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Gusen Memorial: Offizielles Gedenken zum ersten Mal auf ehemaligem Appellplatz

Markus Hochgatterer, 05.05.2022 14:55

LANGENSTEIN. Mit einem Gedenkakt am ehemaligen Appellplatz in Gusen am Vorabend des 77. Jahrestages der Befreiung erinnerte die KZ-Gedenkstätte Mauthausen an alle Opfer des Konzentrationslagers.  Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Bundeskanzler Karl Nehammer und weitere hochrangige Vertreter der Republik erwiesen den Opfern ihren Respekt.

  1 / 2   Mitglieder der Österreichischen Bundesregierung am Mittwoch, 4. Mai, im Rahmen eines Festakts zum Gedenken an die Befreiung des KZ Gusen, in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen in Oberösterreich. (Foto: TEAM FOTOKERSCHI.AT)

 Am 4. Mai, dem Vorabend des Jahrestags der Befreiung der Konzentrationslager Mauthausen und Gusen, gedachten Vertreter der Opferländer und Opfergruppen, Überlebendenorganisationen und regionale Gedenkinitiativen gemeinsam mit der österreichischen Staatspitze am ehemaligen Appellplatz des Konzentrationslagers Gusen der Toten des Lagersystems Mauthausen. Der Appellplatz wurde vor kurzem von der Republik Österreich gemeinsam mit weiteren Grundstücken am ehemaligen Lagergelände angekauft. In den kommenden Jahren sollen diese Grundstücke unter Einbindung von internationalen, nationalen und regionalen Interessensgruppen gestaltet und in die bestehende Gedenkstätte Gusen integriert werden. Mit dem Gedenkakt, der in dieser Form das erste Mal stattgefunden hat, signalisierte die Republik Österreich, dass sie ihrer Verantwortung für ein würdiges Gedenken an das Konzentrationslager Gusen und dessen Opfer nachzukommen bereit ist.

Alexander Van der Bellen: „Unser Ziel ist, in Gusen einen Ort der Begegnung und der internationalen Solidarität zu schaffen“

„Wir wollen das Verbindende vor das Trennende stellen mit dem Ziel, hier in Gusen einen Ort der Begegnung und der internationalen Solidarität zu schaffen, der dem Andenken der Opfer würdig ist. Damit ist der Grundstein gelegt, der Würde und der Bedeutung des Ortes angemessen zu gedenken“, so Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

Weitere Stimmen:

 “Es ist unsere Aufgabe, die Erinnerung wachzuhalten und entschieden gegen jegliches Vergessen der Gräueltaten der Nazizeit aufzutreten. Das Wissen um die Verbrechen und das Gedenken an die Opfer bestärken uns darin, stets für die Achtung der Menschenwürde einzutreten“, betonte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.

„Heute sind Mauthausen und Gusen nicht nur Gedenkstätten, sondern wichtige Mahnmäler. Denn wir haben nicht nur gegenüber den Opfern und ihren Nachfahren, sondern auch gegenüber uns selbst die Verantwortung, uns die Gräueltaten der Nationalsozialisten immer wieder vor Augen zu halten“, bekräftigte Bundeskanzler Karl Nehammer.

 “Wir sehen der Aufgabe, die Gedenkstätte neu zu gestalten, mit vielen Hoffnungen und Ideen entgegen. Es war uns ein Anliegen, alle zum Beginn dieses Prozesses am ehemaligen Appellplatz in Gusen zusammenzubringen, um ein erstmaliges gemeinsames Gedenken zu ermöglichen“, so Direktorin Barbara Glück.

 “Gedenken muss immer mehr als demutsvolles Schweigen sein. In aller Deutlichkeit müssen wir etwa jungen Menschen erklären, warum es zur Diktatur des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen überhaupt kommen konnte. Dazu gehört die bewusste Auseinandersetzung mit dem dunkelsten Kapitel unserer Vergangenheit ebenso wie die Weiterentwicklung von Gedenkstätten. Denn wie alle anderen Bereiche des öffentlichen Lebens haben wir auch bei den Gedenkstätten die Aufgabe, auf der Höhe der Zeit zu sein, sie ständig weiterzuentwickeln, zeitgemäßen Formen der Präsentation und der Vermittlung von Inhalten Raum zu geben“, erklärte LH-Stellvertreterin Christine Haberlander.

#eachnamematters: Beeindruckende Licht- und Klanginstallation

In Zusammenarbeit mit Ars Electronica Linz wurden im Anschluss an den Gedenkakt am ehemaligen Appellplatz im Rahmen von #eachnamematters, einer aufwendigen Licht- und Klanginstallation, die Namen der Toten des KZ-Systems Mauthausen-Gusen an die Außenmauer des Gusen Memorial in der Gemeinde Langenstein projiziert und verlesen. Zusätzlich wurde das Kunstprojekt als Livestream im Internet übertragen. Die Installation wird auch am 5. und 6. Mai zu sehen sein.

 

Das Konzentrationslager Gusen geriet in Österreich nach 1945 schnell in Vergessenheit. Auf Teilen des ehemaligen Lagergeländes entstand eine Wohnsiedlung, andere wurden gewerblich genutzt. Internationale Überlebendenorganisationen ließen in den 1960er Jahren um den erhalten gebliebenen Krematoriumsofen eine Gedenkstätte errichten. Seit 1997 ist die Republik Österreich für das Memorial Gusen verantwortlich. Die Gedenkstätte soll nun um die neu angekauften Grundstücke, auf denen sich neben dem Appellplatz auch der Schotterbrecher und zwei SS-Verwaltungsgebäude befinden, erweitert werden.

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