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Menschenrechte-Symposium 2023: „Wir stehen leider in der ewigen Herausforderung des Einmahnens“

Karin Seyringer, 02.10.2023 18:22

MAUTHAUSEN/BEZIRK PERG. „Jeder hat das Recht, überall als rechtsfähig anerkannt zu werden“: Das Internationale Menschenrechte-Symposium der Bewusstseinsregion Mauthausen-Gusen-St. Georgen rückt von Donnerstag, 9. bis Sonntag, 12. November, den Artikel 6 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in den Fokus. Mittlerweile zum siebenten Mal findet das Symposium statt.

  1 / 2   Das siebte Menschenrechte-Symposium steht vor der Tür: Bgm. Christian Aufreiter, Andrea Wahl (Bewusstseinsregion), Elke Aigner (SOS-Menschenrechte), Bgm. Andreas Derntl und Bgm. Thomas Punkenhofer (Foto: Tips/ks)

Mit dem jährlich stattfindenden Internationalen Menschenrechtesymposium rund um den 9. November (Reichspogromnacht) will die Bewusstseinsregion gedenken, gleichzeitig dort hinschauen, wo Unrecht heute geschieht.

Brücke zum Heute

„Für uns ist es sehr wichtig, die NS-Geschichte in der Region nicht zu vergessen. Wir wollen vor allem für junge Menschen Möglichkeiten finden, sich damit auseinanderzusetzen. Mit dem Symposium gelingt die Brücke zu aktuellen Themen der Menschenrechte, die uns heute, hier, in Europa und der ganzen Welt betreffen“, so Andrea Wahl, Geschäftsführerin der Bewusstseinsregion.

„Brauchen nicht in Vergangenheit zu suchen“

„Wir stehen leider in der ewigen Herausforderung des Einmahnens der Menschenrechte, die seit 70 Jahren Gültigkeit haben“, ergänzt Mauthausens Bürgermeister Thomas Punkenhofer. Das Symposium beschäftigt sich heuer mit dem Themenschwerpunkt „Anerkennung als Rechtsperson“ (Artikel 6). „No na, sagt man wohl dazu“, so Punkenhofer. „Aber das entspricht nicht der Realität. Wir sind verlockt, die Probleme in der Vergangenheit zu sehen. Wir brauchen aber nicht in der Vergangenheit zu suchen, wir haben auch heute Displaced Persons, vertriebene Menschen, die unfreiwillig ihre Heimat verlassen mussten, auf viele ihrer natürlichen Rechte verzichten müssen. Ich rede hier nicht vom Asylstatus, sondern von der Anerkennung als Mensch.“

Thema sei auch, dass viele Menschen nicht an demokratischen Prozessen teilnehmen dürfen oder es Menschen gibt, die im rechtsfreien Raum leben müssen. „Es wird eine spannende Diskussion, wo solche Dinge thematisiert werden und die hoffentlich an die richtigen Adressaten gehen“, so Punkenhofer.

70 ehrenamtliche Helfer

Ein Jahr lang hat das Organisationsteam wieder an einem spannenden Programm mit hochkarätigen Gästen gearbeitet. Rund 70 ehrenamtliche Helfer arbeiten mit. Über 40 Veranstaltungen in den drei Gemeinden Mauthausen, Langenstein und St. Georgen/Gusen stehen am Programm. „Erstmals ist auch Schwertberg mit einem Gespräch mit Zeitzeugin Anna Hackl dabei“, so Langensteins Bürgermeister Christian Aufreiter, aktuell Vorsitzender der Bewusstseinsregion. Es ist die mittlerweile siebente Ausgabe – „das heißt sieben Jahre Kraft und Anstrengung, das Symposium hat sich als Fixpunkt etabliert“, freut sich auch St. Georgens Bürgermeister Andreas Derntl auf eine „intensive emotionale Auseinandersetzung.“

Eröffnung am Donnerstag

Eröffnet wird das Internationale Menschenrechte-Symposium 2023 am Donnerstag, 9. November, 18.15 Uhr, im Johann Gruber Pfarrheim in St. Georgen/Gusen, die Festrede kommt von Fritz Dittlbacher.

