Als Frau finanziell unabhängig sein: ein mehr als erstrebenswertes Ziel
OÖ. Frauen, die Verantwortung für ihre eigenen Finanzen übernehmen, sind besser vor unangenehmen finanziellen Überraschungen, zum Beispiel im Falle einer Trennung, geschützt. Je früher sich eine Frau um ihre eigenen Finanzen kümmert, desto besser.
Finanzwissen und Finanzbildung sind wesentliche Grundlagen für die eigene finanzielle Gesundheit, denn nur wer über das notwendige Wissen verfügt, kann fundierte Entscheidungen treffen. Eine finanzielle Absicherung macht das Leben leichter, denn obwohl wir in Österreich in einer modernen Gesellschaft leben, gibt es immer noch viele Frauen, die finanziell abhängig sind. Eine höhere Teilzeitquote, ein geringerer Verdienst, Karenzzeiten und eine fehlende Absicherung sind nach wie vor der Grund, dass Frauen auch häufiger von Altersarmut betroffen sind als Männer.
Finanziell schlechter gestellt
Am Equal Pay Day, der in diesem Jahr auf den 17. Oktober fällt, haben Männer bereits das Einkommen erreicht, für das Frauen noch bis zum Jahresende arbeiten müssen. Zugespitzt formuliert: Frauen arbeiten 76 Tage „umsonst“. Neben der geringeren Entlohnung leisten Frauen auch mehr unbezahlte Care-Arbeit, also zum Beispiel Kindererziehung oder Pflege, als Männer. Das Thema in der Familie gemeinsam zu diskutieren und Lösungen zu finden, ist daher ein notwendiger Schritt.
Die Altersvorsorge im Blick
Familienentscheidungen haben oft finanzielle Konsequenzen, meist zum Nachteil der Frauen. Sie sollten daher mit Blick auf die Altersvorsorge beider Elternteile getroffen werden. Wie Familienarbeit, Kinderbetreuung und Erwerbsbeteiligung gerecht aufgeteilt werden, bespricht man idealerweise im Vorfeld. Der Familienbonus Plus kann für die Person, die die Kinderbetreuung vorwiegend übernimmt, zweckgewidmet werden. Ein rascher Wiedereinstieg in den Beruf nach der Babypause, beginnend mit wenigen Stunden und sukzessiver Erhöhung des Stundenausmaßes, wirkt sich positiv auf die Pensionshöhe aus und sichert die eigene Unabhängigkeit.
Pensionssplitting mit Partner vereinbaren
In Österreich besteht die Möglichkeit eines freiwilligen Pensionssplittings. Das bedeutet, dass der Mann, wenn er das Kind nicht überwiegend betreut, in den ersten sieben Jahren nach der Geburt des Kindes bis zu 50 Prozent seiner Pensionsgutschrift auf das Pensionskonto der Partnerin übertragen kann. Dies ist bis zu 14 Mal pro Jahr möglich. Die Höhe dieser sogenannten „Teilpensionsgutschrift“ kann bis zu einer bestimmten Grenze selbst gewählt werden. Im Falle einer Trennung verringert sich dadurch das Risiko der Altersarmut für Frauen. Für das Pensionssplitting muss man übrigens nicht verheiratet sein. Um im Alter finanziell abgesichert zu sein, gibt es neben zahlreichen Ansparmodellen von Banken und Versicherungen auch die Möglichkeit der freiwilligen Höherversicherung. Die Einzahlung erfolgt hier in das staatliche Pensionssystem und ist eine Möglichkeit, die staatliche Pension aufzubessern.
