„Und plötzlich werden ‚komische‘ Verhaltensweisen von Kindern erklärbar“
PURGSTALL. Zu wild, zu fest, zu grob – der kleine, tollpatschige Bär Bummbumm spürt sich nicht – und steht im Mittelpunkt des Bilderbuches von Isolde Fehringer und Klaus Ebenhöh. Tips besuchte die Autorin, um mit ihr über das „Herzenswunschprojekt“ zu sprechen.
Tips: Warum spürt sich denn der Bär Bummbumm nicht?
Isolde Fehringer: Bummbumm hat eine Form von insgesamt fünf möglichen Wahrnehmungsschwächen. Bummbumm spürt sich nicht so gut und macht daher auch komische Sachen, wie setzt sich neben den Sessel oder ist zu wild und ungestüm. Das Buch eignet sich, um erstmals mit dem Thema „Wahrnehmungsschwäche“ in Berührung zu kommen. Wenn sich der Alltag mit einem Bummbumm herausfordernd gestaltet, besteht die Möglichkeit, weitere Hilfe zu suchen. Das Buch eignet sich zum Aufarbeiten im familiären Rahmen sowie in Kindergartengruppen oder zum Auflegen in einer fachspezifischen Praxis.
Tips: Das Buch handelt von Wahrnehmungsschwächen – war es einfach, einen Verlag dafür zu finden?
Isolde Fehringer: Überraschenderweise nicht. Wir haben zunächst ein Konzept erarbeitet und an mehrere Verlage geschickt. Richard Pils vom Verlag Bibliothek der Provinz hat sich gleich dafür interessiert. Als wir es fertig hatten, sagte er fix zu, aber wir dachten, dass die Veröfftentlichung noch dauern würde. Wir freuten uns alle sehr, als wir es dann noch vor dem Weihnachtsfest in den Händen halten durften. Es wurden 300 Stück aufgelegt.
Tips: Von der Idee bis zum Bilderbuch, wie lange dauerte dieser Prozess?
Isolde Fehringer: Die Idee zum Buch gibt es schon seit fünf Jahren. Klaus Ebenhöh und mich verbindet seit Jahren eine Freundschaft. Ich bin Ergotherapeutin – Klaus kennt meinen Beruf und fand die Idee super, ein Kinderbuch mit dem Schwerpunkt Ergotherapie herauszubringen.
Tips: Wer übernahm welchen Part bei der Umsetzung des Buches?
Isolde Fehringer: Der fachliche Hintergrund und das Grundgerüst stammen von mir. Klaus Ebenhöh hat Publizistik studiert und bereits Bücher veröffentlicht – er hat den Text ausgearbeitet. Daniel Spreitzer war für die Illustration zuständig. Summa summarum ist es ein Gemeinschaftsprojekt, wo jeder seine Ideen einbrachte – so änderte sich zum Beispiel auch die Illustration der Figuren.
Tips: Gibt es ein Beispiel dafür?
Isolde Fehringer: Ja, zum Beispiel der Hauptcharakter Bär Bummbumm. Dieser wurde zunächst mit dünneren Beinen illustriert. Nun hat er dicke Beine, da dies authentischer ist und auch besser zur Figur passt. Während des Entstehungsprozesses beeinflussten wir drei uns immer wieder gegenseitig. Tips: Was macht denn das Buch so einzigartig?Isolde Fehringer: Es behandelt das spannende Thema in dieser Form zum ersten Mal. Fesselnd deshalb, weil „komische“ Verhaltensweisen von Kindern plötzlich ganz einfach erklärbar werden. Wussten Sie, dass Schreibschwierigkeiten daher kommen können, weil man als Kleinkind nie gelernt hat, Arme und Beine über die Körpermitte zu kreuzen? Oder dass manche Kinder anderen Kindern nur deshalb weh tun, weil sie sich selbst nicht genug spüren? Ich kenne diese Verhaltensweisen aus meiner Arbeit als Ergotherapeutin sehr gut.
Tips: Worauf legten Sie bei der Arbeit das Hauptaugenmerk?
Isolde Fehringer: Mir war es besonders wichtig, für sich selbst sprechende Bilder begleitend zum Text zu publizieren. Das ist gerade für die jüngeren Kinder besonders wichtig. Sie sollen auch eine Idee davon bekommen können, wohin die Reise geht – und auch davon, dass es einer nur gut meint und das eben für jemand anderen schon zu viel sein kann. Das kann man auch auf Missverständnisse umlegen, die auch im Alltag auftreten. Wir stehen alle am selben Platz, haben aber andere Perspektiven auf die Sicht der Dinge. Ich habe Klaus immer wieder von Verhaltensweisen erzählt und er meinte, dass man das ja auch auf Erwachsene umlegen kann.
Tips: Was schätzen Sie besonders an der Illustration von Daniel Spreitzer?
Isolde Fehringer: Ich mag den Perspektivenwechsel. Zuerst steht der Bär Bummbumm für sich alleine im Mittelpunkt, im Kreis der anderen Tierkinder. Dann wieder ist der Bär alleine im Wald und fühlt sich verloren. Doch wenn man das Bild betrachtet, merkt man, dass er eigentlich gar nicht alleine ist.
Tips: Wie empfanden Sie die Buchpräsentation?
Isolde Fehringer: Es war sehr aufregend, sein eigenes Buch vorzustellen. Es waren zahlreiche Freunde, Kindergärtnerinnen und Sonderpädagogen anwesend. Wir haben über den Werdegang des Buches gesprochen und den Hintergrund erzählt.
Tips: Sind weitere Projekte geplant?
Isolde Fehringer: Ja, es gibt bereits Ideen für ein weiteres Projekt. Mehr möchte ich jedoch zum gegebenen Zeitpunkt noch nicht verraten.
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