Wenn Gott nicht mehr will und auf der Therapie-Couch Platz nimmt

Das 1791 errichtete Greiner Stadttheater hat schon viele bekannte Schauspieler augenblicklich in seinen Bann gezogen. Auch Julia Stemberger gerät im Tips-Gespräch ins Schwärmen, wenn sie über die pittoreske Spielstätte im Herzen des Strudengaus spricht: „Dieses Theater hat einen Zauber, dem man sich nicht entziehen kann. Wenn man auf der Bühne steht und in den Zuschauerraum blickt, spürt man den Atem der Geschichte.“ Wolf Bachofner, dem Fernsehpublikum bestens aus den „Kommissar Rex“-Krimis bekannt, pflichtet ihr bei: „Für einen Schauspieler ist es schon etwas Besonderes, in diesem Theater, das das älteste Österreichs ist, spielen zu dürfen. Bemerkenswert ist auch, dass es von den Bürgern und nicht von der Obrigkeit errichtet wurde. Das schafft eine zeitlose Verbindung zum Publikum.“

Eine außergewöhnliche Komödie

In erster Linie war es jedoch ein ganz besonderes Stück, das die beiden Profischauspieler nach Grein gelockt hatte: Das Werk „Oh mein Gott“, geschrieben von der 2012 verstorbenen israelischen Drehbuchautorin Anat Gov, ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Unkonventionell ist schon die fiktive Ausgangssituation. Denn es ist niemand Geringerer als Gott, der sich bei einer Therapeutin auf die Couch legen will. Der Allmächtige, gespielt von Wolf Bachofner, ist seines Lebens und Wirkens überdrüssig geworden. Er will Schluss machen – mit sich selbst und seiner gesamten Schöpfung. Die Therapeutin Ella, selbst Atheistin, hat lediglich eine Stunde Zeit, um ihn umzustimmen und dieses apokalyptische Szenario zu verhindern.

Was folgt, ist ein humorvoller, witziger Schlagabtausch zwischen den beiden, der die großen Themen des Menschseins aufgreift und dabei auf kluge Weise aufrüttelt und bewegt. „Was dieses Stück so besonders macht, ist die feinsinnige Mischung aus Humor und Tiefgründigkeit“, sind sich Bachofner und Stemberger einig. „Es gibt nicht viele Stücke, die so g’scheit und amüsant gleichzeitig sind.“

Katharina Stemberger spielt in Wien, Julia in Grein

Vor Kurzem feierte das unter der Regie von Hans-Peter Kellner neu inszenierte Stück auch im Wiener Theater Akzent eine umjubelte Premiere. Dort verkörpert Katharina Stemberger die Rolle der Therapeutin Ella. Da diese jedoch derzeit für „Soko Linz“ vor der Kamera steht, übernahm ihre weithin bekannte Schwester Julia die Spieltermine in Grein. Sie wird der Therapeutin ihre ganz eigene schauspielerische Note verleihen.

Kellner, der nun bereits in der dritten Saison die Greiner Sommerspiele leitet, zeigt sich begeistert von dem facettenreichen und scharfsinnigen Theaterstoff, der gleichzeitig eine entwaffnende Leichtigkeit hat: „Es ist ein Stück genau nach meinem Geschmack. Das Publikum wird sehr gut unterhalten, aber auch zum Nachdenken angeregt. Es bietet Tiefgang, ohne belehrend oder gar moralisierend zu sein.“

Kellner: „Die Greiner lieben ihr Theater“

Der Wiener Regisseur schätzt das kulturaffine Greiner Publikum und seine ungebrochene Treue sehr. „Die Menschen hier in der Region lieben ihr Theater, und das spürt man auch.“ Gleichzeitig freut sich Kellner über den vermehrten überregionalen Zustrom. „Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass es an der Donau nach der Wachau noch weitergeht“, sagt er mit einem Schmunzeln.

Dass Grein ein eigenständiges und einzigartiges Reiseziel ist, daran besteht ohnehin kein Zweifel. In diesem Kultursommer gibt es nun einen triftigen Grund mehr, warum die malerische Donaustadt unbedingt angesteuert werden sollte.

Spieltermine

Die Komödie „Oh mein Gott“ feiert am 29. Mai Premiere und wird dann bis 15. Juni 2025 jeweils freitags und samstags (um 19.30 Uhr) sowie sonntags (um 18 Uhr) im historischen Stadttheater Grein gespielt. Infos und Karten unter: www.sommerspiele-grein.at