SVR-Geschäftsführer Sport Fiala: „Dass Spieler zu größeren Vereinen gehen, ist eine Konsequenz von guter Arbeit“
RIED. Mit Wolfgang Fiala, Geschäftsführer Sport der SV Guntamatic Ried, sprach Tips über Strategien in der Fußballakademie und im Scouting.
Tips: Wie sieht die langfristige Strategie des Vereins in Bezug auf die Fußballakademie aus und welche Ziele werden dabei verfolgt?
Fiala: Ried stand in der Vergangenheit immer dafür, eine Plattform für junge Spieler zu sein. Da wollen wir den Verein wieder hinbringen. Wir wollen von den Profis über die Jungen Wikinger bis zur Akademie eine einheitliche Art und Weise haben, wie wir die Dinge angehen und dadurch die Durchlässigkeit erhöhen.
Das Ziel für die Spieler ist, möglichst viele in den Profifußball zu bekommen und dass sie daneben eine Ausbildung beenden. Im Idealfall bei unseren Profis, im zweiten Idealfall so, dass wir mit dem Spieler Geld verdienen.
Wir wollen Spieler ausbilden, die fußballerisch gut ausgebildet sind, aber vor allem die Persönlichkeit haben, auch im „normalen“ Leben Erfolg zu haben, Hindernisse zu überwinden, mit Rückschlägen umgehen, fleißig und diszipliniert zu sein und dabei den Spaß nicht zu verlieren.
Dass die Spieler irgendwann zu größeren Vereinen gehen, ist eine Konsequenz von guter Arbeit. Wir brauchen auch nicht darüber diskutieren, dass wir nicht das Ende der Nahrungskette sind.
Zwei gegensätzliche Beispiele sind Arjan Malic und Marcel Ziegl. Beide haben früh bei den Profis debütiert. Der eine hat lange bei Ried gespielt, der andere hat jetzt den Wechsel gewagt. Das sind beides tolle Karrieren, die unseren Zielen entsprechen. Wichtig ist natürlich, dass der Verein bei einem Verkauf partizipiert.
Tips: Bezieht sich die einheitliche Vorgangsweise auch auf die Spielweise?
Fiala: Ja, denn diese Einheitlichkeit macht es auch für die Spieler einfacher, von der U18 zu den jungen Wikingern oder zu den Profis zu wechseln. Wenn dort große Unterschiede bestehen, braucht man sich nicht wundern, wenn junge Spieler lange Adaptionszeiten brauchen.
Wir wollen den Spielern diesen Anker und Halt geben, dass sie zumindest das Verhalten auf dem Platz nicht verändern müssen. Natürlich trainieren wir bei den Profis anders als bei der U14. Aber wenn ich eine Verhaltensweise schon 5.000 Mal angewendet habe, tu ich mich auch bei den Profis leichter.
Tips: Was sind bei der Kaderzusammenstellung die wichtigsten Kriterien?
Fiala: Es ist gut, wenn du eine gewisse Grundformation hast, damit du Klarheit hast, was du brauchst, und dass du gewisse Spielerrollen hast. Es braucht eine Hierarchie in der Mannschaft, bei der jeder seine Rolle kennt. Diese Rollen innerhalb der Mannschaft auszusprechen, ist sehr wichtig. Für uns ist auch wichtig, immer ein paar Plätze für Akademiespieler zu haben.
Tips:Wer trifft die Entscheidung über neue Spieler?
Fiala: Das ist unterschiedlich. Es gibt zwei Perspektiven: eine sportliche Sichtweise, und einer muss es bezahlen. Der Trainer hat natürlich den höheren Fokus darauf, dass es sportlich passt, und der Sportdirektor hat den Mix, dass es sportlich und zum Kader passt und finanziell realisierbar ist. Im Idealfall schaffen wir die Symbiose aus beiden Sichtweisen.
Tips: Gerade bei kleineren Vereinen ist es besonders wichtig, dass die Spieler charakterlich passen. Wie finden Sie das heraus?
Fiala: Die Fußballwelt, gerade in Österreich, ist ja nicht so groß. Man macht Videocalls, hat persönliche Treffen. Entscheidend ist der Kontext. Ein Charakter, der zu einem Verein nicht passt, passt vielleicht zu uns. Welche Rolle sucht man gerade – einen Führungsspieler, einen Herausforderer, einen Stammspieler, der keine besonderen Führungsaufgaben bekommt. Ist die Mannschaft zu nett? Da muss man wissen, was man braucht.
Dann holt man Informationen ein über Kontakte und das persönliche Netzwerk, das man hat, schaut sich an, wie er sich auf Social Media präsentiert. Dann bekommt man ein Gesamtbild aus persönlichen Gesprächen, externen Infos und den Sachen, die Menschen freiwillig über sich preisgeben. Der kulturelle Background kann entscheidend sein oder die Sprache. Wenn ich in Ried neun Spieler habe, die kein Deutsch sprechen, habe ich ein Problem. Aber auch bei uns gibt es englische Übersetzungen.
Tips:Wer macht bei der SVR das Scouting?
Fiala: Das machen mein Kollege Lukas Brandl und ich, und wir haben zwei Personen, die für uns Spiele beobachten. Gerhard Schweitzer ist der beste im Live-Scouting, weil er mit seiner Erfahrung persönliche Eindrücke am Platz beobachten und schildern kann, die vielleicht ein anderer gar nicht sieht. Was macht der Spieler bei einer Auswechslung, wie geht er auf dem Platz mit den eigenen Spielern und dem Schiedsrichter um?
Tips: Bekommen Sie oft Angebote von Spielerberatern?
Fiala: Ja, sehr viele. Da geht es dann mehr um die Filterung von Daten – grundsätzliche Parameter sind Gehalt, Alter und fußballinhaltliche Daten. Ein sehr guter Spieler bei einer Mannschaft kann ein mittelmäßiger Spieler bei einer anderen Mannschaft sein. Die Daten können mir helfen, den Kandidatenkreis kleiner zu machen. Wie die Menschen zusammenpassen, kann man im Vorhinein schwer einschätzen, aber je mehr Gedanken man sich macht, desto besser weiß ich, was innerhalb meines Rahmens liegt.
Tips:Wenn sich junge Burschen für die AKA bewerben: Welche Eigenschaften brauchen sie?
Fiala: Was immer wichtiger wird, neben dem, was ich vorher zur Persönlichkeit gesagt habe, ist das athletische Profil des Spielers: wie schnell ist er, wie groß wird er, wie ist er muskulär ausgeprägt? Was sind seine technischen Fähigkeiten - die sollten mit 14 oder 15 zu einem gewissen Maß ausgebildet sein. Persönlichkeit, Athletik, Technik, Spielverständnis und der Entwicklungsstand sind die wichtigsten Parameter.
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