Zehn Jahre Miteinander: Dankes- und Wiedersehensfest in Mitterkirchen
MITTERKIRCHEN. Zehn Jahre ist es her, dass Geflüchtete nach Mitterkirchen kamen. Am Wochenende feierte die Gemeinde ein Danke- und Wiedersehensfest, ein Fest der Erinnerungen, der Freundschaft und der Menschlichkeit.
Die Freude des Wiedersehens war spürbar, als Bürgermeister Herbert Froschauer, Amtsleiter Günther Schatz, Ehrenamtliche und ehemalige Asylwerber im Pfarrheim Mitterkirchen zusammenkamen. „Dieses Fest ist ein Dank an alle, die damals ihre Zeit, ihre Kraft und ihr Herz eingesetzt haben. Ohne euren Einsatz wäre vieles nicht möglich gewesen. Gleichzeitig ist es ein Fest des Wiedersehens: Eure Geschichten, eure Wege und eure Zugehörigkeit bereichern unser Miteinander“, betonte Amtsleiter Schatz.
Im Herbst 2015 kamen zwei Familien und zwölf alleinstehende Männer nach Mitterkirchen – Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Sie wohnten im sogenannten „Wagnerhaus“. „Wir haben alle nicht gewusst, was da auf uns zukommt“, erinnert sich Froschauer. Johann Schaurhofer, einer der ersten Unterstützer, erzählt: „Ich erinnere mich genau an den Tag, als die Flüchtlinge mit dem Bus ankamen. Sie hatten nichts dabei. Ich brachte ihnen Reis, weil sie auch überhaupt nichts zu essen hatten.“
Gemeinschaft, die trägt
Von Anfang an funktionierte die Betreuung dank vieler Ehrenamtlichen reibungslos. Es wurde eine Schreibwerkstatt gegründet, in der Deutschunterricht über Bildkarten vermittelt wurde. Das Benefizkonzert ‚Orient meets Okzident‘ brachte die Menschen zusammen und machte es möglich, mit dem Erlös Deutschbücher für die Geflüchteten zu erwerben. Margarete Aschauer von der Caritas betont die außergewöhnliche Hilfsbereitschaft in Mitterkirchen: „Es ist selten, dass die Zusammenarbeit so vorbildlich abläuft. Ob Einkaufen, Arztbesuche oder das Weitergeben von Gemüse aus dem Garten – durch euch konnten alle Fuß fassen.“
Vier der Geflüchteten fanden mit Unterstützung von Ehrenamtlichen aus Mitterkirchen eine Lehrstelle. Die Asylwerber integrierten sich von Anfang an aktiv und beteiligten sich tatkräftig an Arbeiten in Pfarr- und Gemeindeprojekten. Eine Familie entschied sich sogar für den römisch-katholischen Glauben und wurde dabei von Taufpaten aus der Gemeinde begleitet.
Wurzeln, die bleiben
Am 30. Juni 2019 wurde die Unterkunft im „Wagnerhaus“ aufgelöst, die Wege trennten sich. Doch die Verbindung blieb. Bei dem Fest erzählten Sadoun und andere Asylwerber, wie es sich anfühlt, nach zehn Jahren zurückzukehren. „Es ist, als käme man in seine Heimat zurück“, sagte Sadoun sichtlich gerührt.
Ali, 30, inzwischen österreichischer Staatsbürger, arbeitet in Vollzeit bei der Firma Hueck-Folien in Baumgartenberg und hat sich mit seinem Foodtruck, Tasty Orient, einen lang gehegten Traum erfüllt. Beim Fest verwöhnte er die Gäste mit seinen köstlichen Spezialitäten. Haydar, gebürtiger Iraker, ist heute Abteilungsleiter bei der Firma Machland. Die Mitterkirchner sind sichtlich stolz, was aus „ihren“ Menschen geworden ist. Zehn Jahre Engagement, Mitgefühl und Freundschaft haben Wurzeln geschlagen – und ein Stück Heimat geschaffen, das weit über den Ort hinausstrahlt.
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