Energie AG im abgelaufenen Geschäftsjahr mit Rekordinvestitionen, aber Ergebnisrückgang
OÖ/LINZ. Trotz eines deutlich rückläufigen Ergebnisses hat Landesenergieversorger Energie AG im Geschäftsjahr 2024/25 massiv investiert. Bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag in Linz präsentierte der Konzern die Zahlen und gab einen Ausblick auf die weitere Ausrichtung. Der Fokus werde 2026 auf dem Ausbau der erneuerbaren Energie, der Netzinfrastruktur und auf einer nachhaltigen Standortpolitik liegen.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr sank der Konzernumsatz bei einer Bilanzsumme von 3,7816 Milliarden Euro um 10,1 Prozent auf 2,842 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (EBIT) ging um 25,2 Prozent auf 298 Millionen Euro zurück. Als Ursache dafür wurden deutlich niedrigere Großhandelspreise für Strom und Gas sowie geringere Absatzmengen genannt. Gleichzeitig erhöhte die Energie AG ihre Investitionen jedoch auf ein Rekordniveau von 415,1 Millionen Euro – ein Plus von mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rund die Hälfte davon floss in den Ausbau der Stromnetze.
Der Konzern setzt laut CEO Leonhard Schitter auch weiterhin auf seinen nachhaltigen Kurs: „Unsere LOOP-Strategie bleibt der Kompass unserer Transformation. Sie verbindet wirtschaftliche Stärke mit Klimaschutz und gesellschaftlicher Verantwortung. 2024/25 haben wir Tempo aufgenommen: Wir investieren gezielt in erneuerbare Erzeugung, Netze und Kreislaufwirtschaft und schaffen damit ein stabiles Fundament für die Energiezukunft. Unser Anspruch ist klar: Verlässlich handeln, nachhaltig wachsen und die Energiewende mit Überzeugung gestalten“, betonte Schitter.
80 Prozent der Investitionen für Zukunftsbereiche
Insgesamt rund 80 Prozent der Investitionen im vergangenen Jahr wurden für nachhaltige Aktivitäten eingesetzt – vom Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung über Speichertechnologien bis hin zu E-Mobilität, Wasserstoff und nachhaltigen Wärmelösungen. Bis 2035 will die Energie AG ihre erneuerbare Stromerzeugung um mehr als eine Terawattstunde steigern. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2024/25 lag sie bei rund 2,9 Terawattstunden.
Großprojekt Ebensee
Ein zentraler Schwerpunkt bleibt der Ausbau der Wasserkraft. Beim Pumpspeicherkraftwerk Ebensee wurden wesentliche Baufortschritte erzielt, beim neuen Laufwasserkraftwerk Traunfall mit einem Investitionsvolumen von 191,5 Millionen Euro erfolgte der Baustart. Nach Fertigstellung soll dieses Kraftwerk Strom für rund 35.000 Haushalte liefern. Parallel dazu treibt die Energie AG den Ausbau von Photovoltaik und Windkraft voran, darunter mehrere Agri-PV-Projekte in Oberösterreich.
Auch die Netzinfrastruktur steht massiv unter Druck: Der rasante Zubau von Photovoltaikanlagen, Batteriespeichern und Ladeinfrastruktur für E-Mobilität erfordert hohe Investitionen. Allein im vergangenen Geschäftsjahr stieg die installierte PV-Leistung im Netzgebiet auf 1.470 MW. Großprojekte wie die „Stromversorgung Zentralraum Oberösterreich“ oder die „Stromversorgung Mühlviertel“ sollen die Versorgungssicherheit für Industrie und Bevölkerung langfristig sichern.
Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfung
Neben der Stromerzeugung setzt die Energie AG verstärkt auf die Dekarbonisierung (die schrittweise Umstellung von fossilen Energieträgern auf klimafreundliche, CO₂-arme oder CO₂-freie Lösungen) in der Wärmeversorgung. Neue Biomasseanlagen in Steyr, Riedersbach und Freistadt ermöglichen die Versorgung tausender Haushalte mit regionaler, erneuerbarer Wärme. In Steyr werden dadurch jährlich rund 50.000 Tonnen CO₂ eingespart.
Auch neue Technologien spielen eine wichtige Rolle. Der Konzern beteiligt sich an Forschungsprojekten rund um grünen Wasserstoff und bereitet die Umwidmung bestehender Gasleitungen für den künftigen Wasserstofftransport vor. Damit soll bestehende Infrastruktur nachhaltig weitergenutzt und Erdgas schrittweise ersetzt werden.
Technikvorstand Alexander Kirchner unterstrich diesen Ansatz: „Die Energiewende gelingt nur, wenn wir nachhaltige Energieversorgung und verantwortungsvolle Ressourcennutzung gemeinsam denken. Wir investieren in erneuerbare Erzeugung, Netzinfrastruktur und Speicher sowie Wärmelösungen und Kreislaufwirtschaft. Damit schaffen wir ein System, das Versorgungssicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit vereint.“
Neuer Lehrlings-Campus in Gmunden
Ein Indiz für die langfristige Standortpolitik ist auch der Ausbau der Lehrlingsausbildung. In Gmunden errichtet die Energie AG mit der „Lehrlings-PowerBase“ einen neuen, zukunftsorientierten Campus, erweitert das Lehrlingswohnheim und saniert die bestehende Lehrwerkstatt. Damit setzt der Konzern auf eigene Fachkräfte und regionale Wertschöpfung.
Finanziell bleibt die Energie AG trotz hoher Investitionen stabil. Das Kredit-Rating A mit stabilem Ausblick wurde erneut bestätigt, die Verschuldung deutlich reduziert. Für den Ausbau der Wasserkraft in Oberösterreich stellte die Europäische Investitionsbank einen Kreditrahmen von bis zu 400 Millionen Euro bereit.
Ausblick: Investitionen steigen weiter
Auch im laufenden Geschäftsjahr 2025/26 will die Energie AG ihren Kurs fortsetzen. Geplant sind Investitionen von 566 Millionen Euro – nochmals ein Plus von mehr als 36 Prozent. Schwerpunkte bleiben Wasserkraft, Netzausbau, erneuerbare Energien und Wasserstoffprojekte. Trotz eines erwarteten soliden, aber unter dem Niveau der Vorjahre liegenden Ergebnisses bekennt sich der Konzern klar zu nachhaltigem Wachstum und zur Stärkung des Standorts Oberösterreich.
Preisgarantie verlängert
Verlängert wird auch die Preisgarantie für Privatkunden, die mit dem Tarif „Ökostrom Loyal“ Einsparungen von bis zu 50 Prozent ermöglichen. Die Garantie läuft nun bis Ende 2026, wie am Donnerstag mitgeteilt wurde.
Wechsel in der Unternehmensleitung
Mit 1. Jänner 2026 kommt es zu einem Wechsel in der Unternehmensleitung der Energie AG. CFO Andreas Kolar geht mit Jahresende in den Ruhestand. Seine Nachfolgerin im Vorstand ist Eva Schinkinger, die bereits im März 2025 vom Aufsichtsrat der Energie AG für diese Funktion bestellt wurde.
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