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Schweinebauer im Tips-Gespräch über die angespannte Lage am Markt: "Millionäre werden wir in unserer Branche nicht, aber es geht sich aus"

Markus Hochgatterer, 16.03.2022 08:25

SCHWERTBERG. Sinkende Erlöse für Mastschweine und Ferkel sowie der Anstieg der Produktionskosten und der Wunsch nach mehr Tierwohl stellen heimische Schweinebauern derzeit vor große Herausforderungen. Tips hat sich mit dem Schwertberger Landwirt Alfred Rockenschaub unterhalten.

Alfred Rockenschaub mit Tochter Sophia (Foto: Hochgatterer)
Alfred Rockenschaub mit Tochter Sophia (Foto: Hochgatterer)

Tips: Wie wirkt sich die aktuelle Lage mit den Teuerungen auf ihren Betrieb aus?

Rockenschaub: Wir Schweinebauern haben mittlerweile gelernt, mit den Preisschwankungen umzugehen. Diese treten ja regelmäßig auf. Natürlich sind die Rahmenbedingungen aktuell durch Teuerungen wirklich schwierig, aber ich will nicht jammern: Wir werden zwar in der Branche keine Millionäre, aber es geht sich bei mir und vor allem jenen Landwirten, die breit aufgestellt sind, selber auch Futter produzieren und auf regionale Kreislaufwirtschaft setzen, gesamt-betriebswirtschaftlich gut aus. Nach dem nun die Gastronomie und der Tourismus wieder anläuft, wird die Nachfrage nach Schweinefleisch wieder steigen.

Tips: Gibt es bereits spürbare Auswirkungen durch den Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland für die Schweinebauern?

Rockenschaub: Vom Absatz her eigentlich nicht, denn der Russland-Markt ist für heimische Schweinebauern bereits 2014 nach der Krim-Krise weggefallen und der Export seither zum Erliegen gekommen. Bezüglich Futtermittel, die viele europäische Betriebe aus der Ukraine beziehen, könnte es aber eng werden. Da sind kleinstrukturierte Landwirtschaftsbetriebe, die wie bereits vorher erwähnt auf regionale Kreislaufwirtschaft setzen, im Vorteil. Ein prägendes Ereignis war für mich während meiner schulischen Ausbildung in der HLBLA St. Florian eine Exkursions-Reise nach Holland. Wir haben dort riesige Schweinebetriebe ohne Flächenausstattung besichtigt. Die Inhaber haben sämtliche Futtermittel zukaufen müssen und auch hohe Schulden in Kauf genommen. Da hab ich mir geschworen, wenn ich ein Mal selber einen Hof führe, will ich keinesfalls der Sklave meines Stalles bzw. meiner Bank sein.

Tips: Spielen sie mit dem Gedanken, den Schwerpunkt am Hof künftig auf andere Bereiche als die Schweinehaltung zu legen?

Rockenschaub: Die Schweinehaltung wird auch künftig der wichtigste Teil meiner landwirtschaftlichen Tätigkeit bleiben. Vom kleinen Ferkel bis zum großen „Saubären“ sind es aktuell rund 600 Tiere in meinem Stall, darunter befinden sich 55 Zuchtsauen. Die Ferkel bleiben am Betrieb bis diese fertige Mastschweine mit rund 115 Kilo sind. Ein Viertel der Ferkel wird mit 30 Kilo an Selbstvermarkter verkauft. Sofern ein gesicherter Ferkelbezug sichergestellt werden kann, besteht allerdings der Wunsch, auf reine Schweinemast umzustellen.

Tips: Wie gelingt es ihnen, ihren Hof „krisenfest“ aufzustellen?

Rockenschaub: Mein Betrieb ist sehr breit aufgestellt. Neben der Schweinehaltung gibt es auch Einkünfte aus dem Ackerbau, wie zum Beispiel durch den Verkauf von Futter für Schweine, Zuckerrüben, Sojabohnen, Weizen für eine regionale Mühle oder Mais für die Stärkeindustrie. Ich führe als Vollerwerbs-Landwirt zusätzlich auf Lohn auch Feldarbeiten für andere Landwirte durch und bin in der Forstwirtschaft tätig. Als Bauer bin ich Unternehmer und genau so führe ich meinen Betrieb auch. Ich bin natürlich ständig auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten. Da hilft mir die Digitalisierung, die eine zeitschonende Fütterung oder auch eine GPS-unterstützte Feldarbeit ermöglicht.

Tips: Der Wunsch nach Schweinefleisch aus Tierwohl-Haltung nimmt zu. Auch Förderprogramme zielen immer mehr darauf ab. Wie beurteilen sie die Entwicklung?

Rockenschaub: Grundsätzlich begrüße ich diese Entwicklung. Es muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Die Umrüstung der Ställe ist mit großen Investitionen verbunden und bei bestehenden Höfen bautechnisch oft nur schwer oder gar nicht möglich. Es gibt da meiner Meinung nach auch nicht den „richtigsten“ Weg für die Schweinehaltung. Die Standards dafür sind in Österreich ohnehin sehr hoch. Jeder Betriebsleiter sollte die für sich passende Art wählen. Das man sich bestmöglich um seine Nutztiere bemüht ist ja selbstverständlich und dient dem Eigeninteresse: Wer das nicht erfüllt, würde es sofort in der Geldbörse merken.

Tips: Gibt es einen persönlichen Wunsch bzw. ein persönliches Ziel, welches sie in den kommenden Jahren als Landwirt verfolgen?

Rockenschaub: Ich bin nicht erst seit der Hofübernahme im Jahr 2015 Bauer aus Leidenschaft, das soll auch so bleiben. Die vielfältige Kraft der Natur, die ich bei meiner Arbeit erlebe, fasziniert mich einfach immer wieder aufs Neue. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass ich immer dafür offen bleibe, neue Chancen und Möglichkeiten zu erkennen und diese in meinem Betrieb umzusetzen. Dabei muss es mir gelingen, mich nicht zu hoher Arbeitsbelastung auszusetzen, sodass auch Zeit für Familie und Freunde bleibt.

Der zweifache Familienvater Alfred Rockenschaub übernahm 2015 gemeinsam mit seiner Frau Sonja den elterlichen Hof im Schwertberger Ortsteil Winden und bewirtschaftet aktuell 55 Hektar Ackerfläche am Betrieb und zusätzlich rund 140 Hektar gemeinsam mit Kooperationsbetrieben im Umkreis von 10 Kilometern. In seinem Stall hält er aktuell rund 600 Schweine. Rockenschaub engagiert sich auch als Funktionär beim VLV (Verband landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten), wo er Obmann von den Mästern im Raum Mühlviertel-St.Valentin ist.
Zahlen zur VLV-Schweinebörse
In Oberösterreich sind derzeit 850 Schweinemastbetriebe Mitglieder beim VLV. Von diesen 850 Betrieben liefern aktuell 350 Betriebe Schweine mit dem AMA-Gütesiegel.40 Schweinemastbetriebe produzieren für das Gustino-Tierwohlpremiumprogramm. Weiters gibt es 450 Ferkelerzeuger die im VLV Ferkelring organisiert sind, um ihre 30 Kilo-Ferkel bestmöglich zu vermarkten.

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