandenes Potenzial sieht sie in arbeitslosen Menschen und fordert hier mehr Maßnahmen, um diese für einen Pflegeberuf zu begeistern. Darüber hinaus fordert sie einen jährlichen Bericht im Oö. Landtag über die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Pflege.
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