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Kindern in Mexiko zwischen Drogen und Gewalt eine Perspektive bieten

Sabrina Lang, 26.02.2017 12:41

PEUERBACH/MEXIKO. Es ist ein Leben zwischen Gewalt, Armut, Drogen und kaum einer Chance auf Schulbildung, das viele Kinder in Mexiko erwartet. Der Verein EDURA will diesen Kindern helfen dem Kreislauf zu entfliehen, ihnen eine bessere Zukunft bieten und neue Lebensfreude schenken. Seit 2008 gibt es den Verein, der im vergangenen Jahr erneut das Projekt der Kreativschule in Mexiko unterstützte.

Sylvia Karl mit Isabella, dem jüngsten Mädchen in der Kreativschule
  1 / 2   Sylvia Karl mit Isabella, dem jüngsten Mädchen in der Kreativschule

„Wenn ich groß bin, will ich Drogenhändler werden, denn dann habe ich Geld, Macht und muss mich nicht mehr fürchten“. Es sind Aussagen wie diese, die Sylvia Karl aus Peuerbach bei ihren Aufenthalten in Mexiko hört und die sie besonders berühren. Die Peuerbacherin arbeitet seit 2001 mit Kindern in Mexiko. 2008 wurde der Verein EDURA (auf spanisch „EDUcación ru RAI“), das so viel wie „Bildung am Land“ bedeutet, gegründet. Elf Frauen aus Peuerbach helfen im Verein mit. Sylvia Karl fliegt seit 2009 einmal im Jahr für ein bis drei Monate nach Mexiko, besucht die Projektmitarbeiterinnen und arbeitet vor Ort mit. Bisher konnte der Verein 300 Kinder in Mexiko unterstützen.

Zwischen Verzweiflung und Drogenkartellen

Familienväter oder junge Männer, die aufgrund von Perspektivenlosigkeit und Armut versuchen als illegale Arbeitsmigranten in den USA einen Job zu finden, seien laut Karl keine Seltenheit. Das verdiente Geld schicken sie an ihre Familien. „Die Armut, Marginalisierung, der Überlebenskampf und die Verzweiflung führen auch dazu, dass Drogenkartelle vor allem am Land immer mehr junge Männer aber auch Mädchen und Frauen rekrutieren können“, erklärt Karl. Sie würden ihnen Arbeit und Geld versprechen. „Natürlich mit einem sehr hohen Risiko, das eine Tätigkeit in einer kriminellen, gewalttätigen Organisation mit sich bringt“, erklärt die Peuerbacherin.

Auf der Straße

Die Arbeit mit Straßenkindern in Mexiko-Stadt sei für die Peuerbacherin emotional sehr herausfordernd gewesen, da sie derartig verzweifelte Situationen von Kindern in Österreich nie erlebt habe. „Viele dieser mexikanischen Kinder waren oft schon mit zehn Jahren drogenabhängig und krank, viele starben im jungen Alter, wurden von den Behörden und der mexikanischen Polizei misshandelt oder waren extremem Rassismus ausgesetzt“, erzählt Karl. Bei dieser Tätigkeit sei ihr bewusst geworden, dass die meisten dieser Kinder aus armen Dörfern vom Land kamen. „Zum Teil sind sie mit ihren Familien aus Mangel an Arbeitsmöglichkeiten in die Stadt gezogen und dann auf der Straße gelandet, teils sind sie alleine geflüchtet, weil sie aus Familien kamen, die sehr gewalttätig mit ihnen umgegangen sind“. Angesichts dieser Situation entstand die Idee direkt in den Herkunftsdörfern der Kinder Projekte zu beginnen, um präventiv einen Beitrag zu leisten. So begann der Verein die Kreativschulen in den Bergen von Atoyac aufzubauen. „Die Arbeit am anderen Ende der Kette war dann bedeutend positiver und motivierender für mich, da die Kinder in den Dörfern bei all den Schwierigkeiten, die sie haben, doch noch in ihrem sozialen und familiären Netz eingebettet sind und es noch sehr viel mehr Hoffnung sowie Zukunftsperspektiven gibt, als bei jenen Kindern, die in einer absolut hoffnungslosen Situation auf der Straße leben“.

Kraft und Freude

„Es ist immer wieder erstaunlich für mich, welche Kraft, Energie und Freude diese Kinder haben, obwohl ich immer wieder höre, mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben. Manchmal wirken sie wie kleine Erwachsene, die schon sehr viel erlebt haben, aber trotzdem ihre kindliche Unbeschwertheit für ein paar Stunden in der Kreativschule austoben wollen. Manchmal erzählen sie, dass der Vater oder die Mutter zum Arbeiten weggegangen ist und dass sie sich um ihre kleinen Geschwister kümmern müssen“. Positiv sei vor allem die Einsicht nach den Aufklärungsgesprächen über die Wichtigkeit von Schule und ehrlicher Arbeit. Meist würden die Kinder selbst sagen, dass es nicht gut ist, dass es diese Drogenkartelle gibt, sie nie Teil davon werden wollen und dass sie lieber ihren Traum verwirklichen wollen. „Oft sprechen sie davon, dass sie in ein Gymnasium gehen und Ärzte oder Lehrer werden wollen, um anderen Menschen zu helfen“, meint Karl.

 

Projekte

Neben der Kreativschule, wo 30 Kinder betreut werden, wird in Mexiko das Projekt einer Cafeteria unterstützt. Dort wird Kaffee von Bauern aus der Region verkauft. „Wir suchen jedoch auch nach Möglichkeiten diesen Kaffee nach Österreich zu bringen und hier Absatzmöglichkeiten zu finden“, erklärt Karl.


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