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Extreme Wetterlagen: Niederschlag teilt OÖ in zwei Welten

Mag. Claudia Greindl, 11.09.2024 08:18

MÜHLVIERTEL. Auch wenn es seit Wochenbeginn kühler geworden ist: Die schier unendliche, regenlose Hochsommerphase hat den oö. Zentralraum und besonders die südlichen Teile der Bezirke Urfahr-Umgebung, Freistadt und Perg verdorren lassen. Die Landwirte verzeichnen auf ihren Feldern und Wiesen bis zu 80 Prozent Ernteeinbußen.

Die Rüben von Mathias Hunger stecken in betonhartem Erdboden. (Foto: privat)
  1 / 3   Die Rüben von Mathias Hunger stecken in betonhartem Erdboden. (Foto: privat)

Zwei Welten standen sich im Sommer in Oberösterreich gegenüber: „Grob gesagt war der Westen mit Niederschlägen gut versorgt, während der Raum Linz-Wels-Steyr und vor allem die südlichen Teile der Mühlviertler Bezirke seit Monaten keine nennenswerten Niederschläge mehr bekommen haben“, berichtet Helmut Feitzlmayr, Leiter der Abteilung Pflanzenbau der Landwirtschaftskammer OÖ. Dazu kamen die oft punktuell niedergehenden Regenschauer.

Einer der Hotspots der Trockenheit und Hitze war und ist offenbar weiterhin Mauthausen im Bezirk Perg. Im gesamten August verzeichnete man hier nur 23 Liter Niederschlag, es war 3,3 Grad Celsius wärmer als im Durchschnitt. „Im Bezirk Braunau regnete es im gleichen Zeitraum 175 Liter pro Quadratmeter, es war nur um ein halbes Grad wärmer“, weiß Feitzlmayr. OÖ-weit lag die mittlere Monatstemperatur laut Hydrografischem Dienst des Landes OÖ drei Grad über dem langjährigen Monatsmittel.

Rüben und Mais verdorrt

In der niederschlagsarmen Welt Oberösterreichs hat Mathias Hunger aus Zirking in Mauthausen seinen landwirtschaftlichen Betrieb. „Wir haben schon mindestens acht Wochen keinen nennenswerten Niederschlag mehr gehabt“, bestätigt er die Statistik. Auf den Feldern des Ortsbauernobmanns sind die Blätter der Zuckerrüben welk und verdorrt. Der Mais war um mindestens 14 Tage früher erntereif als üblich und wies mit unter 20 Prozent einen Feuchtigkeitsgehalt auf, wie er normalerweise Ende Oktober erreicht wird. Für die Stärkeproduktion ist er zum Teil nicht optimal geeignet.

„Der einzige Vorteil ist, dass wir uns heuer das Trocknen der Maiskörner sparen“, meint Hunger. Entsprechend schlecht sei derzeit die Stimmung in der Bauernschaft.

Versicherung: Ja, aber ...

Bei der Landwirtschaftskammer verweist man auf die Dürreindex-Versicherung der Österreichischen Hagelversicherung. „Wer nicht versichert ist, bekommt gar nichts. Daher raten wir den Landwirten, sich versichern zu lassen, um den Ernteausfall zumindest zum Teil abzusichern, auch weil ein guter Teil an öffentlichen Geldern einfließt“, sagt Helmut Feitzlmayr. „Die Versicherung ist nicht schlecht, aber sie macht nicht wett, was abgeht“, meint Mathias Hunger. Der Zirkinger hofft nun in jedem Fall auf ausreichend Regen, denn die Zuckerrüben müssen demnächst aus der Erde, um mit der Bahn abtransportiert zu werden. „Das Erdreich ist völlig ausgedörrt und betonhart, ohne Feuchtigkeit können wir nicht ernten, da sonst die Rüben abreißen, weil sie so fest in der Erde stecken.“ Auch für die Gründüngung, deren Samen seit längerem im Erdreich liegen, ohne zu keimen, sei Regen dringend notwendig.

Grünland: alles verdorrt

Im Grünland gab es in den vergangenen Wochen ebenfalls zum Teil dramatische Entwicklungen. Um Bad Zell und Schönau im östlichen Bezirk Freistadt machten die Regenwolken offenbar einen besonders großen Bogen, während weiter nördlich deutlich öfter Regen niedergeht. „Auf unseren Wiesen ist alles verdorrt, der starke Wind hat dazu noch beigetragen“, sagt der Schönauer Ortsbauernobmann Andreas Brunner. Für ihn ist es fraglich, ob es angesichts der fortgeschrittenen Jahreszeit heuer überhaupt noch zu einem vollwertigen Aufwuchs im Grünland kommt. Für die Zukunft werde man sich verstärkt mit nachhaltiger Grünlandbewirtschaftung mit trockenheitsresistenteren Pflanzen befassen müssen.

Prognose vom Wetterfrosch

Wetterexperte Christian Nimmervoll aus Kirchschlag (Urfahr-Umgebung) prognostiziert, dass wir uns wohl an solche Extremwetterlagen gewöhnen müssen: „Das kann auch wieder in die andere Richtung umschlagen – also durchaus auch mit zu nassen Wetterphasen. Dennoch: Die Beobachtungen der vergangenen Jahre zeigen eher, dass wir uns im Mühlviertel und generell in Ostösterreich auf im Schnitt zu trockene Zeiten im Sommer einstellen sollten. Damit ist auch die Landwirtschaft gefordert, Lösungen zur Bewässerung zu finden, denn die Dürreschäden 2024 im Mühlviertel sind regional schon sehr hoch.“ Zumindest sei heuer die Situation mit dem Grundwasser noch nicht so angespannt, meint Nimmervoll, denn der Herbst 2023 und teils auch der Winter brachten noch nennenswerten Regen oder Schnee. Zusammengefasst erklärt der Betreiber einer äußerst beliebten Online-Plattform: „Die Herausforderungen speziell in den Sommermonaten werden uns auch in den kommenden Jahren immer mehr beschäftigen. Daher sollten wir lernen, dass auch in Österreich das Trinkwasser nicht mehr ständig selbstverständlich sein wird.“

Laut Geosphere Austria war der August 2024 der wärmste der Messgeschichte und der 15. Monat in Serie mit neuen Temperaturrekorden seit Beginn der Aufzeichnungen. Laut Hydrografischem Dienst des Landes OÖ lag die Niederschlagsmenge in OÖ im August 63 Prozent unter dem langjährigen Mittel, am wenigsten Niederschlag (25 Prozent des langjährigen Monatsschnitts) wurde in Mauthausen gemessen. Detaillierte Infos und Grafiken: www.wetter-muehlviertel.at

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