Amoklauf: „Wir müssen davon ausgehen, dass der Täter noch am Leben ist, und er ist gefährlich“
ALTENFELDEN/KIRCHBERG OB DER DONAU/ARNREIT. (Update) Ein Großaufgebot der Polizei hat auch in der Nacht auf Dienstag nach dem flüchtigen mutmaßlichen Todesschützen gesucht, von ihm fehlt weiter jede Spur. Die Polizei hat in einer Pressekonferenz Details bekannt gegeben. Landespolizeidirektor-Stellvertreter Rudolf Keplinger: „Wir müssen davon ausgehen, dass der Täter noch am Leben ist, und er ist gefährlich.“ 50 Personen stehen unter Polizeischutz. Update: Das Obduktionsergebnis liegt vor.
Update (21 Uhr): Dienstagabend lag das Obduktionsergebnis vor. Von Ulrike Breitenebner, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Linz, wurde dies am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz in Linz angekündigt. Beide Opfer starben laut Medienberichten durch Kopfschüsse. So sei Bürgermeister Franz Hofer von drei Schüssen durch eine Faustfeuerwaffe getroffen worden, bevor er versuchte, über eine Wiese zu flüchten. Der tödliche Schuss aus einer Langwaffe traf ihn am Kopf. Das zweite Opfer, pensionierter Polizist und ehemaliger Jagdleiter aus Arnreit, sei mit einem Schuss aus einer Faustfeuerwaffe aus kurzer Distanz in den Kopf getötet worden.
Ursprünglicher Artikel:
Auch bei der nächtlichen Suche von Montag auf Dienstag nach dem mutmaßlichen Todesschützen, dem 56-jährige Roland Drexler, kamen unter anderem Hubschrauber, Drohnen und Spürhunde zum Einsatz.
Am Dienstag gab die Polizei bei einer Pressekonferenz in Linz Details bekannt.
Landespolizeidirektor-Stellvertreter Rudolf Keplinger: „Bei der Polizei ist um kurz vor halb 9 ein Notruf eingelangt, daraufhin ist sofort die Großaktion der Polizei angelaufen.“ Der Tatverdacht sei rasch auf den Beschuldigten gefallen, ein mögliches jagdrechtliches Motiv habe sich rasch herausgestellt.
Wahrscheinlich zwei Langwaffen und Faustfeuerwaffe dabei
„Wahrscheinlich hat der Flüchtige zwei Langwaffen und eine Faustfeuerwaffe bei sich.“ Diese drei Waffen würden aus seinem legalen Bestand fehlen. „Weitere Waffen, die er legal besessen hat, sind mittlerweile sichergestellt“, so Kepplinger.
Sichergestellt worden sei bei einem seiner Nebenwohnsitze auch das Firmenauto des mutmaßlichen Täters, seine beiden Hunde wurden ebenfalls in einem seiner Wohnsitze vorgefunden. Der Flüchtige hat einen Hauptwohnsitz in Altenfelden und mehrere Nebenwohnsitze.
Alle im Einsatz befindlichen polizeilichen Kräfte werden von der Zentrale aus in Linz koordiniert, auch in Altenfelden befindet sich ein lokales Einsatzzentrum. Jede Stunde findet im Einsatzstab eine aktuelle Bewertung der Lage statt. Schwerpunkt der Suche liegt aktuell weiterhin im Umkreis der Tatorte. Gleich am Montag seien auch alle Bundesländer und Nachbarländer informiert worden, so Kepplinger.
50 Personen unter Schutz gestellt
Der Verdächtige dürfte auch mit weiteren Personen Probleme oder Streit haben, so Kepplinger. In Summe 50 Personen werden laut ihm einem gefährdeten Kreis zugerechnet. „Alle wurden und sind unter Polizeischutz gestellt bzw. an sicheren Örtlichkeiten“, so der Landespolizeidirektor-Stellvertreter.
Handypeilung ohne Erfolg
Eine Handypeilung war erfolglos, weil die zwei Handys des Mannes zurückgelassen gefunden wurden, nicht im Besitz des Verdächtigen sind, wie Kepplinger weiter ausführte.
Kräfte aus Niederösterreich und Salzburg unterstützen
Mehr als 250 Organe waren und sind vor Ort, von der Cobra über Zugriffsteams, schnelle Interventionsgruppen, Hundeführer, drei Hubschrauber, Drohnen, und auch eine Verhandlungsgruppe, sollte es zu einer telefonischen Kontaktaufnahme kommen.
Um die Einsatzkräfte zwischenzeitlich abzulösen, unterstützen Kräfte aus Niederösterreich und Salzburg, auch die Cobra aus anderen Bundesländern.
