Niedrige Einkommen, Trennungen: Viele Frauen quälen Existenzsorgen
PERG. Die Frauenberatung Perg hat ihren Tätigkeitsbericht für 2022 veröffentlicht und blickt darin auf ein herausforderndes Jahr zurück. So wurden 383 persönliche Beratungsgespräche sowie 560 weitere Beratungen per Telefon und E-Mail durchgeführt.
Durch die Pandemie haben die gesellschaftlichen und geschlechtsspezifischen Unterschiede stark zugenommen und sich deutlich negativ auf das Leben von Frauen ausgewirkt. Diese Bilanz zieht die Frauenberatung Perg in ihrem Tätigkeitsbericht für das Jahr 2022. Niedrige Einkommen, Teilzeitanstellungen und prekäre Beschäftigungsverhältnisse in Verbindung mit kontinuierlichen Kürzungen der Sozialleistungen hätten bei vielen Frauen zu Existenzkrisen geführt.
Frauen finanziell abhängig
Aufgrund der aktuellen Teuerungswelle geraten die betroffenen Frauen laut der Beratungsstelle noch mehr unter Druck. Trennungen, Scheidungen oder das Beenden einer belastenden, krankmachenden Beziehung sei für Frauen zunehmend von wirtschaftlichen Faktoren abhängig.
Vielfältige Themen bei Beratung
Schwerpunkte der Beratungsgespräche im Jahr 2022 waren familiäre Probleme, Beziehungskonflikte und in diesem Zusammenhang auch Fragen zu Trennung, Scheidung, Obsorge, Unterhalt oder Kontaktrecht. Weiters belasteten die Frauen in der Region Themen wie leistbares Wohnen, Gewalterfahrungen, gesundheitliche Probleme, Armut sowie die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie.
Langfristige Folgen
Die meisten Frauen wünschen sich eine gleichberechtigte Beziehung auf Augenhöhe, in der ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden und Verantwortung gerecht aufgeteilt wird. In der Realität übernehmen aber immer sie den überwiegenden Anteil der Betreuungs- und- Hausarbeit und Männer den überwiegenden Teil der Erwerbsarbeit. Doch die Frauenberatung warnt hier vor den langfristigen Folgen und sozialen Risiken wie geringes Einkommen aufgrund von Teilzeitarbeit, Karriereverzicht, geringere Pension, ökonomische Abhängigkeit und Armutsgefährdung im Falle einer Trennung. „Nach der Geburt eines Kindes verdienen Frauen im Durchschnitt 51 Prozent weniger als zuvor, was sich maßgeblich auf ihre Pension auswirkt“, gibt die Frauenberatung zu bedenken.
Lange Wartezeiten
Bürokratische Hürden bei der Antragstellung führten laut Frauenberatung außerdem zu langen Wartezeiten auf Bescheide und bis zur Auszahlung der Sozialhilfe. In der Zwischenzeit müssen aber die laufenden Kosten für Miete, Strom, Essen etc. weiterhin bezahlt werden. „In der Beratung machen wir immer wieder die Erfahrung, dass die Behörden/Ämter keine Rücksicht auf die Lebensrealitäten von Frauen nehmen“, berichtet die Frauenberatung. Zum Beispiel, ob Frauen über die technischen Voraussetzungen verfügen, die zur Erbringung der geforderten Nachweise/Anträge notwendig sind oder ob sie die Behördensprache verstehen.
Extreme Belastung
„Leistbare Wohnungen, existenzsichernde Einkommen und Sozialleistungen sind wesentliche Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes, gewaltfreies Leben und für Gewaltprävention. Existenzbedrohliche Situationen sind extrem belastend und verursachen bei den Betroffenen Stress, Ängste, Sorgen, Schlafstörungen bis hin zu Depressionen“, betont die Frauenberatung abschließend.
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