Die Ausgaben im Griff haben
Wer seine monatlichen Ausgaben kennt, kann besser planen. Finanzielle Disziplin und eine gute Haushaltsführung sind entscheidend, um Sparziele zu erreichen. Apps, Tabellenkalkulationen oder das gute alte Haushaltsbuch helfen dabei, die täglichen Ausgaben im Blick zu behalten. Das wiederum hilft, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wohin das Geld fließt. Schon kleine Beträge, die für eine Sparform abgezweigt werden können, sind ein erster Anfang und wirken sich langfristig positiv auf die eigene Vorsorge aus. Nicht oder wenig genutzte Abonnements und Mitgliedschaften sollten überdacht werden. Auch ein regelmäßiger Vergleich der Anbieter von zum Beispiel Strom, Gas, Internet, Handy und Versicherungen zahlt sich aus. Oft gibt es günstigere Tarife oder Verhandlungsspielraum bei bestehenden Verträgen.
Einnahmen erhöhen
Wer zu hohe Fixkosten hat und mit dem bisherigen Einkommen keine Ersparnisse aufbauen kann, hat auch die Möglichkeit, auf der anderen Seite anzusetzen und das Einkommen zu erhöhen. Man kann zum Beispiel Bücher, Kleider oder alte Smartphones online zu Geld machen, sich einen Nebenjob suchen oder versuchen, das aktuelle Gehalt neu zu verhandeln. Aufgrund der veränderten Zinssituation ist es auch ratsam, bereits angespartes Geld, das zum Beispiel auf einem niedrig verzinsten Girokonto liegt, in eine Sparform umzuwandeln. Letztlich kommt es darauf an, dass die Einnahmen die Ausgaben übersteigen.
Interessieren, informieren, investieren: Finanzbildung kann man sich aneignen – durch Bücher, seriöse Blogs oder die Beratung der Hausbank. Finanzbildung soll Frauen, unabhängig von ihrem Alter und ihrer jeweiligen Lebensrealität, in die Lage versetzen, für sich und ihre Zukunft passende und eigene finanzielle Entscheidungen zu treffen. In jeder Lebensphase treten Ereignisse ein, die mit wichtigen finanziellen Entscheidungen für den weiteren Lebensweg und die weitere finanzielle Situation verbunden sind. Deshalb zahlt es sich aus, gut informiert zu sein. „Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit ist für Frauen ein steiniger, das bleibt auch 2024 weiterhin so. Nichtsdestotrotz scheint das Bewusstsein, die Finanzen in die eigene Hand zu nehmen, gestiegen zu sein“, so Experten der Sparkasse OÖ, und ergänzen: „Der Durst nach Finanzbildung, unabhängig vom Geschlecht, ist ungestillt. Als Sparkasse OÖ sehen wir uns auch in der Verantwortung, die Finanzbildung voranzutreiben und bieten neben dem individuellen Beratungsgespräch weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel ‚she invests‘, eine Finanzbildungsinitiative speziell für Frauen.“ Die wichtigsten Grundideen rund um die Themen Finanzen, Sparen und Anlegen sind auf der Website www.sparkasse.at/sheinvests zusammengefasst, auch Webinare können angehört werden. Das Angebot ist kostenlos.
Das eigene Konto als Basis
Zwischen zehn und 15 Prozent der Frauen haben kein eigenes Konto. Finanzielle Selbstbestimmung beginnt mit einem eigenen Konto, unabhängig davon, wie viel Geld darauf ist. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu betonen, dass die Entscheidung für ein eigenes Konto keine Entscheidung gegen die Partnerschaft ist. Für viele Paare ist ein zusätzliches Gemeinschaftskonto, auf das beide Zugriff haben, und von dem alle Haushaltskosten bezahlt werden, eine gute Lösung. Gemeinsame Ausgaben und Anschaffungen können auf verschiedene Weise in einer Partnerschaft aufgeteilt werden. Auch ein „Beziehungskonto“, auf das Geld und Zeit eingezahlt werden, kann zu mehr Verständnis führen, da beide Partner einen Beitrag leisten, nur eben in unterschiedlichen Währungen.
Mit Unterstützung der Sparkasse OÖ unter Wahrung der redaktionellen Unabhängigkeit.
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