„Ich möchte ganz bewusst den Einsatzkräften danken, denn wie gefährlich so eine Situation sein kann, haben wir noch mit Annaberg in Erinnerung. Großer Dank gilt auch der Bevölkerung, die hervorragend mit uns zusammenarbeitet.“
Zwei Schüsse: Bürgermeister offensichtlich verfolgt oder abgepasst
Der Leiter des Landeskriminalamtes Gottfried Mitterlehner führt Details zum Tatgeschehen aus: „Tatort eins war in Altenfelden, Fraunschlag 3, um 8.15 Uhr ist der 64-jährige Franz Hofer, Bürgermeister und Jagdleiter im Gemeindegebiet Kirchberg ob der Donau, durch zwei Schüsse getroffen worden. Er war am Weg zu einem Fußpflegeinstitut. Offensichtlich ist er vom Täter verfolgt oder abgepasst worden.“
Zeugenaussagen würden in die Richtung gehen, dass beide gleichzeitig aus dem Auto gestiegen sind und der Täter „ohne weitere Gespräche auf den Bürgermeister geschossen hat, einmal. Der Bürgermeister ist über eine Wiese geflüchtet, wurde kurz vom Täter verfolgt, der Täter ist umgekehrt, hat von seinem Fahrzeug eine Langwaffe geholt, ist ihm in weiterer Folge gefolgt und hat ihn tödlich mit einem zweiten Schuss verletzt.“
Anschließend sei er zum Fahrzeug zurück und direkt zum nächsten Tatort gefahren, in Arnreit. „Dort hat er gegen 8.45 Uhr den in Ruhestand befindlichen Polizisten und ehemaligen Jagdleiter im Wohnzimmer überrascht. Das Haus war unversperrt.“ Er habe ihn mit einem gezielten Schuss getötet.
Anschließend sei er mit dem Auto in Richtung B127 geflüchtet, „ab diesem Zeitpunkt wissen wir nicht, wo er sich aufhält.“
Staatsanwaltschaft: „Unbeschriebenes Blatt“
Bei der Staatsanwaltschaft sei der Beschuldigte bislang nicht in Erscheinung getreten, führt Staatsanwältin Ulrike Breiteneder aus. „Es gibt weder eine Vorstrafe noch bisher eine Anzeige, auch keine wegen Eingriffe in fremdes Jagdrecht oder wegen Tierquälerei. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft ist er ein völlig unbeschriebenes Blatt.“
Für Dienstag ist die Obduktion der beiden Todesopfer angeordnet, diese werde im Laufe des Tages vorgenommen, so Breiteneder.
Streit um Jagdthemen mögliches Motiv
Zum Hintergrund des Motives sei man gerade dabei, die jagdlichen Aspekte zu prüfen, so Mitterlehner. Es habe im Jahr 2024 zwei Meldungen wegen jagdrechtlicher Vergehen bei den Behörden gegeben, von den beiden Opfern. Eine im Frühjahr, eine am 22. Oktober, vom Bürgermeister als Jagleiter. Bei letzterer sei es um eine weidmännisch unsachgerechte Schwarzwildfütterung gegangen.
Der mutmaßliche Täter ist im Besitz eines Jagdscheines, „es gab keine unmittelbare Verfügung, was die Jagdkarte betroffen hätte.“
Appell: Notruf wählen
Keplinger: „Wir danken für jeden Hinweis, auch wenn er nicht zielführend ist. Unser Appell weiterhin: Wenn nur irgendwie ein Verdacht sein könnte, bitte unverzüglich über den Notruf die Polizei verständigen, auf keinen Fall selbst Kontakt mit dem Flüchtigen aufnehmen, sondern die Polizei verständigen.“
Die Polizeiwarnung von Montag: „Der 56-jährige Roland Drexler wird verdächtigt, Montagmorgen im Bezirk Rohrbach zwei männliche Personen getötet zu haben. Der 56-Jährige dürfte mit einem silbernen VW Caddy mit dem Kennzeichen RO-231 EL unterwegs sein. Der Mann dürfte äußerst gefährlich und bewaffnet sein. Bei Sichtung des Mannes bitte unbedingt den Notruf wählen und nicht selber Kontakt mit ihm aufnehmen.“
Waldgebiete meiden
Die Polizei bittet auch, im gesamten Bezirk Rohrbach Aufenthalte besonders in Waldgebiete zu vermeiden, auch um die Einsatzkräfte nicht bei der Arbeit zu behindern. Die BH Rohrbach habe laut Keplinger auch eine „Art Jagdverbot“ im betroffenen Gebiet erlassen.
Mehr lesen: Cobra nach tödlichen Schüssen im Bezirk Rohrbach im Einsatz
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