Schwarz-Grün: Christian Ritscher: „Wir bereiten die Burschen in der Aka aufs Leben vor“
RIED. Christopher Ritscher ist der neue sportliche Leiter der Fußballakademie der SV Ried. Obwohl er erst 35 Jahre alt ist, hat er schon 15 Jahre Erfahrung als Trainer. Tips sprach mit ihm über seinen neuen Job.
Ritscher begann mit dem Fußballspielen bereits mit fünf Jahren bei seinem Heimatverein in Dellach im Drautal (Kärnten) und arbeitete sich bis in die Kampfmannschaft vor. Schon mit knapp 20 Jahren übernahm er seine erste Stelle als Co-Trainer: Zusammen mit seinem Vater trainierte er die U10 des Vereins, später andere Jugendmannschaften bis zur U14. „Damals habe ich gemerkt, dass mir der Trainerjob Spaß macht“, sagt er. Folgerichtig absolvierte er verschiedene Trainerausbildungen. Aktuell hat er die UEFA-A und die Elite-Ausbildung, sein Ziel ist die Pro-Lizenz.
Ritscher beendete seine Spielerkarriere mit 25 Jahren – „ohne Verletzung“, wie er betont – und übernahm die Kampfmannschaft als damals jüngster Trainer in der Kärntner Unterliga (entspricht der oberösterreichischen Landesliga). Nach einem Wechsel zur U15 des SV Triestach kam er mit 28 Jahren zum LAZ in Lienz, wo er erst Individualtrainer war und das er dann sechs Jahre lang leitete. Von dort wechselte er im Sommer zur Rieder Fußballakademie.
Christopher Ritscher ist ein Wochenend-Pendler. Er hat eine kleine Wohnung in Ried, seine Lebensgefährtin, der dreieinhalbjährige Sohn und zwei Hunde leben aber noch in Lienz. Die Entscheidung, nach Ried zu gehen, habe er sich nicht leicht gemacht, sagt er, er sei aber auch von seiner Freundin dazu motiviert worden.
Tips: Wie kam es zu Ihrem Wechsel zur Fußballakademie der SV Ried?
Ritscher: Das ist auch auf die Trainerausbildung zurückzuführen. In den verschiedenen Lehrgängen lernt man viele Leute kennen und vergrößert sein Netzwerk. 2022 habe ich Clemens Zulehner, meinen Vorgänger in der Aka, und Wolfgang Benezeder kennengelernt. Wir haben uns gleich gut verstanden und sind in Kontakt geblieben. Im April/Mai wurde ich gefragt, ob ich mich für den Job in Ried interessiere. Das war für mich ein großer Schritt, auch weil die Arbeit sehr fordernd ist. Aber ich wurde hier ganz toll aufgenommen: ich bin seit drei Monaten hier und fühle mich, als ob ich zehn Jahre da wäre.
Tips: Was sind Ihre Verantwortungsbereiche in der Akademie?
Ritscher: Im Gegensatz zur bisherigen Aka-Leitung gibt es jetzt eine Person für die sportlichen Themen – das bin ich – und eine für die administrativen Themen – das ist Armin Hörmanseder. Ich bin verantwortlich für die Zusammenstellung der drei Kader und die Trainingsinhalte, bin Ansprechpartner für die Trainer, mache die Vorbereitungen für Testspiele und bin auch verantwortlich für die Wochenend-Besprechungen, bei denen wir montags über die Spiele vom Wochenende reden. Am Platz bin ich nur hin und wieder, das fehlt mir manchmal.
Tips: Wie sehen Sie die Rolle der Aka Ried innerhalb des österreichischen Nachwuchsfußballs?
Ritscher: Die Rieder Aka ist österreichweit bekannt dafür, dass hier die Entwicklung der Spieler im Mittelpunkt steht. Das hat mich auch an der Aufgabe gereizt. Wenn sie fußballerisch überzeugen, geben wir auch Spielern eine Chance, die körperlich noch nicht so weit entwickelt sind. Viele Spieler, die sich in jungen Jahren durchbeißen müssen, erwerben dadurch Fähigkeiten, die ihnen später sehr nützlich sind; Kevin De Bruyne, Vitinha oder Messi sind ein paar Beispiele. Die Aka besticht auch durch ein familiäres Umfeld, da ragt sie heraus. Die Durchlässigkeit vom LAZ über die Aka und die Jungen Wikinger zu den Profis und der regelmäßige und enge Austausch im Verein mit den Profi-Trainern sind einzigartig.
Tips: Was möchten Sie den jungen Spielern neben der fußballerischen Ausbildung vermitteln?
Ritscher: Fußball ist für mich der schönste Sport, aber sie müssen auch andere Dinge erledigen. Wir erklären allen, auch den Eltern, dass wir die Burschen in erster Linie als Menschen aufs Leben vorbereiten. Sie kommen ja meistens als Kinder mit etwa 14 Jahren und gehen als junge Erwachsene mit 18 oder 19. Wichtig ist, dass die Burschen den höchstmöglichen Schulabschluss bekommen. Da ist unser pädagogischer Leiter Julian Gadermaier eine große Hilfe. Wir bieten auch Lernbetreuung an, die in der U15 Pflicht und später ein Angebot ist.
Tips: Zum Abschluss: Was würden Sie einem jungen Spieler raten, der davon träumt, den Sprung in den Profifußball zu schaffen?
Ritscher: Er soll sich nicht zu viel einreden lassen, was er nicht kann. Er sollte sich stetig den höchstmöglichen Herausforderungen stellen. Es muss der Anspruch sein, sich stetig zu verbessern und beim täglichen Training alles aus dem Tank herauszuholen – der Tank muss am Ende des Trainings leer sein. Mit genug Schlaf und guter Ernährung kann man den wieder laden. Er muss auch lernen, dass Rückschläge dazu gehören. Es gibt heute kaum noch Talente, die nicht erkannt werden, und durch Social Media ist jeder auf dem Präsentierteller. Entscheidend ist aber das Mindset. Ein junger Spieler darf sich nicht zu sehr darauf verlassen, was im Handy passiert.
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