Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

„Das war’s“ – Schlusspunkt mit Schlusspointe

Leserartikel Eva Leutgeb, 25.09.2019 17:00

WEGSCHEID. „Das war“s“ – Mit einem Abschiedsfest am 12. Oktober um 17 Uhr schließt die von Clemens Feigel ins Leben berufene Galerie „Eremitage am Kamp“ endgültig ihre Türen. Fulminant zum Abschluss gibt es dazu eine Feuerperformance von Peter Berger.

Fotowettbewerb; Foto: privat
  1 / 5   Fotowettbewerb; Foto: privat

Mit seinen knapp 100 Einwohnern ist Wegscheid am Kamp selbst für das Waldviertel ein kleiner Ort. Hier eröffnete Clemens Feigel im Herbst 2014 seine Galerie Eremitage am Kamp. Im Spannungsverhältnis von Realität und Idylle sollte sie ein Platz für Projekte mit einer gewissen Kompromisslosigkeit und für Künstler mit einer Gelassenheit gegenüber dem eigenen Wahnsinn sein, so weiter in der Selbstdefinition.

Aus dem „ist“ wird ein „war“

„Die im romantisch-wilden Waldviertel gelegene Eremitage am Kamp ist ein Ort der Kontemplation, des konzentrierten, beschaulichen Sinnierens – begleitet von der morgendlichen und abendlichen Glocke der kleinen Kapelle am Fluss, dem Probealarm der Freiwilligen Feuerwehr und dem Gefechtslärm auf dem nahen Truppenübungsplatz der österreichischen Bundesregierung, angeeignet vom Dritten Reich.“ Noch kann diese Selbstbeschreibung des Kunstraums Eremitage am Kamp in Gegenwartsform gelesen werden, doch mit dem Abschiedsfest am 12. Okt. 2019 wird aus dem „ist“ ein „war“.

Information

  • Ort: Eremitage am Kamp, 3593 Wegscheid am Kamp, Nr. 14
  • Wann: Samstag, 12. Oktober 2019, 17 Uhr mit einer Feuerperformance von Peter Berger
  • Die Aussteller: Ausstellungsbeiträge von Eugen Plan, Hans Wörtl, Eva Eder N., Christoff Wiesinger, Jospeh Kühn, Robert Petschinka, Peter Kohl, Micha Wille, Harald Gfader, Sonia Gansterer, Stefania Zorzi (in Reihenfolge der Einzelausstellungen) 

In der ersten Ausstellung setzte Eugen Plan in „Diverse Werks“ schönen Müll in Szene. Eine Bildserie beginnend in den achtziger Jahren, die sich mit der Transformation und Ästhetik von Zurückgelassenem in der Natur auseinandersetzte. Fünf Jahre später widmet die Galerie auch die letzte Personale diesem radikalen Künstler: „AgitArt 1984 – 2019“ ist eine über Jahrzehnte gehende verstörende Abhandlung über Machtmissbrauch und der Bereitschaft des Einzelnen, sich diesem zu beugen. Aus aktuellem Anlass wurde die Ausstellung bis zur Nationalratswahl, 29. Sept. 2019, verlängert.

Abgang mit einer Feuer-Performance

Danach beendet die Galerie ihr Programm und zelebriert den Abgang mit einem Fest und einer Feuer-Performance von Peter Berger. Dieses Fest wird auch eine Danksagung an die Künstler, die mit ihren Einzelausstellungen zum Ruf der Eremitage am Kamp beigetragen haben. In einer ausgewählten Zusammenstellung ihrer Beiträge soll nochmals der Schwerpunkt des Kunstraums sichtbar werden: Subversion mit Qualität. Wobei diese Infragestellung bestehender Hierarchien und Ordnungen nicht laut oder provokant zu sein hatten, auch homöopathische Dosierungen durften hier mit feinen Schwingungen ihre Wirkung entfalten.

Schlusspunkt als Schlusspointe

Das Ende des Ausstellungsbetriebs kommt überraschend. Viele Besucher schätzten das Programm der Galerie und nahmen auch weite Anreisen in Kauf. Laut Eigentümer Clemens Feigel ist der Schlusspunkt auch als Schlusspointe zu sehen, als eine Hinterfragung des Galeriebetriebs überhaupt.

Es fehlt ihm insbesondere eine grundsätzliche Bereitschaft der Presse zu einer niveauvollen Berichterstattung. Selbst wenn über die Eremitage am Kamp in Printmedien, TV und Radio berichtet wurde, mussten die Vernissagen einen Eventcharakter aufweisen und von angekündigter Prominenz besucht werden, um die Aufmerksamkeit der überregionalen Presse zu erhalten. Lokale Medien bestanden wiederum auf das obligate Bild von Künstler/Künstlerin, Galerist, Besucher drapiert vor einem so nicht mehr wahrzunehmenden Kunstwerk. Das Werk und dessen Aussage besprochen zu sehen, war dagegen schwer zu erreichen. Es geht ohne entsprechendem Werbebudget, welches unter dem Mantel „Medienkooperation“ die Zugänge zur Presse öffnet, inzwischen wenig. Als Konsequenz wurde die Pressearbeit von der Galerie vor zwei Jahren eingestellt.

Ausschließlich private Finanzierung

Die Errichtung und der laufende Betrieb des Kunstraums wurden ausschließlich privat finanziert. Der Sponsor aus dem Bereich der Unternehmensberatung war nun auch mit einer Kosten-Nutzen-Analyse hilfreich. In Verantwortung gegenüber den eingesetzten Geldmitteln und dem erbrachten Zeitaufwand, erfolgt daher nach fünf Jahren die Einstellung des laufenden Galeriebetriebs. In den Mittelpunkt rückt stattdessen die Sammlung Feigel. Hier wird der Pflege von Überlassungen des Gesamtwerks von Künstlern mehr Aufmerksamkeit zukommen und weiter gezielt in Ankäufe investiert werden. In der langfristigen Ausrichtung und intensiven Auseinandersetzung löst sich die Sammlung noch mehr von Marktströmungen und geht abseits der Berichterstattungen unbeirrt eigene Wege.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden