38 tote Hunde - "Habe nie absichtlich Tiere gequält"
BEZIRK SCHÄRDING/LOCHEN. Im Fall einer 63-jährigen Frau, die beschuldigt wird insgesamt 38 Hunde auf ihrem Anwesen im Bezirk Schärding verhungern und verdursten zu lassen, ging der Prozess in die zweite Runde. Die Verhandlung musste im Dezember wegen weiterer Zeugen vertagt werden. Damals bestritt die Frau alle Vorwürfe und behauptete, dass „die Hunde sind alle gut versorgt worden“ seien.
Welche Szenen sich zwischen April und November 2014 am Hof der ehemals als Hundeexpertin bekannten Frau abgespielt haben müssen, erscheint durch die Aussagen der Zeugen deutlicher, lässt sich aber dennoch nur erahnen. Beim zweiten Verhandlungstag wurde ein Tierarzt geladen, der im Juni des besagten Jahres bei der 63-jährigen und ihren Hunden Nachschau hielt. „Mir wurde anfänglich der Zutritt zum Haus verwehrt. Ich habe allerdings intensiven Kot und Harngeruch wahrgenommen“, erklärt der 52-jährige. Als er schließlich doch gemeinsam mit der Frau das Haus betreten durfte, bot sich ihm ein Bild zwischen Müll und Dreck. „Ohne Gummistiefel hätte man den Gangbereich nicht betereten können“, schildert der Zeuge. Die Frau hätte ihm dann fünf bis sechs Hunde gezeigt, die in gutem Zustand gewesen seien. Bei dieser Begehung bekam der Tierarzt nur gewisse Bereich zu Gesicht, vor dem Betreten eines Raum wurde er von der 63-jährigen gewarnt. „Der Hund da drinnen ist gefährlich, er kann töten“. Bei einer späteren Begehung fand man in diesem Raum mehrere Hundeboxen, übereinander gestapelt, mit mehreren verendeten Hunden. „Wäre ich damals doch in den Raum gegangen, ich hatte die Türschnalle bereits in der Hand“, erklärt der Tierarzt.
Im November wurde schließlich das ganze Ausmaß der Tragödie sichtbar. Zuvor versuchte sich die Frau allerdings noch dagegen zu wehren. „Sie fing an zu schreien und hatte versucht einen Polizisten zu beißen“, schildert ein Zeuge in Vertretung für die zuständige Behörde, der Bezirkshauptmannschaft Schärding. „Es war immer nur die Rede von wenigen, schwierigen Hunden. Von einer massenhaften Tierhaltung war nie die Rede“, erklärt der Zeuge. Bei einer Nachschau im allen Räumlichkeiten des Hauses wurden insgesamt 38 tote Hunde entdeckt. Alle seien in unterschiedlichen Verwesungsstadien aufgefunden worden. „Das waren Hunde dabei, die sind sicher nicht innerhalb ein paar Wochen gestorben“, erklärt der Tierarzt. Die 63-jährige erklärte bei der Verhandlung im Dezember, dass die Hälfte der Hunde verstorben sei, während sie für einen Tag im Krankenhaus war. „Das ist unmöglich. Kein Hund stirbt an einem Tag ohne Futter oder Wasser“, meint der Zeuge. Er hätte zudem Unmegen von Hundefutter im gesamten Haus verteilt aufgefunden. „Und dennoch waren die Hunde abgemagert bis auf die Knochen“, erklärt der 52-jährige Tierarzt. „Mein Schluss war, dass sie einfach nicht mehr Herr der Lage ist“.
Dem Vorwurf der Tierquälerei will die 63-jährige nicht auf sich sitzen lassen: „Ich habe in 35 Jahren nie absichtlich Tiere gequält“, erklärt sie. Auf Nachfrage von Richter Josef Lautner, wie es dann sein könne, dass schließlich 38 Hunde tot sind, schwieg die Angeklagte. Sie gab zu etwas falsch gemacht zu haben und Hunde verbotenerweise dauerhaft in Transportboxen zu sperren, konnte oder wollte dafür jedoch keine Begründung liefern.
Die Verhandlung wurde auf frühestens Juni vertagt, da erst dann die Hauptzeugin der Betrugsanklage aus Taiwan zurückkehre.
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