Vielfältige Workshops

Auf dem vielfältigen Programm an den folgenden Tagen stehen etwa Workshops zu Gewaltprävention, Demokratie und Menschenrechte oder Zivilcourage, aber auch ein Menschenrechte-Workshop für Kinder. „Wir haben Workshops auch schon für Volksschulkinder, die Trainer holen die Teilnehmer da ab, wo sie stehen“, erläutert Elke Aigner Geschäftsführerin von SOS-Menschenrechte.

Generell werden Schulen mit eingebunden, so ist laut Wahl die HAK Perg mit dabei, wenn am 22. November im Parlament in Wien die Botschaften des Symposiums übergeben werden.

Ein weiterer Workshop zum Thema Migration, Flucht und Asyl gibt Einblick in die rechtliche und soziale Situation von Geflüchteten in Österreich. „Es wird eine differenzierte Sichtweise auf Menschen vermittelt, die ihre Heimat verlassen mussten, es wird mit Vorurteilen aufgeräumt“, so Aigner.

Gerade das heurige Thema lädt auch dazu ein, sich mit der Veränderung des Weltklimas auseinanderzusetzen, die für viele Menschen Fluchtgrund ist.

Podiumsgespräch, Rundgänge

Freitag, Samstag und Sonntag warten auch wieder Rundgänge, darunter durch die KZ-Gedenkstätte Mauthausen oder am Audioweg Gusen. Am Freitag findet im Donausaal Mauthausen das Podiumsgespräch „Alles, was Recht ist“ statt. Beginn ist um 17.30 Uhr, mit dabei sind Flucht-Expertin Renate Frech, Volksanwalt Bernhard Achitz, die Vorsitzende der Bundesjugendvertretung Rihab Toumi und Menschenrechts-Experte Jean-Paul Lehners.

Kulturelle Highlights

„Rap meets Poetry“ heißt es am Freitag um 19.30 Uhr im Donausaal Mauthausen. Am Samstag, 9.30 Uhr, wird in der Mittelschule Mauthausen die Filmdoku „Stanislaw Zalewski“ präsentiert. Im Schlossmuseum Mauthausen ist die Ausstellung „hinschauen/hinhören/handeln“ zu sehen, am Samstag um 15 Uhr wartet ein Kindertheater zum Mitmachen in der Mittelschule Mauthausen.

Großes kulturelles Highlight wird auch die „Proletenpassion“ am Samstag um 20 Uhr im Donausaal Mauthausen sein, mit der legendären Band „Schmetterlinge“. Das Beste aus der „Proletenpassion“ und andere Schmankerl warten.

Am Sonntag findet um 10 Uhr im Haus der Erinnerung in St. Georgen/Gusen ein Literaturfrühstück mit Maria Hofstätter und Martina Spitzer statt. Das Zeitzeuginnengespräch mit Anna Hackl und dem Film „Vor lauter Freiheit gibt es kein Erbarmen“ findet am Sonntag, um 14.30 Uhr im Pfarrheim Schwertberg statt.

Erstmals werden auch weitere Kinos in Oberösterreich eingebunden, sie zeigen am 3., 4. und 5. November den Film „Nelly & Nadine“.

Angebote auch Online

Für jene, die nicht mit vor Ort dabei sein können, gibt es Online-Angebote. So werden die Eröffnung und das Podiumsgespräch live gestreamt, es gibt auch Online-Workshops.

Infos und Anmelden

„Wir freuen uns über viele Besucher. Denn Menschenrechte können wir nur gemeinsam leben. Die Teilnahme jedes Einzelnen ist wichtig und ein Zeichen dafür, dass wir für Menschenrechte einstehen“, lädt Andrea Wahl ein.

Alle Infos, vollständiges Programm und Anmeldung unter https://menschenrechtesymposium.eu/

 


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