Biobauern züchten seltene Wildtruthühner auf Selbstversorgerhof in Pyhra
PYHRA. „Zurück zu den Wurzeln“ dachten sich Martin Trümmel und Alois Lashofer, als sie vor drei Jahren auf dem Pitzelsbergerhof, einem kleinen Bauernhof in Atzling, mit der Zucht von kanadischen Wildtruthühnern begannen. 180 Jungtiere leben inzwischen auf einem eineinhalb Hektar großen, eingezäunten Bereich, in dem sie trotz des kalten Wetters vergnügt herumlaufen. Dass sie nur mehr wenige Wochen zu leben haben, wissen sie allerdings noch nicht.
Zur Truthahnzucht kamen Trümmel und Lashofer rein zufällig. Ein privater Halter hatten ihnen drei Tiere aus seiner Zucht überlassen, worauf die beiden beschlossen, sich noch mehr zu besorgen. „Uns ist aufgefallen, dass es in der Geflügel-Wirtschaft überall dieselben Rassen, aber keine Bio-Rasse gibt. Wir wollten das ändern und haben uns nach der ursprünglichen Rasse umgesehen“, erinnert sich Trümmel zurück. Einfach war und ist es allerdings nicht, in Europa an echte Wildputen zu kommen.
Nachwuchs lebt getrennt von den Eltern-Tieren
Nach mühevoller Recherchearbeit konnten die beiden Tiere aus Zoo-Restbeständen aus dem Burgenland, von privaten Haltern und für die Jagd ausgewilderte Truthähne aus Deutschland zukaufen. Mittlerweile besitzen Trümmel und Lashofer einen Zuchtstamm von 30 Truthühnern, die in einem von den Jungtieren getrennten Bereich leben und dort Nachwuchs zeugen.
Keine hochgezüchteten Primärhybriden
Im Frühling schlüpfen die Küken aus ihren Eiern. Anders als bei Artgenossen in großen Zuchtbetrieben wird den Jungtieren am Pitzelsbergerhof doppelt so viel Zeit zum Wachsen gelassen, wodurch sie intramuskuläres Fett ansetzen können. Durch den Auslauf und die tägliche Bewegung ist das Muskelfleisch der Wildputen nicht weiß, sondern dunkel. Der Brustfleischanteil ist weit geringer, und vom Gewicht her wiegen sie nur etwa ein Drittel der Puten in Massentierhaltung. „Wir wollen mit unserer Arbeit ein Bewusstsein für einen Mittelweg zwischen den hochgezüchteten Primärhybriden und der Wildpute schaffen, der der völligen Kommerzialisierung der Schöpfung, wie es in den Zuchtbetrieben der Fall ist, entgegenwirkt“, meint Trümmel kritisch.
Verkauf an Private und Gastronomen
Zu fressen finden die Wildtruthühner auf dem Hof, der einst Lashofers Großeltern gehörte, genug. Auf dem Gelände, das auch ein kleines Waldstück enthält und das sie sich mit Nandus (Laufvögel aus Südamerika) teilen, wachsen Obstbäume und Sträucher, wo sie sich von Fallobst, Eicheln und Insekten ernähren. Zusätzlich erhalten sie eine Körnermischung, die kein Soja enthält. Geschlachtet werden die Wildputen kurz vor Weihnachten und nicht wie in großen Zuchtbetrieben schon wenige Monate nach dem Schlüpfen. Darauf werden sie an Privatkunden und ausgewählte Gastronomen verkauft.
Partner für die Zucht
Beim Schlachten achten Trümmel und Lashofer darauf, dass die Tiere keinen Stress haben. Um die Fleischqualität hoch zu halten, werden die Truthühner trocken ohne heißem Wasser und Maschinen gerupft. „Danach lassen wir sie noch einige Tage hängen, damit das Fleisch besser wird“, erklärt Trümmel. Dass ihre Truthühner nicht für den Massenmarkt geeignet sind, ist Trümmel und Lashofer bewusst, aber auch nicht ihr erklärtes Ziel. Dennoch wollen sich die beiden in Zukunft Partner suchen, die sie bei der Zucht unterstützen. An Ideen wird derzeit noch getüftelt.
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